Okay. Gestern Abend/Nacht deutscher Zeit hat sich so einiges in der Diskussion über ein neues College Football Playoff Format getan. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, war ich komplett überfordert und habe entschieden, in diesem Artikel, alle bisher bekannten Informationen zusammenzufassen. Nach den knallharten Fakten will ich dann nochmal ein bisschen rumspinnen und habe die Meinungen von ein paar anderen The CrunchTime CFB-Autoren zusammengetragen.
Die Fakten
Das College Football Playoff Management Committee gab schon vor einiger Zeit einer kleinen Sub-Group den Auftrag, sich mit 4-Team-Playoff-Alternativen auseinanderzusetzen. Mitglieder dieser Gruppe waren Bob Bowlsby (Commissioner der Big XII), Greg Sankey (Commissioner der SEC), Craig Thompson (Commissioner der Mountain West Conference) und Notre Dame Athletic Director Jack Swarbrick.
Das Format
Gestern wurde dann der erste Vorschlag dieser Untergruppe dem restlichen Committee vorgestellt. Die Playoffs sollen in einem 12-Team-Bracket abgehalten werden. Das Bracket enthält, nach dem erarbeiteten Plan, die sechs vom CFP Committee am höchsten gerankten Conference Sieger, sowie die anderen 6 am höchsten gerankten Teams. Nach diesem Vorschlag hat keine der 10 FBS Conferencen, automatisch ein Team in den Playoffs, außerdem wird die Anzahl an Teams aus einer Conference nicht begrenzt.
Die vier besten Conference Champs werden auf die Plätze 1-4 des Brackets gesetzt und haben in der ersten Runde eine Bye Week. Teams #5 – #12 des Brackets spielen in einer Vorrunde gegeneinander, die Sieger ziehen in die Viertefinals ein und treffen dort auf Teams #1 – #4. In den Vorrunden Matchups spielt Team #5 gegen Team #12, Team #6 gegen Team #11 usw. Alle Games der ersten Runde werden im Heimstadion des besser gerankten Teams gespielt. Die Viertel- und Halbfinalspiele sollen als Bowl Game ausgetragen werden, dass National Championship Game wie gehabt auf neutralem Boden.
Wann starten die neuen Playoffs?
Der Zeitpunkt, ab dem das neue Playoff Format umgesetzt werden soll ist in dem Vorschlag nicht konkretisiert. Was klar ist: Es wird nicht in der kommenden oder der darauffolgenden Saison sein. Die aktuelle Regelung über die 4-Team-Playoffs mit ESPN läuft eigentlich bis einschließlich der Saison 2025-26. Sollten alle Gremien, die an dieser Entscheidung beteiligt sind, jedoch schon dieses Jahr den Entschluss fassen ein 12-Team-Playoff Format umsetzen zu wollen, gehen Experten davon aus, dass es frühesten 2023 starten könnte.
Weitere Infos
Die Games der ersten Runde sollen in den zwei Wochen nach den Conference Championship Games ausgespielt werden. Die Viertelfinalspiele finden, laut Vorschlag, am 1. oder 2. Januar statt. Bis jetzt wurde Neujahr für die Nicht-Playoff-New-Years-Six-Bowl-Games freigehalten. Die Zeit-Slots für die Semifinals und das National Championship Game wurden nicht genauer festgehalten. Man wolle nur darauf verzichten die Halbfinals als Doubble Header zu schedulen, wie man es im Moment macht.
Beim Erstellen des Brackets wird nicht darauf geachtet welche Teams schon einmal in der Regular Season gegeneinander gespielt haben.
Es wurde nicht genauer benannt welche Bowl Games im Viertel- und Halbfinale rotieren sollen. Wenn traditionelle Bowl s ausgetragen werden, sollen aber die bestehenden Bowl Tie-Ins beachtet werden. Sollte es beispielsweise im Viertelfinale zu einem Oregon – Ohio State Matchup kommen, wäre es logisch dieses Spiel als Rose Bowl auszutragen, da der Rose Bowl eine lange Pac-12 vs. Big Ten Tradition hat.
Wie geht es jetzt weiter?
