Im zweiten Teil meiner Offensive Line Preview für den Draft 2024 geht es um die Offensive Guards. Der Fokus liegt hier weniger auf dem Athletischen, sondern mehr noch auf der Technik und der Kraft. Die Pass Protection ist immer noch wichtig, doch das Run Blocking gewinnt im Vergleich zu den Tackles an Wert. Für die Bewertung von Positionen, an denen die Guards gezogen werden, ist es auch von Bedeutung zu verstehen, dass Guards in der NFL weniger als Value-Position gesehen werden, als die Tackles. Der Grund dafür liegt vor allem daran, dass die Tackles viel isolierter gegen die besten Pass Rusher antreten müssen. Zudem ist ihr Job, die Blindside, also die verletzlichste Seite des Quarterbacks zu schützen. Daher werden Tackle im Schnitt höher gedrafted, als es bei Guards der Fall ist.
Den ersten Teil der Offensive Line Preview findet ihr hier: Die Top 10 Offensive Tackles im Draft 2024
Kommen wir nun zu Klasse an sich. Diese sehe ich an der Spitze weniger gut als noch 2023. Stand jetzt würde ich einen Spieler in der 2. Runde draften, während zwei weitere knapp dahinter sind. Besser als noch im vergangen Draft, ist die Tiefe auf hohem Niveau. Nach meiner Top 3 kommen 4 weitere Spieler, die ich zwischen Mitte der 3. Runde und Ende der 4. Runde sehe. Allgemein sind auch meine Draft Grades sehr nahe beisammen. Bei den Guards mache ich eine Top 7 und keine Top 10 mehr.
Boston College RG: Christian Mahogany
An der Spitze der Klasse ist für mich Christian Mahogany von Boston College. Der Redshirt Senior überzeugt mich vor allem durch seine Hände, wie auch durch seine Power. Vor allem sein Handplacement ist konstant gut. Im Run ist er schnell und mit viel Power beim Gegenspieler. Er generiert Power am Point of Attack und bewegt die Defender gegen deren Willen. Zudem spielt er mit einem hohen Football IQ und sieht Blitzes und Stunts. Was mich in seinem Spiel etwas beunruhigt, ist sein instabiles Footwork in Pass Pro. Er ist zwar schnell aus dem Stance und kann gut Tiefe gewinnen, doch zum Teil verpasst er den Snap. Zudem ist sein Mirroring nicht optimal, was vor allem inside der Line fast wichtiger ist als bei den Tackles. Ein letzter Punkt ist noch, dass er in Pass Pro zum Teil zu hoch ist. Das größte Fragezeichen ist für mich aber sein Knie. Er verpasste die komplette letzte Saison mit einem Kreuzbandriss und kommt jetzt wieder zurück. Daher basieren meine Bemerkungen zu seinem Spiel auch nur auf dem 2021er Tape. Es wird also sehr interessant, zu sehen sein, wie er 2023 performen kann.
Kansas State LG: Cooper Beebe
Hinter Mahogany gibt es für mich eine kleinere Lücke. Dann kommt mit Cooper Beebe von Kansas State ein Spieler mit sehr viel Erfahrung. Er startete in seiner Karriere bisher 35 Spiele und ist Team Captain. Seine Erfahrung merkt man auch auf dem Spielfeld. Er spielt mit viel Ruhe und reagiert sehr gut auf Blitzes und Stunts. Beebes Stärken liegen dabei mehr im Run als im Pass. Was ihm aber im Pass zugutekommt, ist seine Grip Strength. Wenn er einen Verteidiger am Shoulderpad greift, hat er die Kontrolle und kann gegen den Bullrush kontern. Schwächen hat er vor allem, wenn es um die athletischen Voraussetzungen geht. Vor allem in Pass Pro fehlt ihm die Short Area Quickness und die Mirroring Qualitäten. Auch seine Hände sind nicht konstant am richtigen Ort. Das führt im Umkehrschluss dazu, dass er vermehrt in den Verteidiger rein lehnt. Ein weiterer positiver Punkt ist, dass er bei Kansas State bereits als Left Tackle eingesetzt wurde. Daher sehe ich ihn Ende der 2. oder Anfang 3. Runde.
UConn RG: Christian Haynes
Der Right Guard der UConn Huskies kann Power nach dem Snap generieren und zeigt einen guten Get-off. Er ist athletisch und landet im Lauf immer wieder Blocks auf dem second level. Auch im Pass ist er stabil, zeigt gutes Footwork und allgemein hat er eine gute Technik. Zudem hat er platzierte Hände und soliden Bend. Was mir bei ihm noch etwas Sorgen bereitet, ist, dass er viele Plays auf dem Boden beendet. Das heißt er kann die Balance nicht halten und overshooted öfters. In Zusammenhang mit dem steht ebenfalls, dass er den ersten Kontakt häufig mit dem Kopf sucht. Dadurch ist der Oberkörper sehr weit vorne und er lehnt sich in den Defender. Dennoch sehe ich ihn nur wenig hinter Cooper Beebe und damit Ende der 2. beziehungsweise Anfang der 3. Runde im Draft.
