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Pac-12 Commissioner Larry Scott muss gehen – Das Beste für die Zukunft der Conference

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Ende Januar 2021 gab die Pac-12 bekannt, dass Commissioner Larry Scott keinen neuen Vertrag bekommen soll. Sein aktueller läuft eigentlich bis Juni 2022, das Governing Committe der Pac-12 bestehend aus den Präsidenten der Unis hat nun aber beschlossen, dass Scott schon im Juni 2021 abtreten soll.

Scott übernahm den Commissioner Posten 2009, zuvor war er CEO der Womens Tennis Association (WTA).

Die Pac-12 bezeichnet sich selbst als „Conference of Champions“. Von 2009 bis 2014 hat aus der Conference nur Oregon ein einziges mal im BCS Championship Game teilgenommen. 2010 verloren die Ducks 22-19 gegen Auburn. Seit 2014 existiert das aktuelle Playoff Format aber auch da schnitt die „Conference of Champions“ bis jetzt bescheiden ab. 2014/15 verlor Oregon gegen Ohio State im National Championship Game (20-42). 2016/17 verlor Washington im Halbfinale 24-7 gegen Alabama.

Alles in allem lief es footballerisch in den letzten Jahren einfach nie richtig gut. Meiner Meinung nach hatte Commissioner Larry Scott einen großen Teil dazu beigetragen, dass die Pac-12 heute da ist, wo sie ist.

In diesem Beitrag möchte ich einmal darstellen, was alles schief gelaufen ist und was meiner Meinung nach passieren muss um die Pac-12 wieder konkurrenzfähig zu machen.

Larry…

Larry Scott gilt als begabter Business Man, der sehr gut verhandeln kann. Auf der anderen Seite scheint er einen kleinen Hang zu Luxus Gütern zu haben, der vielleicht etwas übertrieben ist.

Während des Pac-12 Basketball Turniers lebt er in einer Luxus Suite in Las Vegas. In der Football Saison steht ihm ein Privat Jet zur Verfügung, mit dem er an einem Spieltag bei mehreren Spielen Hände schütteln kann.

2020 bezogen Scott und andere Mitarbeiter in Führungspositionen der Pac-12 ihre Boni (wir bewegen uns wahrscheinlich im fünf-stelligen Bereich). Einen Monat bevor ca. 48% des Staffs beurlaubt oder entlassen wurden.

Das ist natürlich alles nicht von Grund auf verwerflich, zeigt aber irgendwie eine geringe Selbstreflexion. Denn die…

Einnahmen der Pac-12…

im Gegensatz zu den der anderen Conferencen sind irgendwie ernüchternd.

Kleine Ergänzungen zur Grafik: Ole Miss hat 2019 keine 45 Mio. $ bekommen, weil sie einen Bowl-Ban aussitzen mussten. Andere SEC Schulen, die an Bowl Games teilnahmen konnten zusätzlich bis zu 27 Mio. $ für Travel Expanses usw. bekommen.

In der Big Ten bekamen Maryland und Rutgers etwas weniger als die oben angegebenen 55.6 Mio. $ da sie erst 2012 in die Conference kamen.

Die ACC soll nochmal einen ordentlichen Sprung nach oben gemacht haben, was am ACC Network liegen soll, welches nach dem Geschäftsjahr 2019 debütierte.

Die ACC soll nochmal einen ordentlichen Sprung nach oben gemacht haben, was am ACC Network liegen soll, welches nach dem Geschäftsjahr 2019 debütierte.

Okay auf dieser Grafik steht die Pac-12 bei den totalen Einnahmen auf Rang #3, wenn man dann aber auf die Verteilung auf die Schulen schaut, rutschen sie nochmal einen Spot nach unten.

Ich beziehe mich hier auf Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2019, welches von Juni 2018 bis Juni 2019 ging. Für 2020 waren die zahlen nicht für alle Conferencen vorhanden.

Um die Mitglieder deiner Conference in eine Ausgangslage zu bringen in der sie erfolgreich recruiten, trainieren und Spieler entwickeln können brauchen die Unis Geld. Wenn du dich als „Conference of Champions“ darstellen willst, du deinen Schulen aber Jahr um Jahr 10 Millionen Dollar weniger als den Konkurrenten holst, ist das problematisch. Am Ende fehlt dann der neue State of the Art Kraftraum oder die neuen shiny Locker Rooms, mit denen du 18 Jährige Top Talente überzeugen könntest.

Ø Jahresgehalt der HC’s in 2020 (Quelle: https://sports.usatoday.com/ncaa/salaries/)

Was noch mehr Impact haben wird als die Locker Rooms: Coaches. Wenn du als Commissioner zu wenig Geld für die Mitglieder erwirtschaftest können diese nicht die Elite Coaches an die West Coast holen, die sie eigentlich verdient hat.

