Es war turbulent in den vergangenen Tagen an der Westküste und dort vor allem im Büro von Pac-12 Commissioner, George Kliavkoff. Die University of South California (USC) und die University of California Los Angeles (UCLA) haben vergangene Woche verlauten lassen, dass sie ihre Programme der Big 10 Conference anschliessen und der Pac-12 den Rücken zukehren werden. Das Announcement wurde kurz darauf offiziell gemacht und der Trubel begann.
Eine ungünstige Situation für alle übriggebliebenen Beteiligten, insbesondere Kliavkoff der vor etwas mehr als einem Jahr dafür geholt wurde die Conference zu stärken. Sein Vorgänger Larry Scott hat nach einer Dekade die Conference komplett an die Wand gefahren, deshalb fordern einige Fans der Pac-12 Teams sogar einen offiziellen Prozess gegen ihn. Nun, sagen wir es mal so, Scott war für einen echt schwachen TV Deal verantwortlich, welcher er 2011 ausgehandelt hat – im Interesse der Schulsportprogramme.
Der Deal startete 2012 und brachte der Pac-12 insgesamt 252 Millionen, was pro Schule 21 Millionen pro Jahr ausmacht. Eine Zahl die sich durchaus sehen lässt und 2024 neu verhandelt hätte werden können nun aber definitiv nicht mehr so hoch ausfallen wird. Am Dienstag wurde bekannt gegeben, dass die Pac-12 neue Verhandlungen begonnen hat nachdem bereits neue Gerüchte über abgehende Schulen die Runden machten.
Vergleicht man den TV Deal von 2012 mit den anderen Power 5 Conferences wird schnell klar, dass die 21 Millionen für einen TV Markt wie der der Westküste nicht ausreichend ist. Die Big 12 die zum selben Zeitpunkt ihren neuen TV Deal aushandelte bekam zwar 400 Millionen weniger an Geld hat aber auch zwei Mannschaften weniger in der Conference, sodass sich pro Schule am Ende 20 Millionen ergeben. Nur eine Million weniger also als für die Pac-12 die mit Los Angeles (#2 TV Market USA), San Francisco (#6), Phoenix (#11), Seattle (#12), Sacramaneto (#20) und Portland (#21) starke Märkte beinhalten während die Big 12 mit Dallas (#5) und Houston (#8) zwar ebenfalls starke Märkte hat aber die Conference deutlich weniger Zuschauer erreichen. Die Big 12 ist seinerseits mit ihrem Deal mehr als zufrieden und wollte ihn nicht neu verhandeln was zum Weggang von Texas und Oklahoma in die SEC führte.
Die SEC ihrerseits könnte die beiden Schulen zu keinem besseren Zeitpunkt verpflichten haben. Der neue Deal tritt 2024 in Kraft und bringt jährlich 44 Millionen Dollar in die Kassen jeder einzelnen Schule – mehr als das doppelte der Pac-12 Schulen.
Die Big 10 hat sich den Zeitpunkt für den Zugang der USC und UCLA ebenfalls passenderweise dann gesetzt, wenn der neue TV Deal vergandelt wird. Bis 2023 läuft der bisherige Deal, der jedem der 14 Schulen 31.4 Millionen Dollar einbringt. Diese Zahl dürfte mit USC und dem TV Markt Los Angeles nochmal rapide steigen und selbst der der SEC übertrumpfen.
Einzig die ACC, welche TV Market-mässig hinter der Westküste anzusiedeln ist fällt noch hinter die Pac-12. Durch die lange Vertragslaufzeit von 20 Jahren (bis 2036) sind die Deals kaum verhandelbar zur jetzigen Zeit – jedes Team erhält 17 Millionen pro Team.
Es geht also in erster Linie um Geld, da sind Traditionen schnell mal vergessen. Genau wie Nachhaltigkeit, sportliche Rivalitäten und die eigenen Fans. Natürlich ist es verlockend eine Conference mit Ohio State, Michigan, USC, Penn State und Michigan State zu haben. Aber ist es für einen Recruit aus Los Angeles oder San Francisco wirklich so schön im November in East Lansing im Schnee bei Minusgraden aufzulaufen? Ist es für einen UCLA Spieler wirklich wünschenswert für ein Spiel gegen Rutgers einmal quer über das ganze Land zu fliegen? Naja, sage ich dazu.