Ohio State RG: Donovan Jackson
Etwas hinter den besten Drei ist für mich Donovan Jackson von Ohio State. Er kam als 5-Star Recruit nach Columbus und startete bereits in seinem Freshman Year alle 13 Spiele. Ich würde ihn im Run als Mauler bezeichnen. Er hat viel Power und spielt sehr physisch. Auch positiv ist, dass er mit Winkeln spielt und so Lanes für seinen Runningback aufmacht. Dazu kommt seine Grip Strength im Pass. Er ist schnell auf dem second Level und solide in Space. In der Pass Protection ist er inkonstant mit seinem Handplacement. Dazu kommen seine Schwierigkeiten darin, Blitzes und Stunts zu erkennen beziehungsweise darauf zu reagieren. Vor allem, wenn sie mit viel Tempo kommen, hat er Mühe. Die Probleme gegen schnelle Defender können ihm aber in der NFL zum Verhängnis werden. Im Run initiiert er den Kontakt häufig mit dem Kopf und lehnt dadurch viel in den Verteidiger.
Miami LG: Javion Cohen
Javion Cohen startete in der Saison 2022 10 Spiele für die Alabama Crimson Tide. Im Anschluss ging er in das Transfer Portal und committete zur University of Miami. Seine Stärken sind mehr im Run als im Pass. Er hat sehr viel Power und bewegt auch schwere Defensive Tackles. Jedoch hat er Mühe, längere Distanzen mit dem ersten Schritt zu überbrücken, ohne dabei nach vorne zu lehnen. Allgemein muss er seine athletischen Fähigkeiten noch verbessern, um auch mit schnelleren Defender in der NFL mitzuhalten. Das sieht man auch im Pass, wo sein Footwork zum Teil sehr wackelig ist. Er hat Probleme mit dem Mirroring und allgemein mit der Geschwindigkeit auf geringem Raum. Dazu kommt, dass er dazu tendiert Verteidiger mit dem Oberkörper aufzufangen und nicht mit den Händen zu punchen.
Georgia RG: Tate Ratledge
Der Right Guard des zweifachen National Champions zeichnet sich vor allem durch seine physische Spielweise aus. Er ist dominant im Rungame und finished seine Blocks. Jedoch hat er einige Limitationen in der Pass Protection. Sein Hand Placement ist zwar gut, doch er spielt häufig zu hoch. Seine Leverage wird auch im Run immer wieder zum Problem. Zudem nutzt er die Länge seiner Arme nicht genügend zu seinem Vorteil aus. Dazu kommt sein Footwork, was nicht sehr fluid ist. Das heißt er gewinnt nicht sehr schnell Tiefe und hat auch gegen inside Moves Mühe. Das kann er, aber durch seien gute Awareness etwas kontern.
Arkansas RG Beaux Limmer
Der letzte in meiner Top 7 ist Beaux Limmer, der Right Guard von Arkansas. Auch er ist sehr erfahren und geht in seine letzte College Football Saison. Er hat sehr gutes Hand placement im Run und im Pass. Zudem blockt er gut mit Angles, das heißt er dreht (hooked) Defender so, dass Lanes für den Runningback entstehen. Diese Blocks kann er immer wieder auf dem Second Level landen. Er zeigt zwar Flashes seiner Nastiness, doch in diesem Bereich besteht noch Verbesserungspotential. Auch verbessern muss er seine Pass Protection. Er wird viel durch Swipe Moves geschlagen und ist allgemein unsauber. Er ist häufig zu hoch und lehnt teilweise in den Verteidiger, wodurch er einige Plays auf dem Boden beendet. Allgemein ist er zwar solide und hat einen guten Floor, doch sein Upside ist limitiert. Dennoch habe ich das Gefühl, dass er ein stabiler Starter sein kann. Daher würde ich ihn Ende 4. Runde draften.
Honorable Mentions
Ein sehr versatiler Spieler, der 2022 noch zu wenig gespielt hat, ist Jackson Powers-Johnson von Oregon. Er wurde sowohl als Right Guards als auch als Center eingesetzt und hatte 2021 sogar Snaps in der Defense bekommen. Durch diverse Abgänge in der Offensive Line der Ducks wird er 2023 wahrscheinlich in der interior Line starten.
Interessant ist auch Javontez Spraggins von Tennessee. Seine Technik ist zwar noch sehr roh, doch er bringt auf dem physischen Level einiges mit und hat Potenzial in der nächsten Saison einen weiteren Schritt nach vorne zu machen.
Ein Spieler, der über viel Erfahrung verfügt und so eventuell einem NFL Team weiterhelfen kann, ist Zak Zinter von Michigan. Er ist Senior und hat bereits seit seinem Freshman Jahr eine wichtige Rolle in der Offensive Line der Wolverines. Wie viele Guards ist er gut im Lauf, doch seine Pass Protection lässt noch zu wünschen übrig.