Die beste Nachricht, nach der Kampfansetzung, lautet: Um 20:00 Uhr MEZ beginnt die Main Card. Was gibt es also besseres, wenn man einen der größten Kämpfe des Jahres zu einer angenehmen Uhrzeit sehen kann?
Das Main Event
Es wird also erneut nicht Tony Ferguson für Khabib’s Titelkampf. Der Grund – Justin Gaethje, der den amerikanischen-mexikanischen Bodenspezialist und Black Belt im 10th Planet Jiu Jitsu im Mai haushoch dominiert hat und ihn durch TKO bezwingen konnte. Es war eine Überraschung, die eigentlich keine sein sollte. Justin Gaethje ist seit Jahren unter dem Radar der Elite Kämpfern im Leichtgewicht und konnte sich erst durch diesen Sieg ins Rampenlicht vorarbeiten. Gaethje ist ein Spätzünder, der lange brauchte, um es in die UFC zu schaffen. Erst nach seinem Sieg gegen Michael Johnson bei The Ultimate Fighter und seinem 18. Sieg im 18. Kampf bekam er den lang ersehnten Vertrag von Dana White.
Für Gaethje begann das Abenteuer in der UFC schlechter als erhofft, er kassierte zwei Niederlagen durch KO gegen Eddie Alvarez und Dustin Poirier und musste Lehrgeld bezahlen. Das Resultat waren Kämpfe gegen James Vick und Edson Barboza, welche er beide in der ersten Runde ausknocken konnte. Durch diese beiden Siege sicherte er sich wieder den Anschluss an die Spitzengruppe der Elite. Er verbesserte sein Striking und seine Defense im Striking so gut, dass er uach einen Striking Spezialisten wie Cowboy Cerrone in der ersten Runde finishen konnte.
Das erneute Resultat war der Kampf gegen Ferguson, welchen er kurzzeitig angenommen hatte und auch da als Aussenseiter galt. Er trainierte in dem „Colorado Squad“ mit Beneil Dariush an seinem Grappling und zusätzlich mit Kamaru Usman im Ringen und an der Cage Technique. Dies brauchte er im Kampf gegen Ferguson aber ohnehin nicht. Sein Striking reichte, musste aber dennoch, kurz vor der Rundenpause, einen Knockdown hinnehmen. Nichtsdestotrotz, es war eine Machtdemonstration welche ihm den Interims Leichtgewicht Titel einbrachte.
Nun wartet der ungeschlagene, Khabib Nurmagomedov der mittlerweile einen 28-0 Record vorzuweisen hat und seit dem Kampf gegen Conor McGregor und der anschliessenden Keilerei in den Zuschauerrängen zu einem der größten Stars der UFC aller Zeiten wurde. Khabib hatte kürzlich den Tod seines Vaters zu beklagen, weshalb auch der Kampf gegen Gaethje nach hinten verschoben wurde.
Prognose
Wie es so oft ist bei Kämpfen von ungeschlagenen Kämpfern wird der Gegner oft größer gemacht als er eigentlich ist. Ich bin ganz ehrlich: Ich rechne kaum mit einem Sieg von Gaethje gegen Nurmagomedov.
Wenn man auf das Resume vom Dagestani zurückschaut fällt einem eines besonders auf: Khabib ist kein Finisher, wenn er gegen physisch starke Gegner kämpft. Dies war gegen Iaquinta so, es war auch schon gegen Dos Anjos so und es war erst recht gegen Gleison Tibau so. Und genau dieser Tibau sehe ich als schwerste Aufgabe in seiner Karriere. Tibau war das Kryptonit von Khabib – starker Oberkörper, guter defensiver Clinchfighter, guter defensiver Wrestler und am Boden immer gefährlich. Desweiteren hat Tibau wie wohl kaum ein anderer im Stand Druck gemacht.
