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CFB Beginners Guide: Unterschiede zwischen College Football und NFL

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Das System

Der wohl fundamentalste Unterschied zwischen NFL und College Football besteht darin, dass es sich bei der NFL schlichtweg um ein Unternehmen handelt, während im College Football die Sportteams von Universitäten gegeneinander antreten. Daher sind NFL Spieler Angestellte, während College Spieler offiziell in erster Linie Studenten sind. Entsprechend erhalten NFL-Spieler eine (sehr gute) Bezahlung durch die Teams. Im College ist eine Bezahlung der Spieler durch die Universitäten dagegen strikt untersagt, wobei dieser Grundsatz durch die neuen NIL-Regeln mittlerweile faktisch stark aufgeweicht wurde. Die meisten College Spieler sind im Besitz eines Football-Stipendiums, das für die (an US-Unis extrem hohen) Studiengebühren, sowie Verpflegung und Unterkunft aufkommt.

NFL-Teams sind Fanchises der NFL, die sich eigenständig organisieren und wirtschaften. Die NFL stellt dafür das übergeordnete Regelwerk, den Spielplan, die internationale Vermarktung, sowie die Schiedsrichter und achtet zudem darauf, dass nicht mehrere Teams um einen regionalen TV-Markt konkurrieren (Ausnahmen bilden sehr große Märkte wie New York oder LA). Im Prinzip das gleiche System wie bei McDonalds. Entsprechend kann es in der NFL zu Relocations von Teams in andere Städte kommen, in der jüngeren Vergangenheit etwa bei den Chargers, Raiders und Rams, während College Teams – logischerweise – an ihren jeweiligen Standort gebunden sind.

Die NFL besteht aus 32 Teams und organisiert sich aus historischen Gründen in 2 Conferences (NFC, AFC), welche jeweils in eine North, East, South und West Division unterteilt sind. Im College ist das Ganze deutlich unübersichtlicher. Aktuell existieren 10 Conferences im Division 1 FBS Football, der obersten Spielklasse im College Football. Die Zuordnung ergibt sich grob nach Regionen, sowie nach der erwarteten Spielstärke der Teams. Unterteilt wird in die „Power 5“ (SEC, Big 10, ACC, Big 12 und Pac-12), sowie die „Group of 5“ (AAC, Mountain West, Sun Belt, Conference USA und MAC), wobei insbesondere die regionale Zuordnung in den kommenden Jahren aufgrund bereits angekündigter Wechsel stark leiden wird. Einige dieser Conferences untergliedern sich nochmals in zwei Divisions, andere wiederum nicht. Auf sie verteilen sich insgesamt 124 Teams, zusätzlich gibt es 7 unabhängige Teams, die keiner Conference angehören. Da die Universitäten ihre Spielpläne, im Unterschied zu NFL Teams, selbst miteinander verhandeln, besteht die Saison eines College Football Teams üblicherweise aus einer Mischung von Conference und Out-of-Conference Matchups. Mittlerweile existiert für jede Conference am Ende der Saison ein Conference Championship Game, in dem entweder die beiden Divisionssieger oder die beiden nach Record stärksten Teams der Conference aufeinander treffen. Die College Football Playoffs sind davon zunächst losgelöst, jedoch wird die Performance in diesen Conference Games natürlich vom Playoff Komitee berücksichtigt.

Die Regeln

Entgegen der Urban Legend, dass man im europäischen Football 4 Quarter à 12 Minuten spielt, weil dies den College Regeln entspräche, dauert ein Spiel im College Football – genau wie in der NFL – 4 mal 15 Minuten. Dafür gibt es im College andere Regeln, die weniger strikt als in der NFL sind. So genügt es, wenn bei Catches ein Fuß im Feld aufkommt. Ebenso gilt ein Spielzug als beendet, sobald der balltragende Spieler mit einem anderen Körperteil als Fuß oder Hand den Boden berührt, er muss also dafür nicht extra getackelt werden. In der NFL dürfte er hinfallen, wieder aufstehen und weiterlaufen, solange der Bodenkontakt nicht durch einen Gegner verursacht wurde (Down by contact). Außerdem gibt es im College kein Two-Minute Warning zum Ende der Halbzeiten. Dafür bleibt allerdings die Uhr nach jedem erzielten First Down einen Moment stehen, sodass auch mit wenig verbliebener Zeit durchaus noch Laufspielzüge und kurze Pässe möglich sind.

