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UFC 263 Preview

Lesedauer: 8 Min
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Dieses mal enthalte ich mich den Superlativen. Die Karte ist sehr stark aber nicht die beste des Jahres, dennoch ein absolutes „MUST-SEE“. UFC 263 gibt zweieinhalb Comebacks, auf die wir lange gewartet haben. Einerseits kommt endlich Nate Diaz wieder in das Oktagon, andererseits ist auch Deiveson Figueiredo zurück und mit Leon Edwards hat man ein weiteres langerwartetes Comeback (sein Kampf gegen Muhammad klammer ich hier bewusst aus).

Israel Adesanya vs. Marvin Vettori 2

Izzy kommt aus seiner ersten Pro MMA Niederlage zurück und bekommt es in einem Rematch mit Marvin Vettori zu tun, den er bereits einmal geschlagen hat. Im April 2018 gewann Adesanya, allerdings „nur“ durch Split Decision und so ist es auf dem Papier in der Middleweight Division der engste Kampf gegen Vettori gewesen. Zeit also für die Revenge für Izzy, den ich hier klar als Favoriten sehe. Wie kann Vettori den Kampf also gewinnen?

Vettori hat in den letzten acht Kämpfen nur gegen Adesanya verloren und das denkbar knapp. Ich bin zwar der Meinung, dass er den Titelkampf rechnerisch nicht verdient hat, sehe da Whittaker in der Pole, aber durch die zeitliche Rechnung war Vettori hier der No-Brainer. Der Italiener hat eine sehr solide Striking Defense, ist dafür offensiv nicht all zu akkurat. Sein defensives Wrestling ist zwar extrem gut, wird gegen Adesanya aber kaum benötigt und sein offensives Ringen ist im oberen Durchschnitt anzusiedeln. Jan Blachowicz hat den Blue Print geliefert um Adesanya zu schlagen, allerdings auch mit klarem Gewichtsvorteil. Man sah aber auch, dass Adesanya am Boden kaum Waffen hat um irgendwas auszurichten. Der Purple Belt vom Atos BJJ Headquarter muss also erneut in Frage gestellt werden. Vettori hat die physischen Attribute um Adesanya unangenehm zu werden. Er muss zwar den Größenunterschied von zehn Zentimetern mit ein kalkulieren, dies ist aber besonders im Wrestling von Vorteil, da er damit mehr Angriffsfläche für den Takedown hat.

Die Takedown Defense von Izzy war im Middleweight jedoch eine der besten, die man je gesehen hat und wird auch Vettori vor Probleme stellen, denn Takedownversuche geben immer auch ein Risiko in einen Counterpunch zu laufen und diese hat Adesanya mehr als nur in seinem Repertoire.

Adesanya hat alle Waffen um das Rematch vorzeitig zu beenden und vor allem einen klaren Pluspunkt auf seiner Seite – die Erfahrung! Es ist mittlerweile sein sechster Titelkampf innerhalb 26 Monate, damit ist er einer der aktivsten UFC Champions. Die Tendenz geht klar zu Izzy auch wenn der Mythos umgeht, dass man Adesanya ja nur auf den Boden bringen muss. Dieser Irrtum wird am Samstag dann widerlegt.

Deiveson Figueiredo vs. Brandon Moreno 2

Für mich das eigentliche Main Event. Die Leute, die schon länger hier mitlesen wissen, dass ich ein riesen Fan von Figgy bin und dies auch nicht ohne Grund. Figueiredo bringt einfach in jedem einzelnen Kampf pure Action mit. Er ist für mich das kompletteste Paket in der UFC. Ein brutal starker Striker und noch besserer Submission Grappler. Ja sein Wrestling wird von Elite Ringern auf die Probe gestellt, aber Figgy braucht keinen NCAA Background um seine Gegner zu Boden zu bringen, denn er muss sich nicht entscheiden wo er kämpfen will sondern passt sich einfach dem Kampfstil an. Neun Knockouts, acht Submissions sprechen hier eine deutliche Sprache. Die viel vorgeworfene Cardioproblematik sehe ich seit dem ersten Kampf gegen Moreno nicht, da Figgy das erste mal in seiner Karriere über die fünf Runden gegangen ist und auch zum Ende des Kampfes noch gut mitgehalten hat.

Außerdem denke ich, dass dieses Rematch eigentlich nur stattfindet weil Figgy im ersten Kampf mit einem Punkteabzug bestraft wurde, wäre dieser nicht gewesen wäre wohl Askar Askarov am Zuge. Dennoch ein Minuspunkt ist ein Minuspunkt und darf nicht als Ausrede gelten. Moreno war im ersten Kampf ein echtes Problem und war wohl der zähste Gegner, den man sich überhaupt vorstellen konnte. Seine Cardio und das Striking haben ihm jede Menge Pluspunkte gegeben und das Rematch auch absolut verdient gemacht. Sein Bodenkampf ist ebenfalls elitär und seine vier Takedowns im ersten Kampf gegen Figgy zeigen auch, dass er sich nicht davor scheut mit Figueiredo auf den Boden zu gehen. Allerdings ist er kein so starker Finisher im Stand wie Figgy und deshalb glaube ich auch nicht an einen Sieg von Moreno, da er am Boden kaum die Submission gegen Figgy holen kann und ihn im Stand nicht besiegt. Ich denke auch nicht das Figgy eine Decision braucht, da er Moreno dieses mal finishen wird.