Doch der Kampf gegen Tibau ist acht Jahre her und Khabib hat sich weiterentwickelt, vor allem im Ringen, vor allem in diesen Cachewrestling Situationen und vor allem auch in der Cardio. Khabib ist ein echter Cyborg – geht über die volle Distanz und benutzt sein anstrengendes Wrestling über die volle Distanz. Er getraut sich zwar auch immer mal wieder für einen kürzeren Abschnitt im Striking zu bleiben, wechselt aber sobald es für ihn eng werden könnte.
Sind wir mal ehrlich, Gaethje darf man nicht unterschätzen und das will ich auf keinen Fall tun. ABER: Gaethjes Wrestling finde ich im Moment als völlig overhyped und das hat seinen Grund. Gaethje war zwar ein All American Division 1 Wrestler bei Northern Colorado und war dort auch durchaus erfolgreich, aber seit dieser Zeit hat man Gaethje praktisch nie mehr aktiv wrestlen gesehen. Wie gut hat sich sein Ringen also entwickelt, wenn er es in den Kämpfen nur sehr selten und vor allem nur defensiv einsetzt? Dazu kommt die angesprochene Physis, die ich bei Gaethje zwar sehe aber die längst nicht so dominant wie bei Tibau oder Shalorus war.
Und weiter, Gaethje hat zwar eine grundsolide Cardio aber selbst die musste „nur“ den Standkampf aushalten und wurde noch nie von permanentem und kräfteraubenden Wrestling getestet. Im Stand finde ich Gaethje absolut legit und dort wird auch seine einzige Möglichkeit sein den Kampf zu finishen. Wäre das ein Kickboxduell würde ich voll und ganz mit dem brachialen und gefährlichen Striking von Gaethje mitgehen. Da es aber ein MMA Fight ist und Khabib dem Gegner wie so oft seinen Gameplan aufdrücken will, rechne ich mit einem Sieg vom Russen und dieser auch vorzeitig. Wenn Gaethje aber eines kann, dann sind das spektakuläre Kämpfe zu zeigen. Seine letzten 11 Fights gingen alle vorzeitig zu Ende (inklusive seiner beiden Losses).
Khabib ist eine polarisierende Persönlichkeit in der UFC und Gaethje ist das krasse Gegenteil. Wir haben es aber schon oft gesehen, dass genau dann ein Star geboren wird, wenn er einen Superstar entthronen konnte und sollte Gaethje dieses Kunststück gelingen wird er endgültig in den UFC Olymp hinaufstoßen und zur Riege der außergewöhnlichen Stars von Dana White gehören. Ab dann müsste er sich wohl auch keine all zu großen Sorgen mehr um Geld machen. Sicher ist: Am Samstag schauen nicht nur die amerikanischen UFC Fans zu, es wird die ganze Welt zuschauen und bei diesem Kampf euphorisch mitfiebern. Die Anspannung ist zumindest bei mir langsam bemerkbar.
Facts:
Justin Gaethje steht auf Platz 8 der UFC was die Zeit betrifft in welcher er am Boden kontrolliert wurde. Er teilt sich mit 17 Sekunden Total den Platz mit UFC Veteran Todd Duffee.
Khabib hat auf der anderen Seite die drittmeiste Zeit im Cage, aller Leichtgewichte damit verbracht seine Gegner am Boden zu halten mit 1:28:13 und könnte am Samstag die eineinhalb Stunden Marke knacken. Damit hat er eine Control Time Percentage von von 56.3% und Platz 2 im Leichtgewicht.
Gaethje wiederum führt die Leichtgewichte in der Significant Strikes Accuracy an und bringt 59.2% all dieser Schläge ins Ziel. Desweiteren schafft er 7.74 Significant Strikes im Schnitt pro Minute, auch das Spitzenplatz im Leichtgewicht.
Platz 2 der gelandeten Takedowns geht logischerweise an Khabib mit insgesamt 57 Takedowns. Nur Gleison Tibau hat mit 84 mehr gelandet. Allerdings ist die Takedown Accuracy von Khabib bei weitem nicht Elite und er steht nicht einmal in der Top 10 dieser Kategorie.