Zusätzlich werden einige Strafen auf den beiden Spielniveaus unterschiedlich gehandhabt. Eine Defensive Pass Interference wird am College pauschal mit 15 Yards bestraft, in der NFL wird der Ball stattdessen am Ort des Fouls platziert. Ebenso wird beispielsweise Defensive Holding in der NFL mit 5 Yards und einem automatischen First Down bestraft, am College stattdessen mit 10 Yards. Eine Regel, die es in der NFL so nicht gibt, ist „Targeting“. Trifft ein Spieler (egal ob Offense oder Defense) einen Gegner mit der Krone des Helmes oder geht ein Hit aktiv in Richtung dessen Kopf- oder Nackenbereich, führt dies zu einer 15 Yards Strafe und dem sofortigen Spielausschluss des verantwortlichen Spielers. Passiert das Targeting in der zweiten Halbzeit eines Spiels, ist der Spieler zusätzlich für die erste Halbzeit des folgenden Spiels gesperrt. In der NFL existieren zwar Fouls wie „Unnessesary Roughness“, die ebenfalls mit 15 Yards bestraft werden, eine Disqualifikation ist hierbei allerdings nicht vorgesehen. Diese bleibt vielmehr dem Fall von zwei persönlichen Fouls, i.d.R. für unsportliches Verhalten wie „Taunting“, vorbehalten und greift nicht auf das nächste Spiel über.

In der NFL werden einmalig 10 Minuten unter den Regeln des 4. Quarters gespielt, wobei die ersten Punkte das Spiel entscheiden. Wird im ersten Drive ein Touchdown oder Safety erzielt, endet das Spiel, ohne dass das zweite Team überhaupt in Ballbesitz kommt. Wird im ersten Drive ein Fieldgoal geschossen oder nicht gepunktet, bekommt die gegnerische Mannschaft den Ball, mit der Chance auszugleichen oder selbst zu gewinnen. Ein Münzwurf entscheidet, welches Team den Ball zuerst bekommt, und kann dadurch spielentscheidend sein. Entsprechend umstritten ist die Regeln unter NFL-Fans und Spielern seit Jahren. Viele Fans wünschen sich stattdessen die Adaption der College-Overtime, in der beide Teams mindestens einmal den Ball erhalten. Mit Start an der gegnerischen 25 Yards-Linie hat eine Offense die üblichen vier Versuche, um ein First Down oder Punkte zu erzielen. Im Anschluss erhält der Gegner den Ball in der gleichen Ausgangsposition. Erzielt ein Team im Rahmen seines Ballbesitzes mehr Punkte als der Gegner, gewinnt es. Andernfalls (gleiche oder keine Punkte erzielt) geht es so lange weiter, bis der genannte Fall eintritt. Ab der zweiten Overtime-Periode muss nach einem Touchdown zwingend eine 2-Point-Conversion versucht werden, um die Chance einer baldigen Entscheidung zu erhöhen. Trotzdem kann dieses Prozedere schonmal eine Weile dauern, wie 2021 Penn State und Illinois in ihrem Spiel mit neunfacher Overtime herausfanden, wobei das Format für das Publikum extrem attraktiv ist.

Das Drumherum

Apropos Publikum. Während die Stimmung in NFL-Stadien bereits als sehr gut beschrieben werden kann, erreichen Football Spiele an vielen Colleges nochmal ein ganz anderes Level. Unter den 10 größten Stadien der Welt belegen College Football Stadien die Plätze 3-10, angeführt vom „Big House“ in Ann Arbor, Michigan mit 107.601 Sitzplätzen. Insgesamt befinden sich auf der Liste 13 College Stadien vor dem ersten NFL-Stadion. Da die meisten Universitäten etwas außerhalb von größeren Städten liegen, gibt es dort an Samstagen im Herbst wenig andere Themen als College Football. Studierende der jeweiligen Unis haben dezidierte Blöcke im Stadion, die sogenannten „Student Sections“. Dazu ist die Marching Band des Heimteams in voller Personenstärke vor Ort und spielt bei jeder Gelegenheit den „Fight Song“ der Uni. Man munkelt, dass es auch an Alkohol nicht mangelt. Kurz gesagt, College Football Spiele bedeuten im Normalfall Party all day long.

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Marius
New England Patriots und Ohio State Buckeyes Sympathisant, ansonsten aber eigentlich ganz nett. NFL und College Football Content nach dem Motto "It's about creating arguments, not facts".

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