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Warum die NCAA jetzt eine Super-League-Division gründen will

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Colleges bezahlen ihre Footballspieler nicht. Das gilt schon seit gut einem Jahrhundert. Seit 2,5 Jahren können Spieler mit ihrem Namen, ihren Bildern und ihrer Berühmtheit (Name, Image, Likeness) Geld verdienen. Dass Unis ihre Student Athletes direkt bezahlen, galt trotzdem weiterhin als absolutes No-Go. Nach einem neuen Vorschlag von NCAA-Präsident Charlie Baker soll sich das bald ändern.

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Der Super-League-Plan

In einem Brief an die Division-I-Schulen legte der NCAA-Präsident seine Vorschläge dar. Die zwei Hauptgedanken:

  1. Schulen sollen mit ihren Student Athletes direkt NIL-Deals eingehen können – ohne eine Obergrenze einhalten zu müssen.
  2. Eine neue Division-I-Subdivision soll gegründet werden. Die Colleges in dieser neuen Subdivision sollen ihre Regeln bezüglich NIL, Stipendien-Limits und Transfers selbst schaffen können. Zu diesem Vorschlag lieferte Baker Konkreteres.

Für Colleges, die an dieser – nennen wir sie Super-League-Subdivision – teilnehmen wollen, hat Baker schon konkrete Beitrittskriterien erdacht: Sie sollen für mindestens die Hälfte ihrer Athleten, mindestens 30.000 US-Dollar pro Athlet, pro Jahr in einen „Erweiterten Treuhandfonds für Bildung“ (enhanced educational trust fund) einzahlen. Das Geld aus diesem Fonds soll dann an die Spieler ausgezahlt werden. Die NCAA will nicht regeln, wie die Sportler dieses Geld aus dem Treuhandfonds ausgeben können. Schulen könnten das tun, wenn sie wollten.

Das Rechenbeispiel: Für 6.000.000 $ in die Super League

Colleges unterscheiden sich in der Zahl ihrer Athleten. Ein Rechenbeispiel im Brief des NCAA-Präsidenten: Eine Schule, mit 400 Sportlern, müsste mindestens 30.000 Dollar pro Jahr für mindestens 200 Athleten in den Treuhandfonds zahlen, um in diese neue Super-League-Subdivision zu kommen. Der Einstieg in die Super League kostet die Schule also mindestens sechs Millionen Dollar. Für die meisten Universitäten der aktuellen Power-5-, bald Power-4-Conferences sollte das machbar sein.

Es wird erwartet, dass der Treuhandfonds den Title-IX-Regeln unterliegen soll. Title-IX ist ein Abschnitt des „Education Amendments Act“, einem US-Bundesgesetz von 1972, das für Gleichberechtigung an US-Universitäten sorgen soll. Einige Medienberichten zu dem neuen Subdivision-Vorschlag interpretieren die Title-IX-Gebundenheit so, dass männliche und weibliche Athleten das gleiche „Gehalt“ aus dem Fonds beziehen müssten.

Versendet bemerkenswerte Briefe: NCAA-Präsident Charlie Baker
(Photo: Office of the Governor of Massachusetts)

Warum kommt die NCAA jetzt mit dieser Idee um die Ecke?

Es gibt mehrere Gründe, warum die NCAA ausgerechnet jetzt diese massive strukturelle Veränderung anschiebt. Zum einen befindet sich die NCAA seit Jahren in verschiedenen Gerichtsverfahren. In vielen geht es darum, wie Athleten an den Mega-Summen, die die Schulen vor allem mit College Football und Basketball verdienen, beteiligt werden sollten.

