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Laxkursion 3: Faszination Lacrosse

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In meinem abschließendem Beitrag zum Thema Lacrosse habe ich Denise und Tobias vom „German Lacrosse Network“ interviewt. Sie erklären, was an Lacrosse besonders toll ist und geben allen, die sich vielleicht nächstes Jahr mal die Spiele der Liga anschauen wollen, ein paar interessante Insights to watch.

Lacrosse Allgemein

Frage: Was findet ihr allgemein am Lacrosse Sport interessant? Was macht den Sport für euch aus?

Antwort: Lacrosse gilt als schnellster Sport auf zwei Beinen und vereint sehr viele Elemente, die man aus anderen Sportarten kennt. Taktik, Ballgefühl, Teamwork. Im Herrenlacrosse eine gewisse Härte, bei den Damen dafür umso mehr Stickskills.

F: Wie seid ihr / bist du zum Lacrosse gekommen?

A: Ich habe mit dem Beginn meines Studiums einen neuen Sport gesucht und mir die Hochschulsportangebote angeschaut. Lacrosse war gelistet und da ich den Sport vom Namen her schon lange kannte und ziemlich cool fand, habe ich ihn einfach mal ausprobiert und bin zum Training gegangen. Generell geht es wohl den meisten Spielerinnen und Spielern so, dass sie entweder über den Hochschulsport oder durch Freunde den Weg zum Training gefunden haben.

Schnellster Sport auf zwei Beinen. (Photo: Larry French)

F: Wie kann man das Spielprinzip von Lacrosse kurz zusammenfassen?

A: Wie bei den meisten anderen Sportarten geht’s primär um eines: Die meisten Tore zu schießen!  Der Spielaufbau ist vergleichbar mit einer Mischung aus Handball und Hockey, wobei der Ball durch die Luft gepasst bzw. mit den Sticks, Schlägern mit Netztaschen, über das Feld getragen wird. Wie beim Eishockey sind die Tore ins Feld eingerückt, sodass auch hinter dem Tor weitergespielt wird. Bei den Herren sind körperbetonte Checks von vorne oder von der Seite erlaubt, bei den Damen darf lediglich mit dem eigenen Schläger auf den Schläger der Gegenspielerin geschlagen werden, um den Ball aus der Pocket zu befördern. Entsprechend unterscheidet sich die jeweilige Schutzausrüstung.

F: Gibt es Angriff/Verteidigungs Taktiken? Wie sehen die aus? Werden Ballbesitze manchmal so detailiert geplant wie Spielzüge im American Football?

A: Es gibt eine Vielzahl an Taktiken, sowohl für Attack als auch Defense. Im Vergleich zum American Football sind die Angriffstaktiken in erster Linie sehr viel dynamischer strukturiert bzw. werden mit dem Weg in die gegnerische Hälfte erst angesagt bzw. noch im Angriff selbst gewechselt. “Auf dem Board” kann man schon eher einen Vergleich anstellen: Es werden Laufrouten bestimmt, Ballträger angegeben und der Weg zum Tor markiert. Die Komplexität bzw. die Anzahl der Taktiken hängt da vom Spielniveau und der Trainersituation des jeweiligen Teams ab. In der Defense gibt’s auch verschiedene Taktiken, jedoch primär Systeme, von denen sich die Taktiken ableiten. Ähnlich wie in Football, Fußball und sonstigen Sportarten gibt’s entweder Man-Defense oder Zone-Defense-Systeme.

Kommen wir zur PLL…

Frage: Schaut man in der deutschen Lacrosse Szene viel amerikanisches Lacrosse?

Antwort: Viel weniger als man sich eigentlich erhoffen würde. Vereinzelt ist schon das Interesse da, hier und da gibt’s sicherlich begeisterte Zuschauer. Der Zugang ist aber eben nur über ESPN und NBC Sports gegeben, anders als bei der NFL beispielsweise besteht gar kein wirklicher kostenfreier Zugang. Die Hoffnung, dass sich dies in der Zukunft ändert, ist aber definitiv vorhanden!

F: Was ist am meisten verbreitet? NCAA Lax, MLL, PLL oder eine ganz andere Liga?

A: Gerade bei den Indoorlacrossefans hat auch die NLL, die Profi-Indoor-Liga in den USA, eine große Popularität erreicht. Ansonsten ist die PLL meiner Ansicht nach beliebter als die MLL, bei den Damen die NCAA beliebter als die WPLL (das Damen-Pendant zur PLL).

F: Was ist in eurer Wahrnehmung der größte Unterschied zwischen der MLL und der PLL?

A: Die Struktur der PLL ist auf vielen Ebenen deutlich professioneller als die der MLL. Es fängt bei der Bezahlung der Spieler an, geht über die Krankenversicherung und hört bei der Social Media-Aktivität auf. Die Spieler sind um einiges besser versorgt und der Fan bekommt schlichtweg mehr geboten.

F: Ist das Spielniveau der PLL, für das geübte Auge deutlich höher als das anderer Ligen?

