Wenn heute um 18 Uhr deutscher Zeit die Kansas State Wildcats (9-3), im AT&T Stadium zu Arlington, auf die ungeschlagenen TCU Horned Frogs (12-0) treffen, wird es mit Sicherheit nicht das Matchup sein, mit dem viele vor der Saison gerechnet hatten.
Nicht nur für mich war Kansas State das prädestinierte Überraschungsteam der Saison. So bekam man mit Deuce Vaughn einen der spannendsten Playmaker wieder, holte sich mit Adrian Martinez einen durchaus passenden QB für das System von Coach Klieman an Bord und hatte auch eine starke Defense im Gepäck. Trotz alledem hatte ich die Wildcats nur an Nr. 5 in meinem Preseason Ranking stehen, in einer Big 12, die so offen schien wie lange nicht mehr.
Im TV: TCU vs. KSU seht ihr Samstag, 18.30 Uhr im ESPN Player, bei Pro Sieben Maxx und bei DAZN.
Oklahoma hatte mit dem Abgang von Lincoln Riley & vielen Transfers zu kämpfen, Baylor verlor viele Stützen in der Defense aus der vergangenen Saison, Oklahoma State verlor seinen genialen defensive Coordinator Jim Knowles an Ohio State. Und die Frage, ob Texas back ist, stand immer noch in den Sternen.
Also ja, man hätte an dieser Stelle durchaus mit einer überraschend guten Saison der Wildcats rechnen können, aber viel überraschender war der Erfolg von first Year Headcoach Sonny Dykes bei TCU. Letztes Jahr ging man unter Gary Patterson nur 3-6 in der Big 12 und man entschied sich Dykes von einem SMU Team zu holen, dass die letzten Jahre mit spektakulären Offensiven auf sich aufmerksam machen konnte. Dies sollte sich als ein absoluter Glücksgriff im letztjährigen Coaching Karussell darstellen, doch dazu später mehr. Zunächst einmal ein Blick, wie beide Teams überhaupt in das Championship-Game gekommen sind und welche Key Spieler es auf beiden Seiten des Balls zu beobachten gilt.
Kansas State
Zunächst fing die Saison nicht so gut an für das Team aus Manhattan, Kansas, nachdem man in Woche 3 bereits eine, zu dem Zeitpunkt, peinliche Niederlage gegen Tulane hinnehmen musste. Wieso ich zu dem Zeitpunkt sage? Nun ja, die Green Wave mauserte sich recht schnell zum besten Group of 5 Team der Saison heran und spielen am Samstag im AAC Championship Game gegen UCF.
Danach gewann man aber die nächsten 3 Spiele relativ souverän (das 10-9 gegen Iowa State mal ausgeklammert), unter anderem mit 41-34 gegen Oklahoma. In diesem Spiel erzielte Adrian Martinez insgesamt 5 Touchdowns und war maßgeblich am Sieg beteiligt. Nach den angesprochenen 3 Spielen traf man dann aber auf TCU. Dieses Spiel verlor man zwar mit 28-38, aber man verlor auch seinen starting QB und Will Howard sprang in die Bresche. Zwar konnte er das Spiel nicht mehr rumreißen, zeigte aber bereits, was für ein neues Element er dieser Kansas State Offense bringen kann. Anschließend zerstörte man Oklahoma State mit 48-0, Will Howard spielte bärenstark und die Defense um Edge Rusher Felix Anudike-Uzomah (mittlerweile 7,5 Sacks und 2 forcierte Fumbles) ließen keine Punkte der Cowboys zu.
Nachdem man dann knapp gegen Texas verlor, gewann man die übrigen 3 Spiele und Will Howard lief zur Höchstform auf. In seinen 5 Spielen als Starter hat er bereits für 1.224 Yards, sowie 13 TDs bei nur 2 Picks geworfen und führte die Wildcat Offense zielsicher ins Championship-Game.
Der vorhin schon erwähnte RB Deuce Vaughn ist wohl einer der explosivsten und beweglichsten Spieler im gesamten College Football und jedes Mal faszinierend zu beobachten. Auf der Receiver Position hat man, im Gegensatz zu TCU, nicht den einen Top-Receiver, aber mit Malik Knowles, Phillip Brooks und Kade Warner gute und intelligente Spieler. In der Offensive Line ist außerdem Guard Cooper Beebe spannend für den nächstjährigen Draft.