Da direkt ein Beispiel: Michigan State feuert letztes Jahr relativ spät im Coaches Karusell ihren Head Coach Mark Dantonio. Sie lassen Luke Fickel aus Cincinnati einfliegen, denken über die Pat Narduzzi Alternative nach. Dann kommt Mel Tucker, damals noch HC bei Colorado, ins Gespräch.

Am 8. Februar 2020 tweeted er folgendes

Vier Tage später geben MSU und Tucker bekannt, dass sie doch eine Übereinkunft getroffen haben.

Das war für mich eine ganz klare Situation von „MSU hat einfach so viel Cash verfügbar, dass Tucker sein Wunschgehalt sagt und MSU zustimmt“. Jetzt stellt sich mir die Frage: Haben Pac-12 Teams auch diesen Luxus, nach dem sie in den letzten Jahren im Schnitt 23 Millionen $ weniger gemacht haben als ihre Big Ten Kollegen. Und hätten Pac-12 Schulen die finanzielle Möglichkeit, ihren begehrten Head Coaches eine Verlängerung anzubieten, die Angebote aus der Big Ten oder SEC alt aussehen lassen würde?

Why though?

Ja warum kann die Pac-12 denn so „wenig“ an ihre Schulen weitergeben?

Einen Großteil der Einnahmen generieren die Conferencen mit ihren TV-Deals. Und unser Verhandlungskünstler Larry Scott hat 2012 mit dem neuen TV-Vertrag für die Pac-12 irgendwie ein bisschen daneben gegriffen.

Was am Vertrag vor allem Problematisch ist: Die Laufzeit von 12 Jahren. Das ist einfach zu lang. ESPN und Fox teilen sich die rechte für die Top Games bis 2024 und geben 250 Mio. $ im Jahr dafür aus.

Die Big Ten schloss beispielsweise 2017 mit Fox „nur“ einen 6-Jahres-Vertrag ab. Fox lässt für diesen Vertrag ca. 440 Mio. $ pro Jahr springen.

Immer wieder werden wahnsinnige Summen für CFB Rechte bezahlt, ein 12 Jahres Vertrag hat dich da einfach zu lange gebunden. 2022 werden die NFL TV-Rechte neu vergeben und es wird erwartet das Unsummen an Geld umher geschmissen werden. 2023 läuft dann der Big Ten Deal aus und 2024 der Pac-12 Vertrag. Unglückliches Timing für die West-Coast Conference wenn in den beiden Jahren zuvor die Fernsehsender absolute Rekordsummen ausgeben werden. Mal schauen ob diese beiden Faktoren einen Einfluss auf den Markt 2024 haben werden.

Was noch hinzukommt: Das Pac-12 Network. Eine Idee die bei Einführung als revolutionär gefeiert wurde ging dann nach hinten los. Das SEC, ACC oder Longhorn Network funktioniert weil die Conference bzw. das Team den Namen und die Rechte für die Spiele abgibt und ESPN sich um alles Technische kümmert. Vor allem den Vertrieb und die Produktion. Das Pac-12 Network hat aber keinen großen TV-Sender hinter sich und bleibt auf den enormen Kosten, die bei Produktion und Übertragung anfallen, selbst sitzen.

Apropos Übertragung: Das Pac-12 Network ist in Deutschland einfacher zu empfangen als in den USA. Wir haben den offiziellen Youtube Livestream. In Amerika ging man lange davon aus, dass DirecTV (ein Anbieter von Satellitenfernsehen) die Übertragung aufnimmt und so eine größeres Publikum erreicht wird. Das ist aber bis jetzt einfach nicht passiert und man kann das Pac-12 Network nur an vereinzelten Spots an der Westküste (nicht im ganzen Pac-12 Einzugsgebiet!) empfangen. Durch den einfach nicht entstandenen Deal mit DirecTV soll den Schulen 4 Mio. $ pro Jahr flöten gegangen sein.

Für eine kleine Audience Size werden wahrscheinlich auch die Werbespots unattraktiv und bringen weniger Geld ein. Also nochmal ein Verlust.

Zwei weitere fragwürdige Ausgaben

Ich beziehe mich aus Kalender Jahr 2018, weil neuere Infos zu den Gehältern noch nicht öffentlich sind.

Anmerkung zur Grafik: Jim Delaney ist seit Anfang 2020 nicht mehr Commissioner der Big Ten. Sein Gehalt war 2018 so hoch, weil er Gehaltsnachzahlungen und zusätzliche Boni bekommen hat. Delaneys Grundgehalt lag 2018 wohl bei 2.4 Mio. $. (Quelle: USA Today)

Pac-12 Commissioner Larry Scott war 2018 der zweitbest bezahlte Commssioner unter den P5 Commissioners. Die Pac-12 schließt die Football Saison 2018/19 mit dem schlechtesten Bowl Record unter den Power 5 Conferences ab.

Absurde Ausgabe Nummer Zwei:

Als Scott die Pac-12 2009 übernahm zog das Hauptquartier der Conference von Walnut Creek, Kalifornien nach Downtown San Francisco um. Die Pac-12 bezahlt mit Abstand am meisten Miete für ihre Bürofläche.