Bei USC wird es nicht nur das Geld gewesen sein. Man hat mit Lincoln Riley quasi den Coup schlechthin gelandet und dieser hat sich direkt auf das Recruiting von neuen Spielern ausgeweitet. Aber die USC war immer schon sehr stark im Recruiting. Seit 2008 hatten die Trojans 13 mal eine Top 10 Recruiting Klasse, die meisten davon waren sogar Top 5 national. In der gleichen Zeitspanne gewann man aber nur zweimal die Pac-12 (2008 & 2017). Teams wie Oregon, Utah oder Washington liefen den Trojans längst den Rang ab und man war die letzten Jahre eher im Second Tier der Pac-12 und auch die Playoffs waren bisher Utopie. Nun sollen die Playoffs erweitert werden, auch wenn die Verhandlungen momentan still stehen, die Erweiterung wird kommen und USC will dann natürlich davon profitieren können. Nur, in der Pac-12 wird das nicht klappen solange man mit SEC, Big 10 und einem bis zwei besseren Pac-12 Teams zu starke Konkurrenz hat. Nehmen wir aber an, dass die USC in der Big 10 ihre Division gewinnt (rein geografisch müsste das eine Division mit UCLA, Illinois, Nebraska, Minnesota, Iowa, Wisconsin, Northwestern sein). Eine deutlich einfachere Aufgabe die realistischerweise lösbarer erscheint als gegen Utah die eigene Division zu gewinnen um danach gegen Oregon oder Washington die Pac-12 zu gewinnen. UCLA dient dabei nur als Travelpartner, werden aber ihrerseits wohl ebenfalls eine eher „einfachere“ Division spielen müssen.
Pac-12 Commissioner Kliavkoff machte bisher einiges richtig. Die Scherben von Scott musste er aber dennoch zuerst zur Seite wischen und dafür hat man bereits jetzt Fortschritte gesehen, nach nur einem Jahr im Amt. Man muss bedenken, dass Kliavkoff davor keine Berührungen mit College Football hatte. Das USC mit Riley einen Coup gelandet hat, freute ihn natürlich nur wird er davon nicht mehr profitieren können sobald USC in weniger als zwei Jahren aus der Conference weg ist. Nun gilt es nicht mehr einen Monster TV Deal für die Pac an Land zu ziehen sondern das sinkende Schiff möglichst lange noch über dem Wasser zu halten.
Die Auswirkungen des Abgang der beiden Schulen sind gravierend und die Pac-12 ist kaum zu retten. Oregon und Washington sind nicht haltbar unter diesen Umständen. Dafür wäre das Value der Pac-12 für beide Teams nicht ausreichend und die Playoffs, welche ohnehin für One Loss-Pac-12 Teams kaum machbar waren würden nur bei „unbeaten“ Teams als realistisch erscheinen.
Wenn Kliavkoff diese beiden Schulen verliert und davon muss man Stand Jetzt ausgehen ist die Pac-12 eine durchschnittliches Group of Five Conference.
Das bedeutet also: Ausschlachten der Pac. Die Big 12 hat gestern bereits verlauten lassen, dass man sich um sechs Schulen bemüht – Oregon, Washington, Utah, Arizona State, Arizona und Colorado.
Der Gegenvorschlag von Kliavkoff und er Pac-12 war eine Partnerschaft mit der ACC und einem Championship Game der beiden Conferences in Las Vegas um weitere TV Gelder zu generieren. Ob das die Teams umstimmen kann ist allerdings zu bezweifeln. Eine andere Zusammenarbeit der beiden Conferences ist bislang noch nicht absehbar, also auch eher kein Zusammenschluss zur dritten Super Conference nach Big 10 und SEC.
Eine weitere Option wäre allerdings auch, dass die Big 12 Expansionsvorschläge auch nur dazu dienen dass Oregon und Washington wieder interessant für die Big 10 werden. Momentan ist man bei der Big 10 wohl eher an Notre Dame interessiert als an den Pac-12 North Teams. Mit einem Abgang in die Big 12 wären aber beide Teams vorerst weg vom Tisch.
Es war ein Beben in der College Landschaft und das Nachbeben wartet nur darauf weitere Erschütterungen in die NCAA zu bringen. Wir dürfen gespannt bleiben wie es weitergeht.