Das Warten hat ein Ende. Die NBA-Saison findet seinen Abschluss in Florida. Die letzten acht Regular Season Games werden ausgespielt, bis dann die Playoffs starten und der NBA Champions 2020 ausgespielt wird. In Teil 1 und Teil 2 unseres Power Rankings haben wir uns die Teams angeschaut, die wenige Chancen auf den Titel haben und die Mannschaften, die über gewisses Überraschungspotential verfügen. Nun sollen die großen Favoriten im Fokus stehen. Wer ist der größte Favorit und wer wird am Ende die Larry O’Brien Trophy in die Höhe recken können?
Superstars mit fehlender Effizienz
Das Favoriten-Ensemble startet mit den Houston Rockets. Zugegebenermaßen stehen die Texaner aktuell nur auf Rang Sechs im Westen, dennoch gehören sie absolut in diese Liste. Besonders im Fokus steht natürlich der MVP von 2018 James Harden. 34,4 Punkte, 6,4 Rebounds und 7,4 Assist legt er pro Spiel auf. Diese enormen Zahlen allein reichen schon um die Rockets zu einem echten Contender zu machen. Wieder einmal führt er die Rockets an. Der Unterschied dieses Mal: Er hat Unterstützung.
Vor der Saison kam Russel Westbrook per Trade nach Houston und sollte mit Harden den Monster-Backcourt bilden. Und das tun sie auch. Westbrook ist zweitbester Scorer mit 27,5 Punkten pro Spiel, bester Rebounder (nach Abgang von Capela) mit 8 pro Spiel und verteilt zudem die zweitmeisten Assist (7 APG). Die nackten Zahlen lassen vermuten, die Rockets haben den beste Backcourt der Liga. Allerdings hapert es bei ihnen an der Effizienz. Harden wirft von außen gerade einmal 35 %, was für einen Spieler seines Kalibers zu wenig ist. Westbrooks 3er-Quote ist noch erschreckender mit schwachen 25,4 %.
In den letzten Jahren war es zudem vor allem Eric Gordon, der als dritter Star mithalf, die Rockets fast in die Finals zu führen. Diese Saison kann er diese Leistungen allerdings nicht wiederholen. Weiterhin tradeten die Rockets sich vor allem durch den Weggang von Capela in den erwünschten Small Ball, bei dem P.J. Tucker mit gerade einmal 1,96 m der größte Spieler der Starting Line-Up ist. Dadurch sind die Rockets zwar deutlich schneller, aber auch alternativlos. Schafft es der Gegner den Small Ball zu kontrollieren, wie es vor der Pause teilweise gelungen ist, sind die Rockets schlagbar. Somit gehören die Rockets zu den Favoriten, sind aber in dieser Kategorie das schlechteste Team.
Team comes first
Einen Platz besser in unserer Liste ranken die Miami Heat. Trainer Erik Spoelstra hat mal wieder Wunder vollbracht. Sicher ist die Mannschaft mit einem Spieler wie Jimmy Butler durchaus ernst zu nehmen, aber den vierten Platz im Osten mit Chancen auf Platz 3 hätte ihnen wohl kaum jemand zugetraut. Butlers Einsatz, den er auf dem Parkett seit Jahren zeigt, macht sich nun auch neben dem Court bemerkbar, indem es im Hotel bereits eine Ruhestörung um 4 Uhr nachts gab, weil er in seinem Zimmer Workouts durchführte. Die Heat sind heiß.
Besonders beeindruckend ist kein einzelner Spieler, sondern das gesamte Team. Bis auf Butler fällt es schwer, jemanden hervor zu heben. Bam Adebayo machte einen enormen Sprung und steuert pro Spiel 16,2 Punkte, 10,5 Rebounds, 5,1 Assist und 1,3 Blocks bei. Kendrick Nunn und Duncan Robinson scoren verlässlich. Dragic kommt vermehrt von der Bank und kann dort auch erheblichen Einfluss auf das Spiel nehmen. Jae Crowder begeistert mit Einsatz und der Rookie Tyler Herro zeigt, dass ihm eine große Zukunft bevorsteht.
