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NIL als große Chance für die Ivy League

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In einer neuen Ära des College Football, in der NIL-Deals und das Transfer-Portal immer mehr an Bedeutung gewinnen, wird der Graben zwischen den Großen und den Kleinen des Sports immer größer. Vor allem Universitäten mit hohem akademischem Stellenwert tun sich mehr und mehr schwer. Dabei könnte ausgerechnet diese neue Entwicklung auch eine Chance für die Schulen der Ivy League werden.

Die Verbindung der Ivy League mit dem College Football

Heute ist die Ivy League eine von vielen FCS Conferences. Sie erhält wenig bis keine Beachtung, die Spiele mit nationaler Ausstrahlung sind selten und die durchschnittliche Besucherzahl liegt bei etwas über 7.000 Fans. Dazu kommt, dass die Ivy League keine Vertreter an die FCS-Playoffs schickt. Kein Wunder also, dass die sportliche Attraktivität nicht besonders hoch ist und es immer wieder überrascht, wenn es Spieler aus der Ivy League in die NFL schaffen.

Eines der grossen Highlight is das Rivalry Game zwischen Harvard und Yale. (Foto: Greg M. Cooper / Harvard University)

Doch das war nicht immer so. Genauer gesagt sind die Ivy League Schulen ein elementarer Teil der Gründung des College Football. Damals, beim ersten College-Football-Spiel, standen sich Rutgers und die Princeton Tigers gegenüber. Dieses Spiel im Jahre 1869 ist nicht nur das erste College-Football-Spiel, sondern wird auch als erstes American Football Spiel überhaupt bezeichnet. Später gehörten die Tigers dann zur Ivy League, welche das späte 19. Jahrhundert und das frühe 20. Jahrhundert nach Strich und Faden dominierten. Ein paar Zahlen verdeutlichen diese Dominanz: Zwischen 1869 und 1926 gingen 51 der 57 zu vergebenden National Championships an Ivy League Schulen. Harvard, Princeton und Yale sind noch heute in den Top 10 der Schulen mit den meisten National Championships. Dabei führt Yale die Liste mit 18 Titeln an. Man muss jedoch bedenken, dass die Ivy League erst seit 1954 eine offizielle Conference bilden. Dennoch sind die Geschichte und die Wichtigkeit für die Gründung und Verbreitung von College Football unbestritten.

Rutgers gewinnt das erste Footballspiel gegen Princeton mit 6:4. (Foto: Rutgers University Gallery)

Heute ist die Ivy League vor allem für die akademische Exzellenz bekannt. Die Schulen der Ivy League gehören zu den besten Universitäten der Welt. Die sportlichen Leistungen sind mit gewissen Ausnahmen in den Hintergrund gerückt. Dazu passt auch, dass die Schulen der Ivy League keine Stipendien aufgrund von sportlicher Leistung vergeben. Der Grund dafür ist laut eigenen Aussagen ihr Commitment zur akademischen Ausbildung und der Glaube, dass die Spieler:innen den College Sport aus reiner Liebe zum Spiel und aus eigenem Interesse machen sollten. Diese Einstellung widerspiegelt die grundsätzlichen Gedanken, mit welchen College Sport gegründet wurde. Dabei ging es um Sportler:innen mit Amateurstatus, welche für ihre Universität Wettkämpfe austragen. Das passt sehr gut zur Ivy League, welche sehr auf Tradition bedacht ist und zum Beispiel bis heute auf ein Titel-Game verzichtet.

Neue Entwicklungen im College Football

Doch das Umfeld hat sich schon vor längerer Zeit gewandelt und professionalisiert. Heute ist College Sport ein Milliarden-Dollar-Business und eine äußerst lukrative Einnahmequelle für viele Schulen in ganz Amerika. Jedoch wurde der Amateurstatus für lange Zeit hochgehalten und Spieler wurden bestraft, wenn sie Geld oder andere Leistungen annahmen. Dies war bis vor zwei Jahren die Norm, doch dann hat die NCAA es College Athleten erlaubt Geld basierend auf ihrem Namen, Image and Likeness (NIL) zu generieren. Bei vielen Universitäten führte dies zur Gründung von NIL Collectives, welche darauf aus sind, Athleten mit lukrativen NIL Deals auszustatten. Diese Collectives bestehen häufig aus wohlhabenden Alumni der Schule, welche ihre Alma Mater unterstützen wollen. Vor allem im Football ist diese Entwicklung gravierend, da es der größte Sport in Amerika ist und dadurch den größten Markt bedient. Mittlerweile gibt es Rankings, welche darauf basieren, wie viel Geld ein Spieler mit NIL Deals machen kann. Dabei ist es nicht selten, dass Beträge in Millionenhöhe im Raum stehen.

