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Das ist die PLL

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In der College Football Offseason gab es, aufgrund der Corona-Pandemie, in den letzten zwei, fast drei, Monaten keine wirklichen Sportevents. Basketball und Eishockey hätten mich eh nicht interessiert, selbst wenn sie übertragen worden wären. Meine Liebe für Baseball erlischt normalerweise nach den ersten drei Wochen der Saison und kommt erst zu den Playoffs wieder. Ich musste also gezwungener Maßen mal ein bisschen Recherche betreiben und schauen was es für Sportarten gibt, auf die ich mich freuen kann, sobald der Sportbetrieb wieder aufgenommen wird.

Relativ schnell habe ich Lacrosse gefunden. Eine interessante Mischung aus Fußball, Football und im weiteren Sinne Basketball. Wer sich mit den sehr einfachen Grundregeln vertraut machen möchte, kann sie hier nachlesen. Um den Sport an sich soll es in diesem Beitrag aber eigentlich nicht gehen.

Die wichtigste professionelle Liga für Lacrosse war bisher die Major League Lacrosse (MLL). Wenn ich professionell schreibe, sollte man die gesamte Situation der MLL trotzdem nicht mit Ligen wie der NFL, NHL oder NBA vergleichen. Die Spieler verdienen ca. zwischen sechs und 25-Tausend Dollar im Jahr (Durchschnittsgehalt 2018: 8 Tausend Dollar). Außerdem bekommen sie keine Krankenversicherung von der Liga gestellt und brauchen meist einen Zweitjob, bei dem sie unter der Woche arbeiten.

Nach kurzer weiterer Recherche habe ich aber herausgefunden, dass es seit 2018 eine neue, aufstrebende Lacrosse Liga in den USA gibt: Die Premier Lacrosse League (PLL)!

Logo der PLL (Quelle: PLL)

Die Sportliga der Zukunft?

Als jemand der sich neben den tatsächlichen Sportarten auch für das „Business“ rund um den Sport interessiert, sagte mir die PLL auf mehreren Ebenen zu.

  • In der ersten Saison der Liga gab es sechs Teams. Kein Team ist an irgendeine Stadt gebunden, wie es in den meisten anderen professionellen Sportligen üblich ist. Kein Team hat einen Besitzer. Die PLL trägt ihr Spiele als großes Event an Wochenenden aus. Vor der Saison wird die „PLL-Tour“ bekannt gegeben. Alle sechs Teams fahren dann an einem Wochenende in eine Stadt, in der die PLL die ganzen zwei Tage ein Stadion gemietet hat. Dort finden dann die drei Spiele des Spieltags statt. Vor dem Stadion werden meist große Events aufgebaut. Mit DJ, Essens- und Merchständen sowie verschiedenen sportlichen, Lacrosse-bezogenen Aktivitäten für die Fans.
  • Die Spieler bekommen ein Mindestgehalt von 25 Tausend Dollar, sind an der PLL beteiligt und erhalten verschiedene „health benefits“. Diese deutlich bessere Vergütung hat dafür gesorgt, dass direkt 2019 viele ziemlich gute Spieler aus der MLL in die PLL gewechselt sind.
  • Wenn ihr euch die Social Media Accounts verschiedener Basketball- und Baseballspieler anschaut werdet ihr feststellen, dass die meisten kaum Videos von sich in Aktion auf dem Court/dem Feld gepostet haben. Die traditionellen Ligen machen es Fans und den eigenen Spielern schwer Spielausschnitte zu teilen, weil sie ungern die Rechte abtreten. Vor allem die MLB ist dafür bekannt Videos von Spielen, die Fan Accounts posten zu „striken“ und entfernen zu lassen.
    Die PLL opensourced das Filmmaterial der Spiele. Es wird für Fans einfacher bzw. angenehmer in den sozialen Medien mit dem Sport zu interagieren. Für Spieler wird es einfacher sich selbst eine „Brand“ rund um den Sport aufzubauen.
  • Den Spielern steht zusätzlich ein hauseigenes Produktionsstudio zur Verfügung, dass „Player centered content“ erstellt. Wer Zeit hat kann sich gerne mal den PLL Youtube Channel anschauen. Sehr hohe Produktionsqualität und, meiner Meinung nach, sehr viel fan-naher als die Kanäle der NBA, NFL, etc..
  • Die PLL arbeitet seit Beginn mit moderner Technik, um akkurate Stats zu erfassen. Das war in der MLL bis dahin nicht der Fall.
  • Mit diesen Stats ist die PLL nach der 2019er Saison direkt auf Casinos und Sportwetten-Anbieter zugegangen, um auch da einen Trend in Amerika mitzunehmen. In den USA wird erst jetzt allmählich „sports betting“ in vereinzelten Staaten legalisiert.
  • Die MLL ist nur über Online Streams oder schwerempfangbare ESPN Sender zu sehen. Die PLL hat direkt zur ersten Saison einen Vertrag mit NBC Sports abgeschlossen, die die Spiele in Amerika für Zuschauer viel zugänglicher präsentieren. Für Europäer ist das tatsächlich auch ganz gut, weil man sich hier für einen fairen Preis NBC Gold holen kann um die Spiele zu sehen. Notre Dame Fans könnten den NBC Gold Service vielleicht schon kennen.