Die Heat hatten vor der Saison sicher die Wenigsten auf dem Zettel. Jetzt stehen sie auf Platz 4 und werden die erste Runde wohl überstehen. In der zweiten Runde wird es für Miami schwer, unmöglich ist eine Conference Final-Teilnahme aber nicht. Denn das Team funktioniert, weil es nicht nur eine Option hat. Jeder macht genau das, was er soll und das macht sie so gefährlich.
Wer hat die Superstar-Verluste besser kompensiert?
Die Entscheidung zwischen Platz Vier und Fünf unseres Rankings ist extrem schwer. Hier stehen zwei Mannschaften zu Auswahl: Zum einen der amtierende Champion – die Toronto Raptors – zum anderen die Boston Celtics. Wer hat die größeren Chancen auf den Titel?
Die Raptors haben den Weggang von Kawhi Leonard gut kompensiert. Pascal Siakam spielt eine mörderisch gute Saison und könnte diese Saison praktisch noch einen Most Improved Player Award erhalten. Er führt die Raptors an. Auch die Celtics verloren in Kyrie Irving ihren wichtigsten Spieler, haben ihn aber mit Kemba Walker ersetzt. Eigentlich sollte er die Mannschaft führen, was er mit 21 Punkten auch beeindruckend tut. Allerdings stiehlt ihm Jayson Tatum ein wenig die Show. Bei ihm scheint nach einem Jahr Stagnation jetzt doch der Durchbruch gelungen zu sein. Was die Starspieler angeht, hat Boston hier also leicht die Nase vorn.
Bei der breite des Teams sind beide Mannschaften auch gut aufgestellt. Die Celtics haben in Jaylen Brown, Gordon Hayward und Marcus Smart mehr als verlässliche Scoring-Optionen in der Hinterhand. Der Wadenbeißer Smart ist zudem auch noch in der Konversation zum Defensive Player of the Year. Unterstütz wird er in der Defense von den Bigs Kanter und auch dem deutschen Daniel Theis, die beide auch eine starke Saison abliefern.
Bei den Raptors ist die Breite noch ein wenig stärker. Lowry, VanVleet, Powell, Ibaka, Anunoby, Gasol – sie alle können scoren. Viel wichtiger aber, sie alle arbeiten fürs Team – besonders auch in der Defense. Hier gibt es praktisch keine Schwächen. Man kann keinen ausmachen, den man attackieren soll, wenn man gegen die Raptors scoren will. Das ist der entscheidende Unterschied, der die Raptors in unserem Ranking vor die Celtics stellt. Dennoch haben beide die Chance, in die Finals einzuziehen.
Bester Record heißt nicht unbedingt bestes Team
Die Top 3 unseres Rankings sind damit die Milwaukee Bucks und die beiden Teams aus Los Angeles. Um NBA-Champion zu werden führt kein Weg an diesen drei Teams vorbei. In diesen drei Teams spielen auch die aktuell drei besten Spieler der Welt: Lebron James, Giannis Antetokounmpo und Kawhi Leonard.
Die Milwaukee Bucks sind aktuell das beste Team der Liga. Schon letzte Saison waren sie stark, doch man hat den Anschein, als habe sich das komplette Team noch einmal verbessert. Giannis ist auf Top-Niveau und kann sich wieder einmal gute Chancen auf den MVP-Award ausrechnen. Sein Wurf von Downtown ist noch nicht gut, aber er hat ihn verbessert. Wenn er zum Korb zieht, hat aktuell noch kein Team eine wirklich Lösung gefunden ihn zu stoppen.
Das gesamte Team aus Milwaukee liefert zudem eine bockstarke Saison ab. Middleton als effektive zweite Scoring-Option, Bledsoe als Ton-Angeber, wenn Giannis den Ball mal nicht in der Hand hat und Brook Lopez, der zwar seinen Dreier nicht mehr so gut trifft wie vorher, aber dafür sein Post-Game wieder gefunden hat. Dennoch ist das Spiel der Bucks immer noch sehr auf den Greek Freak ausgerichtet. Schafft man es ihm ein bisschen aus dem Spiel zu nehmen (mehr als ein bisschen ist wohl nicht drin), sind die Bucks schlagbar, was die 76ers bei den Christmas Games eindrucksvoll bewiesen haben. Somit schaffen es die Bucks in unserem Ranking nur auf Platz 3.