Am 17. und 18. Juni 2021 wird das „College Football Playoff Management Committee“ über den Vorschlag der Arbeitsgruppe beraten. In diesem Committee sitzen übrigens alle Commissioner der 10 FBS Conferences und Notre Dames AD. Sie können den 12-Team-Vorschlag unterstützen, sich auf ein anderes Format einigen oder sich dafür entscheiden, doch beim aktuellen Format zu bleiben. Die beiden letzten Optionen erscheinen im Moment, recht unrealistisch. Das Management Committee wird sich also voraussichtlich für das neue Format entscheiden und gibt dann diese Empfehlung weiter an das „College Football Playoff Board of Managers“.
Das Board besteht aus 10 Universitäts Präsidenten, die ihre Conferences vertreten. UNLVs President vertritt beispielsweise die MWC, Mississippi States President die SEC. Notre Dames President ist natürlich auch von der Partie. Das Board berät erstmals am 22. Juni, ob die vorgeschlagene Playoff Änderung machbar wäre. Über den Sommer hinweg sammeln die vertretenden Presidents dann Input von ADs, Coaches und Spielern und treffen sich dann im September diesen Jahres wieder. Im September wird dann nochmal alles abgewägt und wenn sich alle einig sind, wird dann der finale Entschluss gefällt.
„We think we can capture what student-athletes and fans love about the game and extend it to more people in more places, while enhancing what’s great about the regular season.“
Aus dem Statement der Arbeitsgruppe
Alle Fakten stammen aus dem originalen CFP Press Release.
Gedankenspielereien
Ich habe hier einmal die Playoff Rankings aus 2020, sowie 2019 genommen und ein Bracket, nach den jetzt vorgeschlagenen Regeln erstellt. Und es ist wirklich das ein oder andere, sehr attraktive, Vorrunden Spiel dabei herausgekommen.
College Football Playoffs 2019
Gators gegen Badgers, Mitte Dezember in Madison, Wisoconsin? Nice.
Memphis‘ Top 10 Offense gegen die drittbeste Defense in 2019, von Georgia? Ich wäre dabei!
Penn State macht einen Ausflug nach Waco, Texas um sich mit einem Baylor unter Matt Rhule zu batteln.
Utah fährt mit einer, von NFL Talenten nur so strotzenden, Defense nach Eugene, Oregon um sich an den Ducks zu rächen. Justin Herbert und Co. hatten sie eine Woche vorher, im Pac-12 Championship Game, komplett auseinander genommen.
College Football Playoffs 2020
Georgia gegen Cinci war 2020 schon ein sehr knapper Peach Bowl. Hätte es mit Cincinnatis Heim-Atmosphäre für den Upset gereicht?
Notre Dame gegen Coastal Carolina wäre ein sehr lustiges Matchup. Hätten die Chants einen Upset holen können?
Ein Kampf zwischen den SEC und Big-12 Vizemeistern hätte uns in Gainesville erwartet. Wäre ein sehr unterhaltsames Spiel gewesen. Floridas Passing Attack gegen eine ordentliche ISU Defense? Breece Hall gegen eine löchrige Gators Front? Ja, bitte!
Indiana, die ja so ein bisschen aus ihrer B1G Championship Teilnahme getrickst wurden, darf nach College Station reisen und sich an den Aggies versuchen.
Meinungen der „The CrunchTime“-Autoren
Ich finde die vorgeschlagenen 12 Team Playoffs echt nicht schlecht. Group of Five Teams sind die klaren Gewinner. Mit der Regel, dass die 6 besten Conference Champs einziehen ist immer mindestens ein G5 Team vertreten. In Jahren, in denen Power 5 Conferences Fehler machen, können sogar mehr G5 Teams einziehen. Ich finde außerdem, dass die Regel, die Conference Championships und eigentlich die ganze Regular Season aufwertet. Selbst für die Teams die nur zweiter in ihrer Division werden, bleibt der Ansporn da, die letzten Spiele zu dominieren um im Ranking zu steigen und so noch eine Chance auf die 6 At-Large Plätze zu bekommen.
Ich finde es interessant, dass Notre Dame immer einen recht deutlichen Nachteil haben würde. Und das obwohl der AD der Irish in der Arbeitsgruppe mitwirkte, die dieses Konzept entworfen hat. Da die Fighting Irish keiner Conference angehören, werden sie im Bracket maximal auf #5 gesetzt und haben dann ein Spiel mehr in den Knochen als die vier Conference Champs.
