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NIL Landschaft – Was hat sich nach knapp 2 Monaten getan?

Lesedauer: 6 Min
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Am 1. Juli 2021 erlaubte die NCAA, dass Athleten und Athletinnen über ihr Name, Image und Likeness Geld verdienen dürfen. Mitte Juli habe ich einen Artikel über diese neue Regelung, die Formalitäten, den Weg zur Entscheidung der NCAA und die ersten Entwicklungen im NIL-Business geschrieben. Mein Fazit war, dass in den ersten Wochen die wirklich großen NIL Deals noch ausgeblieben sind.

Nach 2 Monaten in der NIL-Ära, möchte ich jetzt Revue passieren lassen, was sich bis hierhin getan hat.

Going with the Times

Im oben angesprochenen Artikel habe ich Texas als Beispiel für eine Schule genannt, die es damals ihren Spielern schwer gemacht hat, das Logo der Longhorns und die Facilities in NIL Deals zu nutzen. Die University of Texas hat nun aber bekannt gegeben, dass Spieler jetzt über Lizenzen sehr wohl die Trademarks der Universität nutzen dürfen. Auch der Verkauf von Jerseys mit Spielernamen wurde dadurch ermöglicht. Die Spieler könnten dann an den Erlösen aus dem Verkauf „ihres“ Jerseys beteiligt werden.

Der erste Deal mit einem sozialen Netzwerk

Die neue Social Media „ibble“ holt sich über NIL Deals CFB Spieler, die bei einem Kickoff Event auftreten. Beim Event sollen „CFB Media Personalities“ auftreten und die Spieler interviewen. Nutzer der App können, soweit ich das Konzept richtig verstehe, diesen Interviews live zuschauen und mit den Athleten interagieren.

The Kool-Aid Man

Kool-Aid, eine Getränkemarke aus den USA, sichert sich einen Deal mit Alabamas Freshman DB Ga’Quincy McKinstry. McKinstry war ein High 5-Star Recruit und der #1 CB der 2021er Recruiting Class. Sein Spitzname ist „Kool-Aid“ McKinstry, was wahrscheinlich der ausschlaggebende Punkt, für Kool-Aid war, einen NIL Deal anzustreben.

Der Promo Deal zwischen dem Crimson Tide Freshman und der Getränkemarke lieferte auch diese absurde Situation auf Twitter:

Ein kurzer Social Media Swap. McKinstrey wird zum Kool-Aid Man, der Brand-Account von Kool-Aid promotet den Bama Defensive Back.

Der andere große Zuckerwasser Deal

Clemson Starting QB und Trevor-Lawrence-Nachfolger DJ Uiagalelei unterschreibt beim Softdrinkhersteller Dr. Pepper. Er wird wohl bei den hochwertig produzierten und in Amerika vor CFB Spielen, auf und ab laufenden „Fansville“ Werbefilmen auftreten.

Der vielleicht wichtigste NIL Deal (bis jetzt)

Built, ein Protein-Riegel Hersteller aus Utah, bezahlt allen 36 BYU Walk Ons ihre Studiengebühren. Das Video der Verkündung dieses NIL Deals ging viral:

Zu dem Deal gibt es aber noch mehr Informationen, die vielleicht nicht alle mitbekommen haben, wenn man nur dieses Video gesehen hat.

Laut Assossiated Press hat Built, allen 123 Mitgliedern des Football Teams eine Chance gegeben über den NIL Deal Geld zu verdienen. Scholarship Players, also Spieler, die an der BYU mit einem Stipendium studieren, können bis zu 1000 $ verdienen, indem sie die Built Produkte promoten. Walk Ons, also Spieler, die kein Stipendium haben und für ihre Studiengebühren selbst aufkommen müssen, können zwischen 3000 $ und 6000 $ verdienen. Diese Preisspanne entspricht den möglichen Studiengebühren für ein Jahr an der Brigham Young University. Die Spieler bekommen das Geld direkt von Built und sind nicht dazu verpflichtet es zum Finanzieren des Studiums zu nutzen.

Nur als Erinnerung: Alle Schulen auf FBS Niveau, wie BYU, dürfen 85 Spielern ein Football-Stipendium geben.

Um den Vertrag einzuhalten, müssen alle BYU Spieler, während dem Training, einen Aufkleber mit dem Built Logo auf ihrem Helm tragen und einmal bei einem Firmenevent auftreten. Walk-Ons sollen auf zwei Events erscheinen und müssen Built auf Social Media promoten.

Hat der BYU Deal Auswirkungen auf die Zukunft der Walk Ons im College Football?

Mir stellt sich jetzt natürlich die Frage, ob solche Deals eine Zukunft im College Football haben und ob sich Teams so einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz kaufen könnten.

BYU ist eine Schule im Besitz der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ (Mormonen). Die Kirche unterstützt alle Studierenden bei ihren Studienkosten, weshalb die Studiengebühren maximal 6000 $ pro Jahr betragen, wenn man kein Mormone ist.

Zum Vergleich: Die durchschnittlichen Studienkosten in den USA, wenn man in seinem Heimatstaat, an einer staatlichen Uni studieren möchte, lagen 2018/19 bei 10.230 $.

Built hat nach CFB Journalist Matt Brown wohl um die 300.000 $ für diesen NIL Deal bezahlt, sollten alle Athleten den Deal angenommen haben. Würden andere Firmen mit „größeren“ Unis einen ähnlichen Deal abschließen wollen, wäre er schon wegen der höheren Studiengebühren um einiges teurer. Wie Brown in seinem sehr lesenswerten Newsletter zum Thema auch anmerkt, ist für die BYU Walk Ons das Studium jetzt trotzdem nicht kostenlos. Die Studiengebühren beinhalten nicht Kostenpunkte wie Bücher, Miete oder Verpflegungskosten. Das sind alles Ausgaben, die normalerweise bei Full-Ride-Scholarships, die die 85 Spieler eines Football Teams erhalten, mit einbegriffen sind.