Battle of LA: Wer ist die Nummer Eins?
Von den letzten verbleibenden Teams bekommen wir direkt beim Restart einen Vorgeschmack. Das Battle of LA wird es beim Eröffnungsspieltag von Donnerstag auf Freitag um 3 Uhr morgens deutscher Zeit zu sehen geben. Doch wer ist denn nun der größere Favorit und wer wird am Ende NBA Champion?
Kann J.R. Smith Bradley ersetzen?
Vor der Saison waren sich alle Experten einig, dass einer der beiden Mannschaften Champion werden wird. Anthony Davis kommt zu LeBron und Kawhi Leonard und Paul George verstärken die Clippers. Los Angeles war hyped. Zurecht. Diese beiden Mannschaften stehen auch auf den ersten beiden Plätzen im Westen. Die erste Runde sollte also für beide Mannschaften kein Problem darstellen. Um beide Mannschaften als Favoriten zu erkennen, muss man auch kein Experte sein.
LeBron hat schon mit deutlich schlechteren Teams die Finals erreicht oder den Titel gewonnen. Das Team, was er jetzt zusammen hat, ist deutlich stärker, als damals die Cavs. LeBron und AD haben en Masse gezeigt, dass sie aus jeder Situation Punkte erzielen können, egal gegen wen. Aus dem Fastbreak, langer hoher Ball auf Davis, der punktet oder darf zur Linie und punktet dort. LeBron hat bewiesen, dass er auch mit 36 Jahren ein absoluter MVP-Kandidat ist. Zudem blüht Dwight Howard wieder auf und hat in McGee eine tolle Ergänzung. Kuzma geht in dem ganzen AD-LeBron-Hype ein wenig unter, kann aber von der Bank gefährlich werden. Ebenso stark sind Caldwell-Pope, Danny Green und Fan-Liebling Alex Caruso.
Die Lakers haben in Avery Bradley aber ihre wohl beste dritte Option verloren. Ersetzt werden soll sie durch J.R. Smith und Dion Waiters. Zwei Spieler, die oft eher negativ aufgefallen sind. Dennoch können sie den Lakers weiterhelfen. Besonders Smith kennt LeBron noch aus Cleveland und weiß, sich ihm unterzuordnen. So lange J.R. in den letzten Minuten in die richtige Richtung dribbelt, müssen die Lakers nichts befürchten.
In diesem Kader steckt noch so viel mehr
Die Clippers haben insgesamt den besten Kader der NBA. Zwei Superstars in Kawhi und PG, Lou Williams als besten sechsten Mann der Geschichte, Montrezl Harrel, der auch diese Saison mit fast 19 Punkten pro Spiel enorm abliefert und Patrick Beverly, als ein Verteidiger, der es mit jedem Gegner aufnehmen kann – auch mit LeBron.
In dieser Saison wartete man vergeblich auf die enorme Explosion, die das Potential dieses Kaders eigentlich hergibt. Am Anfang dachte man noch, es läge daran, dass Kawhi und George so wenig zusammen gespielt hatten, weil entweder der eine verletzt war oder der andere ein Spiel Pause brauchte. Doch auch als beide zusammen auf dem Court standen, waren sie zwar gut, doch man hatte immer das Gefühl, da ist noch Luft nach oben. Bisher fehlt diese Explosion immer noch. Vielleicht geschieht es jetzt auf den letzten Zügen der Saison. Genau dann ist Kawhi letzte Saison mit den Raptors auch noch einmal enorm aufgeblüht. Doch aktuell ist davon noch nichts zu sehen.
Das ist der entscheidende Punkt, der den Clippers für eine Meisterschaft fehlt. Somit krönen wir in unserem Ranking die Lakers zum Champion. Sie haben mit den stärksten Kader, eine enorme Breite, den athletischsten Big-Man und LeBron. Innerhalb des Restarts, werden wir wissen, wie richtig wir mit unserem Ranking lagen. Wir hätten nichts gegen große Überraschungen. Doch zunächst sind wir einfach nur froh, dass es weitergeht.