Mein Tipp, Submission in der zweiten Runde für den Brasilianer.

Nate Diaz vs. Leon Edwards

Eigentlich ist auch dieser Kampf ein Main Event und bekommt daher von der UFC auch fünf Runden. Ich bin ehrlich – völliger Blödsinn. Ja der Kampf hat Main Event Charakter, aber er ist erstens kein Main Event und zweitens kein Titelkampf. Ich gehe davon aus, dass man damit Diaz für den Kampf überzeugen konnte. Immerhin ist einer der größten Stärken von Nate Diaz seine Cardio und die Tatsache, dass er in den späten Runden meist seine Gegner überrennt.

Sein Gegner ist dieses mal aber kein klassischer Durchschnittskämpfer, sondern einer der meist unterschätzten Kämpfer im Welterweight. Der Brite hatte nach über einem Jahr in diesem Frühjahr sein Comeback gegen Belal Muhammad gegeben und zeigte direkt wie stark er nach wie vor ist, beziehungsweise wie viel stärker er geworden ist. Edwards ist für mich einer der komplettesten Kämpfern im Welterweight. Klar seine Stärken liegen im Striking aber er hat mittlerweile auch eine solide Takedown Offensive (drei Takedowns gegen RDA) und sowieso eine der besten Wrestling Defenses des Welterweights. Den Bodenkampf scheut er schon lange nicht, die Takedowns gegen RDA und auch die zwei Takedowns gegen Gunnar Nelson sprechen eine deutliche Sprache, wie selbstbewusst Edwards mittlerweile ist.

Nate Diaz wird wohl kaum den Takedown suchen, dafür reicht sein Wrestling nicht aus und am Boden wird er zwar die Favoritenrolle haben aber ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass Diaz die Submission holt. Wenn überhaupt, dann in den letzten beiden Runden. Im Stand sehe ich ihn aber ebenfalls in einer guten Lage, Edwards unangenehm zu werden, da sein Boxing mit den langen Jabs die er wirft bis anhin gut funktioniert hat und auch gegen McGregor zum Erfolg führte. Edwards ist allerdings quasi ein Abbild von Diaz, was das Striking angeht. Auch er kann lange Jabs schlagen und ist defensiv ebenfalls auf einem guten Stand. Einen Punkt muss man allerdings beachten und zwar den der Cuts. Und das ist ein großes Problem bei Diaz. Der Cut über seinem rechten Auge wird sich auch in diesem Kampf bemerkbar machen und von Edwards anvisiert werden. Dieser Cut sorgte bereits für die Niederlage gegen Masvidal und könnte eventuell auch in diesem Kampf für einen Abbruch sorgen, denn der Fight IQ von Edwards ist, neben seinen ganzen physischen Skills, ein weiterer Pluspunkt für den Briten. Mein Tipp hier ist, dass Edwards das Ding vorzeitig via TKO in Runde 3 gewinnt.

Demian Maia vs. Belal Muhammad

Eyepokes haben den Aufstieg von Muhammad gestoppt. Leon Edwards hatte da die Finger tief im Auge des Mannes aus Chicago und man hatte Angst das Muhammad sein Augenlicht verliert, da die Rede von Kontaktlinsen war die er anscheinend getragen haben soll. Nun bekommt Muhammad auf der gleichen Karte wie Edwards einen nächsten Kampf und den gegen den Gatekeeper Demian Maia. Mit Ausnahme von Edwards ist Maia allerdings der größte Name, gegen den Muhammad gekämpft hat und daher stellt sich die Frage wie weit er bereits ist.

Mit 32 Jahren ist Belal nun in seiner Prime und bekommt daher auch solche Namen vor die Brust gestellt. Maia ist mit 43 Jahren bereits außerhalb seiner Prime, verfügt aber über das wohl beste Groundgame im Welterweight. Der BJJ 5th Degree Black Belt wird wohl diesen Bodenkampf auch als Schlüssel zum Erfolg suchen, denn das Striking von Maia wird nicht mit dem von Muhammad mithalten können. Ob Maia allerdings den Takedown holen kann ist hier eine der größten Fragen, denn Muhammad ist im defensiven Ringen eine Macht und Maia hatte bereits gegen Usman und Woodley große Mühe einen Takedown zu holen. Allerdings waren die beiden genannten auch auf höchsten Niveau am College Wrestling präsent, was bei Muhammad nicht der Fall ist. Seine Erfahrung beruht auf dem High School Wrestling.

Ich mag Maia, für mich ist das noch einer der alten Schule, der mit den Top Kämpfern zwar nicht mehr mithalten kann, aber nach wie vor ein gefährlicher MMA Fighter ist. Ich tippe dennoch auf einen Sieg von Muhammad durch Decision.