Nichtsdestotrotz: Man kann sich absolut für die Walk Ons bei BYU und über Walk Ons, die in Zuknft von einem ähnlichen Deal bei anderen Schulen profitieren werden, freuen. Denn die 6000 $ stellen so oder so eine enorme Erleichterung für die Spieler dar.

Große Headlines und die Zahlen der Realität

Ende Juli berichtete ESPN, dass Alabamas QB Bryce Young, der bis jetzt noch kein College Football Spiel startete, wohl NIL Deals im Wert von 1 Millionen $ angeboten wurden und er Deals im Wert von 800.000 $ angenommen hätte. Eine enorme Summe in egal welchem Maßstab.

Mitte August gab die NIL-Deal-Vermittler „Opendorse“ nun erste Zahlen bekannt, die unterstreichen, dass Bryce Young doch eher ein Ausnahmefall ist.

Beide Grafiken stammen von SI’s Ross Dellenger

Ein paar interessante Punkte:

  • Der größte, auf Opendorse umgesetzte, Deal war über einen Betrag von 210.000 $ aber, der durchschnittliche Verdienst pro Athlet oder Athletin in der Division I lag bei 471 $. Der Median-Wert eines einzigen NIL-Deals (also die Zahl in der Mitte, auf einer Liste mit allen Beträgen, aller NIL-Deals) betrug 35 $.
  • Der Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Einkommen von einem Division I und einem Division II Athleten, ist wie erwartet ziemlich hoch (471 $ zu 81 $)
  • Social Media spielt, wie zu erwarten, eine sehr große Rolle. 46% des ausgeschütteten Geldes kam über Social Media Promotions, 88.5% aller NIL-Aktivitäten hatten mit Social Media zu tun. Ich kann mir also gut vorstellen, dass Sportler und Sportlerinnen, die nicht Social Media affin sind, es schwerer haben Deals zu finden als Athleten und Atheltinnen, die Social Media ausgiebig nutzen.
  • Football ist, wie erwartet, der mit Abstand größte Markt für Werbetreibende.
  • Der Anteil an Frauen unter den gesponsorten Athleten und Athletinnen ist sehr gering. Ein Erklärungsversuch:

2018 waren nach Statista 44% aller Student Athletes weiblich.

Nur ca. 7,3% aller NIL Deals auf Opendorse wurden mit Sportlerinnen verabschiedet.

Quelle

Football und Men’s Basketball sind die größten, wenn nicht sogar die einzigen, Moneymaker unter den Sportarten, an amerikanischen Universitäten. Und ein Großteil der Erlöse bei diesen beiden Sportarten kommt aus TV-Verträgen. Frauensport hat keine Mega-TV-Deals, bekommt weniger Aufmerksamkeit, weshalb auch die Athletinnen weniger im Rampenlicht stehen als zum Beispiel die Trevor Lawrences und Bryce Youngs dieser Welt. Und das wiederum macht sie weniger Attraktiv für Firmen, die ihre Produkte auf Social Media oder generell durch ihre „Name, Image und Likeness“ bewerben lassen wollen.

Das ist nur eine Mutmaßung meinerseits und vielleicht kann ich hier direkt nochmal anmerken, dass es auch Ausnahmen gibt.

Unter den 20, auf Social Media, meistgefolgten Student Athletes, findet man nach Action Network 8 Sportlerinnen.

Und anzumerken ist auch, dass sich die Situation weiblicher Student Athletes vielleicht ändern wird: ESPN, das Unternehmen, welches einen Großteil aller College-Sport-Übertragungsrechte hält, hat dieses Jahr begonnen verschiedene Women’s Sports in bessere Time Slots und auf ihre Prime-Time-Sender zu packen. Und siehe da: Das 2021 Women’s Gymnastics Finale hatte einen Zuschauerzuwachs von 510%. 2019 wurde es auf ESPNU, einem Nischensender, und dieses Jahr auf ABC, einem der größten Sender der Disney-Gruppe, übertragen. Disney besitzt ESPN und ABC. Die Finalrunde im Softball hatten 15% mehr Zuschauer als 2019. Die Women’s Basketball Halbfinalspiele gewannen 20% und das Finale 9% an Zuschauern, im Vergleich zu 2019.

Also…

In den ersten zwei Monaten gab es doch den ein oder anderen NIL Deal mit großen Firmen und auch kreativ umgesetzte Ideen, die vielen Spielern eines Teams auf einmal das Leben um einiges einfacher machten. Hat die neue NIL Regel den Sport zerstört, wie es Kritiker auf Twitter herausposaunt haben? Nein. Wird es bleibende Schäden im Recruiting geben, wenn eine Schule mit einer sehr reichen Booster-Base und eine Schule mit weniger / ärmeren Boostern um einen Recruit werben? Wird man sehen, aber war es bis hierhin anders?

Das ganze NIL Thema bleibt spannend. Auch bleibt abzuwarten, ob es bald ein Bundesgesetz gibt, der den NIL-Wilden-Westen zügelt und die Situation für ausländische Athleten verbessert.

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Robert
Student, Fan der Florida Gators, Co-Editor von thecrunchtime.de. Mein Themengebiet wird vor allem College Football sein. Don't take everything seriously.

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