TCU
Aktuell stehen die Horned Frogs ungeschlagen an Nr.3 im Playoff Ranking und sollten mit einem Sieg sicher in den Playoffs sein. Selbst mit einer knappen Niederlage wären sie wohl noch im Rennen um einen Spot, dank der Klatsche von Ohio State letzte Woche gegen Michigan und der bisher nicht so dominanten Saison von Alabama.
Wie ich schon kurz angerissen hatte, kam Sonny Dykes also von SMU nach Forth Worth. Und er kam nicht alleine, sondern konnte viele wichtige Leute seines Coaching Staffs mitbringen. Offensive Coordinator Garret Riley (ja der Bruder von Lincoln) ist jetzt sogar Finalist für den Broyles Award, der dem besten Assistant Coach des Landes verliehen wird. Defensive Coordinator Joe Gillespie, der von Tulsa kam, hatte auch bereits ein gutes Resümee vorzuweisen (u.a. trainierte er letztes Jahr noch Zaven Collins, der ein First Round Pick im letzten Draft war).
Nach zwei schwierigen, auch von Verletzung geplagten Saisons, legte QB Max Duggan eine der wohl beachtlichsten Entwicklungssprünge im ganzen Land hin. Der, vorher immer mal als zu risikofreudige und inkonstante Duggan, passte scheinbar perfekt in das System von Dykes & Riley und ist ein ernsthafter Contender im Heisman Rennen. So warf er bisher für 3.070 Yards, 29 TDs und nur 3 Picks für die Horned Frogs. Sein bester Receiver Quentin Johnston startete etwas behäbig in die Saison, konnte sich in den letzten Wochen aber wieder besser präsentieren und zeigen, warum er als einer der besten Receiver im kommenden Draft gilt. Aber auch das Rushing Game lief im wahrsten Sinne des Wortes mehr als solide. Kendre Miller, den nicht viele vor der Saison auf dem Schirm hatten, lief für über 1.200 Yards und bereits 16 TDs in einer sehr anschaulichen Offense. Dazu hat man mit Alan Ali und Steve Avila zwei All-Big 12 1st Teamer in seinen Reihen.
Defensiv dreht sich bei den „Hypnotoads“, wie sie teilweise wegen ihrer schrägen Victory Videos in den sozialen Medien mittlerweile genannt werden, alles um die drei Hodges. Zum einen hat man mit Johnny & Jamoi Hodges zwei starke Linebacker in seinen Reihen. Johnny hatte zuletzt ein paar Probleme mit dem Hamstring, soll wohl aber fit für das Spiel sein. In der Secondary ist der dritte des Trios zu finden. Cornerback Tre’Vius Hodges-Thomlinson ist vieles, was man sich von einem Slot Cornerback wünscht. Ja er ist undersized, spielt aber trotzdem aufgrund seiner Athletik größer und scheut auch nicht davor zurück seine Physis einzusetzen. Neben ihm ist ebenfalls Cornerback Josh Newton wohl einer der emotionalen Leader dieser Defense und zudem ein weiterer All-Big 12 1st Teamer, von denen TCU ganze 10 Stück zu verzeichnen hat. Insgesamt ist diese Defense wohl etwas underrated, da man bereits gegen gute Offenses zeigen konnte, wie stark man ist. So ließ man gegen Texas nur 3 offensive Punkte zu.
Predicition
Nun aber mal zu meiner Predicition für das Spiel. Zunächst ist TCU aktuell ein 2,5 Punkte Favorit. Dementsprechend ist mir der Pick nicht einfach gefallen, da beide Teams ähnliche Sachen, ziemlich gut machen. So laufen beide Teams den Ball nach EPA besser, als dass sie ihn passen (und das bei TCU obwohl Duggan eine sehr krasse Saison spielt).
Defensiv verteidigt Kansas State den Lauf deutlich besser, als den Pass nach EPA liegen sogar 35 Plätze zwischen den beiden Kategorien. TCU hingegen ist Nr. 49 gegen den Lauf und 39 gegen den Pass, verteidigt also beides ähnlich. Worauf man außerdem ein Auge haben sollte, ist die D-Line der Wildcats gegen die O-Line der Horned Frogs. Wenn TCU sich in diesem Bereich wieder etwas schwerer tut, wie bereits gegen Oklahoma State und Texas, konnte das Spiel in die Richtung der Wildcats kippen.
Insgesamt glaube ich aber, dass für TCU hier noch zu viel auf dem Spiel steht und ich dadurch mit einem knappen Sieg für TCU gehe und sie den Spread covern. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass dies nicht mit mehr als einem FG geschehen wird.