Paul Craig vs. Jamahal Hill

Hill ist der einzige ungeschlagene Mann in der Main Card und bekommt es mit dem schottischen BJJ Ass, Craig zu tun. Es ist erst der vierte Kampf für Jamahal Hill in der UFC und dennoch baut die UFC große Stücke auf ihn. Hill ist ein klassischer Striker, der noch keinen Takedown in der UFC erzielt hat und in seinen neun Profikämpfen drei Knockouts erzielen konnte. Sein offensives Striking ist ganz gut und wird für Craig auch völlig ausreichend sein, allerdings ist seine Takedown Defense seit seinem Eintritt in die UFC ein Problem, denn auch wenn Craig kein klassischer Ringer ist und auch technisch nicht zu den besten gehört – er schafft es immer wieder seine Gegner auf den Boden zu bringen oder vom Rücken aus die Submission zu holen. Der Triangle Choke ist dabei seine größte Waffe. Ich hab es aber bereits erwähnt, Hill geht nicht für den Takedown und daher muss der Schotte hier selber in den Angriff gehen. Ich kann mir hier ein Clinchfest vorstellen, bei dem Craig drei Runden lang versucht Hill auf den Boden zu bringen oder einen One Punch Knockout von Hill. Ich rechne mit Letzterem und einem Knockout Sieg von Hill.

Undercard

Eine gute Karte wird für mich immer bei den Prelims entschieden. Und die Karte von UFC 263 hat eine solche Entscheidung gewonnen.

Drew Dober gegen Brad Riddell ist der Warmmacher auf die Main Card, bei welchem Riddell (9-1) eine Chance bekommt sich für die Top 15 zu präsentieren. Mit Dober hat er zwar einen soliden und auch überdurchschnittlichen Mann vor den Fäusten, hat aber durchaus das Potential diesen zu schlagen.

Der Light Heavyweight Kampf zwischen Eryk Anders und Darren Stewart ist zwar ein Cardfiller, aber könnte dennoch ein enges Match werden.

Lauren Murphy vs. Joanne Calderwood ist ein Spitzenkampf im Fliegengewicht der Frauen und hat ebenfalls Potential einiges an Spannung zu bieten.

Der beste Kampf der Prelims ist allerdings der im Featherweight zwischen Movsar Evloev und Hakeem Dawodu. Dawodu bringt einen Record von 12-1 mit, besiegte zuletzt Zubaira Tukhugov klar und bekommt es nun mit seinem kaukasischen Kumpel Evloev zu tun. Der hat mich ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht, in seinem letzten Kampf gegen Nik Lentz, den er zwar klar besiegt aber für mich zu wenig das Finish gesucht hat. Evloev ist 14-0 und eigentlich als Wrestler bekannt, hat aber in der UFC noch nicht all zu gute Wrestling Stats. Zwar konnte er in seinen vier Auftritten elf Takedowns erzielen, dies aber bei einer Quote von 37% und kassierte selber acht Takedowns. Sein defensives Striking ist dagegen mehr als ordentlich, muss aber auch absolut sitzen, gegen einen Striker wie Dawodu. Sein Style ist klar im Stand und im Muay Thai. Er bringt sehr gute Kicks, in allen Höhen, mit und verfügt auch über eine starke Takedown Defense, welche man gegen Zubaira eindrucksvoll gesehen hat. Nur vier mal wurde er auf den Boden gebracht, bei einer Takedown Defense von 85%. Ein mega spannender Kampf, der Impact auf die Top 10 des Federgewichts haben wird. Funfact: Dawodu trifft mit 2.84 significant Strikes pro Minute bisher am meisten Wirkungstreffer in der UFC Featherweight History.

Auch bei den Early Prelims gibt es genug Leckerbissen. Pannie Kianzad trifft auf Alexis Davis im Womens Bantamweight. Ich mag Kianzad aus Schweden extrem gerne. Sie hat ihre letzten drei Kämpfe alle deutlich für sich entschieden und kämpft extrem attraktiv, auch wenn sie kaum Finishes erzielt. Ihre defensiven Ringerqualitäten bewahren sie vor ihrer größten Schwäche, dem Bodenkampf, bei welchem sie sich allerdings deutlich gesteigert hat. Davis wird hier versuchen den Takedown zu landen und im Stand irgendwie mithalten zu können. Ich sehe sie am Boden stärker, im Stand aber schwächer und im ringen würde ich Kianzad den Vorteil geben. Daher: Kianzad gewinnt das Ding.

Chase Hooper gegen Steven Peterson ist ebenfalls interessant. Hooper erneut nur in den Early Prelims, aber als brutal starker Grappler eine Macht. Peterson kenne ich leider nicht und kann nicht einschätzen wer hier die Favoritenrolle bekommt.

Fares Ziam gegen Luigi Vendramini im Leichtgewicht und Carlos Felipe gegen Jake Collier im Heavyweight vervollständigen die Card.

UFC 263 findet in der Nacht von Samstag auf Sonntag statt und startet mit den Early Prelims um 00:00 Uhr, mit den Prelims um 02:00 Uhr und mit der Main Card um 04:00 Uhr zu mitteleuropäischer Standard Zeit.

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Sam
Ich bin Sam und schreibe für The Crunchtime über die UFC und College Football

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