A: Im Vergleich zur MLL dürfte man keinen deutschen Unterschied feststellen können, gerade aufgrund der Tatsache, dass es sich bei der PLL primär um ehemalige MLL-Spieler handelt und für die Profis eben nur diese beiden Möglichkeiten überhaupt gegeben sind.
Im internationalen Vergleich dürfte der Unterschied schon um einiges größer sein! Weltweit ist Lacrosse leider nur ein “Randsport”. In Deutschland fangen viele Spielerinnen und Spieler erst mit Anfang oder Mitte 20 überhaupt an, während die Kids in den USA und gerade in Kanada schon sehr früh ihren ersten Stick in Händen halten!

F: Gibt es PLL/Lax-Pendants für folgende Spieler?

  • Michael Jordan („undisputed“ GOAT):
  • LeBron James (GOAT-Anwärter, der im Moment noch aktiv ist):
  • Zion Williamson (Rookie mit Potential einer der besten Spieler aller Zeiten zu werden):
  • Wer ist der beste Goalie der PLL?
  • Wer ist der beste Defensman der PLL?
  • Wer ist der beste Midlfielder der PLL?
  • Wer ist der beste Attackman der PLL?

A: PLL Pendants gibt es kaum oder ehrlich gesagt gar nicht, da die PLL erst seit jetzt 2 Jahren existiert und in diesem Zeitraum können nicht wirklich „Legenden“ entstehen. Hervorheben könnte man allerdings die jeweiligen besten Positionsspieler:

  • Bester Attackman: Matt Rambo – Whipsnakes
  • Bester Midfielder: Tom Schreiber – Achers
  • Bester Defenseman: Jarrod Neuman – Chaos
  • Bester Goalie: Scott Rodgers – Atlas
  • Bester Faceoffman: Trevor Baptiste – Atlas

Außerdem: Rookie Zed Williams – Whipsnakes, der dieses Jahr im Champioship Game 6 Tore geschossen hatte und zum MVP gewählt wurde. Als GOATs werden Jimmy Lewis und Gary Gait gehandelt. Deren Karriere ist aber schon ein paar Jahre her. Und, nicht zu vergessen: Paul Rabil. Der Gründer der PLL war absoluter Top Scorer der MLL, hat zwei 70-Points Seasons geschafft (es gab INSGESAMT nur 5!) und galt als absoluter College-Superstar!

Bester Rooki der PLL? Zed Williams mit einem Jumpshot gegen die Archers. (Photo: premierlacrosseleague.com)

F: Wie war die Reaktion der Lax Szene als 2018 die PLL gegründet wurde?

A: Schwer zu sagen. Das Image ist aber extrem gut, was einerseits an der Organisation und Struktur, andererseits aber an den besseren Benefits für die Spieler liegt.

F: Wie wichtig sind Faceoffs?

A: Enorm wichtig, ähnlich wie die Draws im Damen-Lacrosse! Aber das ist ja eigentlich nur logisch. Ein gewonnenes Faceoff bedeutet gleichermaßen Ballbesitz und bringt das Team in die glückliche Position, agieren zu können und nicht reagieren zu müssen. Das Team kann die Partie erst einmal steuern!

Lacrosse in Deutschland?

Frage: Wie sieht ein typisches Lacrosse Training in einem deutschen Verein aus?

Antwort: Wie bei jedem Sport beginnt das Training mit einem Warmup! Laufen, Dehnen, alles, was eben dazu gehört. Und wie bei den meisten Teamsportarten erfolgt das Aufwärmen nicht individuell, sondern wird gemeinsam in der Gruppe durchgeführt, Übungen werden angesagt, etc. Die Goalies, die Torhüter/innen, erhalten dann noch ein eigenes Warumup, bei dem sie “eingeschossen” werden.
Meisten werden dann Basics vertieft. Neben Passing und Cradling (Lauf mit dem Ball) gehören Groundballs dazu, ebenso das Schießen aufs Tor.
Der wichtigste Part ist das Durchspielen von Spielsituationen. Meistens wird dazu das Team in Offense/Defense eingeteilt und beide treten gegeneinander an. Das ist auch der Teil des Trainings, in dem neue Spielzüge eingeführt und eingeübt werden.

F: Wie ist in Deutschland ungefähr die Frauen/Männer Verteilung im Lacrosse Sport?

A: Die Zahl der aktiven Spielerinnen und Spieler sind ungefähr gleich. Ca. 1200 aktive Damen zu 1300 Herren. Dazu kommen noch ca. 1400 passive Damen und 1900 passive Herren.

F: Welche Ausrüstung/Protection trägt man im Damen- und Herren Lacrosse?

Bei den Damen ist „nur“ ein Mundschutz vorgeschrieben, die meisten tragen noch eine „Goggle“, eine Art Brille mit Spanngurt zum Schutz der Augen. Absolut optional sind Handschuhe.
Bei den Herren sieht es etwas anders aus, da hier auch der „Zweikampf“ erlaubt ist. Die Herren müssen allesamt einen Helm, Shoulderpads und Ellenbogenschoner tragen. Dazu kommt noch der obligatorische Mundschutz sowie ein Tiefschutz. Optional ist hier ein Rip-Protector.

Damen Lacrosse Spielerinnen mit weniger Protection-Gear. (Photo: englandlacrosse.co.uk)

Vielen Dank nochmal an Denise und Tobias für das Interview. Folgt ihnen sehr gern auf Twitter und Instagram.

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Robert
Fan der Florida Gators, Co-Editor von thecrunchtime.de. Mein Themengebiet ist vor allem College Football.

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