„Die Gerichte und andere öffentliche Einrichtungen diskutieren weiterhin Reformmaßnahmen, die in vielen Fällen Teile oder die gesamte College-Sportart ernsthaft schädigen würden. Daher ist es an der Zeit, dass wir – die NCAA – unseren eigenen zukunftsweisenden Rahmen anbieten“, schreibt Baker in seinem Brief: „Dieser Rahmen muss die besten Elemente der Erfahrung für alle Student Athletes aufrechterhalten, auf den finanziellen und organisatorischen Investitionen aufbauen, die die Entwicklung des Frauensports positiv verändert haben.“ Baker will also einen Rahmen schaffen, in dem Sportler bezahlt werden können, das aber unter den Title-IX-Kriterien passiert. Dafür hat die NCAA nämlich ihren ganz eigenen Grund…

Der Überlebenskampf der NCAA

Der NCAA geht es mittlerweile ums reine Überleben. College-Insider diskutieren im Grunde seit der Legalisierung von NIL-Deals, darüber, ob es möglich wäre, dass sich die Power-Conferences einfach von der NCAA abspalten. Deswegen dürften die Gedankenspiele von Baker wohl kaum einen Insider überraschen.

„Ich sehe, dass es eine Kluft gibt, in der es Leute gibt, die ihre Kids bezahlen und unterstützen können. Und es wird Schulen geben, die das nicht können“, sagte ein Basketball-Coach aus der SEC im August (!) dem Online-Medium On3: „Ich wäre überrascht, wenn es in den nächsten fünf Jahren nicht eine Division 1A und eine Division 1AA geben würde.“

Derselbe Coach weiter: „Jetzt haben die großen Schulen die ganze Macht durch die Fernsehgelder. Welche Rolle spielt eigentlich die NCAA? Kümmert sie sich um die Logistik des NCAA-Tournaments? Welchem Zweck dient sie wirklich, jetzt, da die Kids bezahlt und die Programme durch Fernsehverträge finanziert werden?“

Und jetzt? Wie gehts nach dem Vorschlag weiter?

Was letztlich nochmal wichtig ist, zu verdeutlichen: Das alles ist erstmal eine formlose Idee vom NCAA-Präsidenten. Die Idee wird jetzt mit Schulen und Conferences diskutiert und gegebenenfalls verfeinert. Schlussendlich muss er dann von mehreren NCAA-Gremien abgenickt werden.

Wahrscheinlich muss vor der Gründung dieser neuen Division-I-Subdivision sogar die Legislative in Washington D.C. einbezogen werden. Das alles kann noch Jahre dauern – auch wenn die NCAA seit Bakers Ernennung als Präsident diesen März etwas schneller zu arbeiten scheint.

Meine Meinung: Sportler dürften sich freuen

Auch wenn der Super-League-Vergleich zumindest vom Namen und der Idee her passt, hinkt er ein bisschen. Denn die Division I beinhaltet ja neben den FBS Teams auch die FCS Conferences. Und die Schulen in diesen beiden Subdivisions spielen ja jetzt schon in komplett unterschiedlichen Ligen – sowohl sportlich als auch finanziell.

Außerdem ist die Zahl der Universitäten, die sich den Eintritt in die College-Super-League leisten könnten, ziemlich groß. Einige Medienberichte gehen von 100 Unis aus, die ihre Athleten in so einem Konzept bezahlen würden. Schulen aus der Super-League-Subdivision dürften wohl überdies weiter gegen Schulen spielen, die sich die Teilnahme an ihr nicht leisten können.

Für die Athleten hört sich der Vorschlag erstmal nicht schlecht an. Ich bin immer noch voll und ganz dafür, dass diejenigen, die auf dem Feld oder dem Court die TV-Milliarden erarbeiten, ihren fairen Anteil bekommen. Und schlussendlich ist der Vorschlag nicht super überraschend. NIL erschütterte vor zwei Jahren die College-Sport-Landschaft. Die Anzahl der Gerichtsverfahren gegen die NCAA steigt gefühlt seit Jahren an. Vielen dürfte klar geworden sein, dass die College-Sport-Dachorganisation auf diese Entwicklungen reagieren muss. Am Ende bleibe ich auf jeden Fall gespannt, ob und wie der Vorschlag von Charlie Baker umgesetzt werden soll.

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Robert
Student, Fan der Florida Gators, Co-Editor von thecrunchtime.de. Mein Themengebiet wird vor allem College Football sein. Don't take everything seriously.

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