Ich kann verstehen, wenn kritisiert wird, dass der Wert der Bowl Games immer mehr verfällt. Auf der anderen Seite: Wenn für die sechs Viertel- und Halbfinalspiele einfach die NY6 Bowl Games rotieren, werden die doch sogar aufgewertet, weil dann alle Playoff Spiele sind und die wenigsten Spieler die Playoffs aussitzen würden.
Die Playoffs werden am Ende fairer, weil nicht nur Power 5 Teams eine Chance haben einzuziehen. Ob das neue Format etwas an Alabamas/Ohio States/Clemsons Dominanz ändern wird, bleibt zu bezweifeln.
Ich kritisiere den Fußball seit Jahren dafür, dass die UEFA und FIFA immer mehr wollen. Immer größere Turniere, immer mehr Teilnehmer, immer mehr Austragungsorte, immer mehr Geld. Das war einer der Hauptgründe warum der Fußball in den letzten Jahren quasi komplett aus meinem Interessensbereich verschwunden ist. Ich war logischerweise kein Fan der 17 Spiele NFL Saison und bin es nun beim College Playoff Thema ebenfalls nicht.
Das Argument, dass immer die gleichen Teams in die Playoffs kommen kann ich nachvollziehen, sollte aber kein Argument sein die Playoffs auf zwölf, 12 (!), Teams auszubauen. Warum zum Teufel zwölf Teams? Als man die Playoffs eingeführt hat, war ich damit mehr als einverstanden und der Wert der Playoffs war für mich ideal.
Warum sollen Teams wie beispielsweise Wisconsin oder Oregon im Jahre 2019 die Playoffs verdient haben, wenn sie alle zwei oder noch mehr Niederlagen hinnehmen mussten? Das mindert meiner Meinung nach den Wert einer Playoffqualifikation enorm und die Bowl Games, ja wir sprechen immer noch von der Football Bowl Subdivision, verlieren erneut enorm an Wert.
Versteht mich nicht falsch, ich kann verstehen das die Vier-Team-Playoffs nicht ideal sind und würde mich auch mit einer Erweiterung auf sechs Teams einigermaßen anfreunden, wenn sich hierbei die jeweiligen Conference Champions aus der Power 5 und das beste Group of Five Team qualifizieren.
Aber 12? Eindeutig zu viel und die Bowl Games werden damit endgültig wertlos.
Das wird dann ein weiteres Argument widerlegen und zwar das von den nicht antretenden Spieler in diesen Bowl Games. Denn für Nicht-Playoff Bowl Games ist der Anreiz für NFL eligible Spieler, dann endgültig ganz weg.
Am Ende wird das Spektakel aber überwiegen, das Geld zu verführerisch und der Anreiz für schwächere Teams zu groß sein, um die zwölf Team Playoffs nicht einzuführen. 2034 werden wir dann über ein FCS ähnliches System sprechen.
Ich bin ein großer Fan der Expansion. Insgesamt sorgt es für mehr Spannung, mehr relevante Spiele und wohl auch für die ein oder andere Überraschung. In den letzten Jahren hatte ich den Eindruck, dass Nicht-Playoff Bowl Games sowohl bei Fans, als aber auch den Spielern deutlich an Stellenwert verloren hat. Mit dem neuen Format haben die Spiele die zwischen den Teams von 5-12 stattfinden eine ganz andere Relevanz und sorgt für sicherlich viel Hype. Auch die Conference Sieger der Pac-12 und der Group of 5 werden sicherlich vom neuen Format profitieren und die Teams, aber auch das Recruiting werden einen anderen Fokus erhalten. Die Diskussion ob es verdient ist, dass zwei SEC Teams in den Playoffs stehen, gehört nun auch der Vergangenheit an. Eine Änderung des Formats war meiner Meinung nach definitiv notwendig und ich wäre mit dieser Umsetzung echt zufrieden.
Wie Stefan würde ich mich sehr über eine Expansion freuen. Ein 12-Team Playoff Format würde für mehr Spannung und Fairness sorgen. Viele hätten sich letzte Saison gefreut, Cincinnati oder Coastal Carolina in den Playoffs zu sehen. Bei 12 Playoff-Spots hätten beide Teams es im vergangenen Jahr geschafft. Für mich steht und fällt die Expansion damit, ob das Committee den Mut hat, mehrere G5 Teams in die Playoffs zu ranken. Sonst wird die Schere zwischen den Power 5 (insbesondere der SEC und der Big Ten) und den anderen Conferences noch größer.