Blick in die Trenches beim Spiel zwischen Yale und Columbia. (Foto: Mike McLaughlin / Columbia University Athletics)

Am meisten spürt man die Veränderung aber im Zusammenhang mit dem Öffnen des Transfer-Portals. Hier hat die Aussicht auf NIL Deals die Form des Recruitings vollkommen verändert und dabei vor allem die großen und finanziell starken Universitäten bevorzugt, während Universitäten im unteren FBS oder FCS Bereich Mühe haben mitzuhalten. So kommt von den 20 am stärksten bewerteten NIL Collectives nur eines aus der Group of Five (SMU). Alle anderen gehören zu den großen 5 Conferences, wobei die SEC die Liste mit 7 in den Top 20 anführt.

Die Chance für die Ivy League

Im FCS Bereich sind NIL Collectives bisher eine Ausnahme. Nur eine Handvoll Schulen verfügt über ein Collective, welches den College Sport unterstützt. In der Ivy League hat bisher keine Universität ein solches Collective. Doch genau für die Ivy Schulen wäre die Entwicklung im NIL Bereich eine große Chance. Wie erwähnt werden diese häufig von reichen Alumni aufgestellt, welche bereits eine Verbindung mit der Universität haben. Da kommt der größte Vorteil der Ivy League Schulen zu Tragen. Die Ivy League hat die reichsten Alumni des ganzen Landes. So verfügt die Harvard Management Company, welche für die finanziellen Belange der Universität zuständig ist, über Mittel in der Höhe von 53,2 Milliarden Dollar. Dies stellt den größten Betrag für eine solche Ausbildungsstätte weltweit dar. Im Durchschnitt verfügen Ivy League Schulen über finanzielle Mittel in der Höhe von knapp 23,5 Milliarden Dollar. Diese Mittel können zwar nicht für NIL Deals gebraucht werden, da die Universitäten die Spieler nicht direkt zahlen dürfen. Jedoch dient es zur Veranschaulichung der finanziellen Mittel, welche im Umfeld der Ivy League Schulen vorhanden sind.

(Foto: Gil Talbot / Havard University)

Stand jetzt gibt es keine NIL Collectives für Ivy Schulen, doch falls solche gebildet werden, könnten sie die Football-Landschaft im Nordosten der USA komplett auf den Kopf stellen. Man könnte durch NIL Deals quasi die Uni-Gebühren finanzieren, welche wie erwähnt nicht als Sportstipendien bereitgestellt werden. Das Investment wäre dabei vergleichsweise gering. Wenn man von einem 90-Mann Kader ausgeht, kommt man bei durchschnittlichen Schulkosten von ca. 60.000 Dollar pro Jahr auf 5,4 Millionen Dollar für ein Jahr. Wenn man dann die Finanzkraft der Abgänger von Ivy League Schulen betrachtet, ist das kein immens hoher Betrag.

Man muss aber beachten, dass nicht alle Schulen in der Ivy League diese Möglichkeiten besitzen. Vor allem Harvard und Yale sind finanziell sehr gut ausgestattet. Die Differenz zu den kleineren Schulen wie Brown, Dartmouth oder Cornell sind vor allem in puncto Finanzen riesig. Bei einer Großoffensive im NIL Bereich besteht die Möglichkeit, dass diese Universitäten der Konkurrenz enteilen und die Ivy League zu klein wird. Auf Twitter wurde schon diskutiert, ob die BIG 10 eventuell Interesse an Harvard haben könnte, falls diese zu investieren beginnen.

Stand jetzt sind mir persönlich das etwas zu viele Konjunktive. Dennoch ist das NIL Potenzial in der Ivy League enorm groß und es wäre sehr schön zu sehen, wenn diese Conference, welche mit so viel Geschichte und Rivalitäten verbunden ist, wieder einen Aufschwung erleben würde. Ich sehe die Möglichkeiten und Chancen der NIL Deals stand jetzt aber mehr im Basketballbereich. Dort ist das Investment aufgrund der Größe der Teams geringer und es gibt die Trennung zwischen FBS und FCS nicht, wodurch auch die Ivy League Schulen einfacher um nationale Titel mitspielen könnten. Dies ist natürlich mit wesentlich mehr Reiz verbunden, als das beim Football im FCS Bereich der Fall ist.

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Laurin
Ich schreibe seit 2022 für "The Crunchtime“ und bin großer College Football sowie New York Giants Fan. Zudem analysiere ich gerne jeglichen Content, der mit der Offensive Line zu tun hat.

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