Das heißt sie bezahlen ca. 6.9 Mio. $ Miete im Jahr.

Die SEC hat ihre Büroräume in einem 25 Jahre alten, zweistöckigen Gebäude in Birmingham, Alabama und bezahlen 318 Tsd. $ Miete im Jahr.

Die Big Ten hat ein Büro in einem Vorort von Chicago + ein kleineres Büro in New York City und bezahlt insgesamt ca. 1.5 Mio $ pro Jahr.

Man muss dazu sagen: Wegen dem Pac-12 Network mietet die Conference Fläche, die als TV-Studio genutzt wird. Dieser Fakt macht es eigentlich nur noch absurder, dass Scott unbedingt in einer der teuersten Nachbarschaften in den USA arbeiten will.

Auch hier: Die Pac-12 kann mit ihrem Geld machen was sie will, aber wenn man deutlich weniger Geld macht als die Konkurrenz, gibt es eigentlich keinen Grund Scott so viel Gehalt zu zahlen oder in einem Büro zu arbeiten, was vier mal so teuer ist wie das der Big Ten, die wesentlich mehr Geld macht als die Pac-12.

Versöhnung?

War die ganze Zeit mit Larry Scott als Commissioner ein Reinfall? Natürlich nicht.

  • 2011 holte man Colorado und Utah in die Conference, was monetär und recruiting-mäßig ein Erfolg war. Die West Coast Teams recruiten aktiver im Staat Utah als je zuvor (looking at you Sewell Family).
  • Rein wirtschaftlich gesehen soll die Verlegung des Mens Basketball Conference Tournament nach Las Vegas wohl recht erfolgreich gewesen sein. Das selbe gilt für den Umzug des Conference Championship Game im Football. Dies wird nicht mehr im Home Stadium eines der beiden Teams, sondern im Levi’s Stadium der San Francisco 49ers, ausgetragen.
  • Die Pac-12 hat unter Scott ein Programm gegründet und monetär unterstützt, welches die Gesundheit und Verletzungen von Student Athletes untersucht. Schädeltraumata und Mental Health sind weitere Themengebiete die erforscht werden.

Die Zukunft

Ich bin gespannt für wen sich die Chefs der Pac-12 Schulen als Nachfolger für Larry Scott entscheiden. Ich denke, dass der neue Commissioner vom Typ ganz anders sein wird. Kein Business Man sondern jemand der vielleicht Erfahrung in der Leitung von akademischen Institutionen hat. Die Pac-12 ist spannend weil man Interessen von elitären Bildungseinrichtungen wie Stanford und Interessen von Schulen wie Arizona oder Oregon State, in gleichem Maße verfolgen muss. Den neuen TV Vertrag muss dann gar nicht der Commissioner selbst verhandeln sondern seine Mitarbeiter in hohen Positionen die sich um die tatsächliche Business Seite der Conference kümmern.

Der neue TV Vertrag 2024 wird sehr wichtig. Es sollen wohl jetzt schon verschiedene Streaming Anbieter an die Conference herangetreten sein und Interesse bekundet haben, die Spiele ab 2024 zu streamen. Das Potential besteht also, als Pionier in die Sports Streaming Zukunft zu marschieren. Ich hoffe dann einfach nur das die Entscheidungsträger nicht irgendwie denken: „Hey Streaming ist die Zukunft, lass uns einen eigenen Streamingdienst erfinden!“ Und a la dem DirecTV Debakel kann man bei „Pac-12 Streams“ nur mit Bitcoin bezahlen, was die potentielle Zuschauerschaft wieder auf ein Minimum reduziert.

Im ganzen Beitrag habe ich eine Komponente außen vorgelassen, die wenn die Pac-12 wirklich konstant um National Championships mitspielen möchte, verbessert werden muss.

Die sportliche Qualität der Teams.

USC muss (meiner Meinung nach) Clay Helton entlassen und einen Home Run Hire machen um zu alter Stärke zurückzukehren. Oregon muss aus den Top Recruiting Classes der letzten Jahre endlich ein Team kreieren, was zumindest ungeschlagen durch die Regular Season kommt. Das Transfer-Portal Experiment in Utah muss aufgehen. Herm Edwards muss die PS aus den letzten Recruitng Classes aufs Feld bringen und um die Pac-12 South Krone mitkämpfen. Chip Kelly muss mit UCLA den Schritt aus der Durchschnittlichkeit schaffen. Washington muss wie unter Chris Peterson bordlerine Top 15 Recruiting Classes signen und nicht wie 2021 in Richtung Rang 30 abfallen.

Die Einnahmen der Conference und die daraus folgende Ausschüttung an die Schulen legen den Grundstein. Das Sportliche Personal an den Schulen muss dann aber die Mauern hochziehen können um wieder die „Conference of Champions“ zu werden.

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Robert
Student, Fan der Florida Gators, Co-Editor von thecrunchtime.de. Mein Themengebiet wird vor allem College Football sein. Don't take everything seriously.

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