Entstehung der PLL

Die PLL wurde 2018 von den Brüdern Paul und Mike Rabil (jetzt CEO der PLL) gegründet.

Paul Rabil. Midfielder der Atlas und Mitgründer der PLL. (Quelle: paulrabil.com)

Auf Paul möchte ich hier noch etwas genauer eingehen. Als er an der Johns Hopkins University College Lacrosse spielte, gewann er zweimal die Lacrosse National Championship (2005 und 07). Im MLL Draft 2008 wurde er dann als #1 Overall Pick gezogen. Er spielte insgesamt 11 Jahre in der MLL, wurde Leading Scorer der Liga und galt als LeBron James des Lacrosse. Anfangs arbeitete er noch als Immobilien Markler, gab den Job aber bald auf und fokussierte sich voll auf den Sport. Er startete seinen Youtube Kanal, produzierte Videos für diesen und wuchs auf verschiedenen Social Media Plattformen. Nebenbei organisierte er unter seinem Namen Lacrosse Camps überall in den USA. Er wurde sozusagen der größte Lacrosse Influencer/Ambassador der Welt.

Rabils Erfahrung in der digitalen Vermarktung/Content Production könnte auf jeden Fall ein Grund dafür sein, dass der komplette digitale Auftritt der PLL extrem gut ist. Vor allem für eine Liga die erst eine Saison hinter sich hat. Paul Rabil ist Mitgründer der PLL und spielt in der Liga. (Ex-) Spieler in hohen Management Positionen der Liga zu haben ist ein Move der in Zukunft von anderen Ligen kopiert werden sollte. Man sieht das die PLL im Gegensatz zum direkten Konkurrenten MLL deutlich spielerbezogener ist.

Teams der PLL

2019 existierten 6 Teams in der Liga. 2020 kam ein siebtes als Expansion Team hinzu.

Die aktuellen Champions: Whip Snakes Lacrosse Club
Chrome Lacrosse Club
2020 Expansion Team: Waterdogs Lacrosse Club
Chaos Lacrosse Club
Archers Lacrosse Club
2019 Vizechamps: Redwoods Lacrosse Club
Atlas Lacrosse Club

Die besondere Saison 2020

2019 bestand die Saison aus 14 Spieltagen. 10 Regular Season-, 1 All Star- und 3 Playoff Wochenenden. Die Saison startet im Frühling und geht normalerweise bis Anfang Juni, so das sich der Schedule nicht mit College Lacrosse oder der Indoor Lacrosse Liga überschneidet. Diese Indoor Lacrosse Liga (die NLL), startet im Winter und war für MLL Spieler oft eine weitere Möglichkeit ihr Gehalt aufzustocken.

2020 hätte ähnlich ablaufen sollen. Auf Grund der COVID-19 Pandemie musste, hier aber, so wie bei allen anderen Sportligen, umgeplant werden. Die PLL war jedoch einer der ersten nordamerikanischen Profiligen, die mit einem Konzept zur Aufnahme des Spielbetriebs aus der Corona-Zwangspause zurückkam.

Dieses Jahr müssen die sieben Teams in einer Gruppenphase (25.7.-2.8.) jeweils 4 Spiele absolvieren, die im Juni ausgelost wurden. Der Record, den die Teams nach diesen vier Spielen erspielt haben, gibt das Seeding an.

In der K.O. Phase spielen die Teams, wie die Grafik unten zeigt, bis ein Team als PLL Champion 2020 vom Platz geht.

K.O. Phase der PLL Championship Series 2020 (Quelle: https://premierlacrosseleague.com/championship-series/)

Das ganze Event dauert nur 2 Wochen, findet komplett im Zion Bank Stadion in Salt Lake City, Utah statt und soll nach einem „medical protocol“ ablaufen, welches Ärzte und andere Gesundheits-Experten abgenickt haben.

Mehr dazu in diesem Video:

Hyped?

Habe ich bei euch auch nur minimales Interesse geweckt? Das unten eingefügte Video zeigt die Highlights der ersten PLL Saison und gibt euch einen guten Vorgeschmack was man 2020 erwarten kann.

Um den ganzen Beitrag abzurunden: Mit dem Premier Lacrosse League Pass könnt ihr in Deutschland für 20€ die ganze 2020er Saison anschauen. Ich habe schon zugeschlagen und bin gespannt ob mich Lacrosse nur ansatzweise so begeistern kann wie College Football…

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Robert
Student, Fan der Florida Gators, Co-Editor von thecrunchtime.de. Mein Themengebiet wird vor allem College Football sein. Don't take everything seriously.

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