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Eastern Conference Playoff Preview Runde 2: Toronto Raptors – Boston Celtics

Lesedauer: 8 Min
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Vorwort

Die letzten Tage waren turbulent. Wir sind froh, dass die NBA fortgesetzt wird. Wir lieben den Sport, doch an manchen Tagen ist er nicht mehr als eine Nebensache. Der Boykott der NBA-Spieler wird den Rassismus nicht aufhalten. Doch er sorgt für Aufmerksamkeit. Die brutalen Szenen gegen George Floyd oder Jacob Blake sind keine Einzelfälle. Auf der ganzen Welt muss sich etwas ändern. Der gesamte US-Sport hat mit dem Boykott ein Zeichen gesetzt. Jeder der behauptet, dass Rassismus-Probleme oder Polizei-Brutalität nicht existieren, ist Teil des Problems. Wir alle müssen aufstehen und etwas ändern. Die NBA und WNBA machten es vor, die NHL, MLB und NFL zogen nach. Nehmen wir uns sie als Vorbild und stehen hinter ihnen. Wir sind mehr.


Die Playoff-Preview wurde bereits vor dem Boykott verfasst und nimmt daher darauf keinen Bezug. Es war mir dennoch wichtig, zu zeigen, dass mir wenig wichtiger ist als Basketball, aber Gerechtigkeit und Gleichberechtigung auf der ganzen Welt zählen definitiv dazu. Dennoch wünsche ich euch viel Spaß mit meiner Playoff-Preview und hoffe trotzdem auf spannende und packende Playoffs. #BlackLivesMatter


Im Osten scheinen die erwartet engen Spiele in den Conference Semi Finals zu entstehen, die vor dem Start der Playoffs vorhergesehen wurden. Schnell stand fest, dass es in der zweiten Runde zu der Serie des zweitplatzierten aus Toronto und dem drittbesten Team im Osten, den Boston Celtics, kommen wird.

Beide hatten in ihrer ersten Serie wenig Probleme. Toronto sweepte Brooklyn und auch Boston fegte die Philadelphia 76ers mit einem 4:0 aus den Playoffs. Man muss aber auch gestehen, dass ihre Gegner nicht auf absolutem Playoff-Niveau agiert haben.

Review Raptors vs. Nets

Sowohl die Brooklyn Nets als auch Philly hatten mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Härter traf es sicher die Brooklyn Nets, dessen dezimierter Kader von vielen als G-League Team bezeichnet wird. Kein Wunder, dass sie gegen Toronto ordentlich unter die Räder gekommen sind.

Lediglich in Spiel zwei konnten sie bis 8 Minuten vor Schluss eine Führung halten und hatten mit dem letzten Spielzug sogar noch die Chance auf den Ausgleich. Durch eine starke defensive Posession der Raptors entschied Norman Powell das Spiel für sein Team.

Jedes andere Spiel gewannen die Raptors mit mindestens 24 Punkten Unterschied. Besonders stark waren Fred VanVleet, der sich immer mehr in den Vordergrund spielt. In den ersten drei Spielen legte er im Schnitt über 25 Punkte auf und konnte zweimal mit seinen Assists zu einem Double-Double kommen. Im letzten Spiel waren seine Bemühungen kaum mehr nötig.

Meist von der Bank kommend war es Norman Powell, der die Serie nutzte, um auf sich aufmerksam zu machen und seine Minuten für die kommenden Partien sicher erhöhen konnte. Auch Serge Ibaka hatte von der Bank einen enormen Impact und scorte dreimal 20 Punkte oder mehr. Für die bevorstehende Serie ist er ein Kandidat für die Starting Five.

Für Toronto lief aber dennoch nicht alles nach Plan. Zwar konnten sie problemlos und ohne große Mühe die nächste Runde erreichen, doch sie müssen um ihren Anführer Kyle Lowry bangen. Im deutlichen Spiel 4 der Serie, knickte er um, spielte kurz danach weiter, doch ließ sich nach kurzer Zeit wieder auswechseln.

Review Celtics vs. 76ers

Lowry ist nicht der einzige, der mit einer Verletzung kämpfen muss. Mal wieder Gordon Hayward ist es, der den Celtics in dieser Saison wohl nicht mehr weiterhelfen kann. Spät in Spiel 1 gegen die 76ers knickte er beim Kampf um den Rebound um. Mittlerweile hat er die Bubble verlassen und nur bei einem tiefen Playoff-Run wird man ihn in dieser Saison wohl wieder sehen.

Sonst konnte sich das Team von Brad Stevens über den Verlauf der Serie nicht beschweren. Vor dem Restart waren die 76ers das Team, dem jede Mannschaft am liebsten aus dem Weg gehen wollte. Doch die Verletzung von Ben Simmons war für die ambitionierten Sixers wohl zu viel.

Josh Richardson war der einzige der neben Joel Embiid Normalform erreichte. Und selbst der Kameruner hatte besonders in der Defensive und an der Linie noch Luft nach oben. Bei Philly riecht es ein wenig nach Rebuild und das Vertrauen in den Process verschwindet allmählich. Es wird spannend, was in der Offseason aus Philadelphia wird.

In der Serie dominierte aber dennoch Boston. Zwar gestalteten sich die Siege nicht so deutlich wie die der Raptors, doch man hatte nie wirklich das Gefühl, dass ein Weiterkommen für die Celtics in Gefahr wäre. In den entscheidenden Momenten traf Philly die falschen Entscheidungen und die Celtics blieben abgezockt.

Die entscheidenden Spieler der Serie waren Jayson Tatum und Kemba Walker. Beide steuerten in drei von vier Partien über 20 Punkte ein und haben dabei sogar eine Wurfquote nah an der 50 %-Marke. In den entscheidenden Momenten waren es diese beiden die mit ihren Würfen den Sack zugemacht haben. Zudem schaffte es Walker endlich seine erste Playoff-Serie seiner Karriere zu gewinnen.

Auch der deutsche Daniel Theis konnte wirklich zufrieden mit seiner Leistung sein. Wie so oft wird seine Arbeit auf dem Scoreboard nicht auf den ersten Blick deutlich. Doch seine defensive Arbeit gegen den deutlich körperlich überlegenen Embiid konnte sich wirklich sehen lassen.

Der direkte Vergleich

Beide haben ihre Pflicht erfüllt und stehen jetzt vor einer deutlich ernsteren Aufgabe. Es ist Zeit, sich beide im direkten Vergleich anzuschauen.

In der regulären Saison trafen die beiden viermal aufeinander. Dreimal hieß der Sieger Boston, nur einmal konnten sich die Raptors durchsetzen. Das letzte Aufeinandertreffen der beiden fand sogar in der Bubble statt. Hier gaben sich die Celtics keine Blöße und gewannen das Spiel mit 22 Punkten. Überraschend ist, dass bei jedem Sieg der Celtics Jaylen Brown Topscorer wurde.

In den Statistiken sind beide Mannschaften unglaublich eng beieinander. In keiner relevanten Statistik gibt es gravierende Unterschiede. Die Celtics machen im Schnitt 0,9 Punkte mehr, die Raptors kassieren dafür 0,8 Punkte weniger. In Wurfquote, Freiwurfquote und Dreierquote trennen beide Mannschaften nicht mal ein Prozent. Der größte Unterschied ist in den Assist zu erkennen. Hier verteilt Toronto durchschnittlich 2,2 mehr.

Key Matchups

Hieraus große Schlüsse zu ziehen ist schwer möglich, daher sollte man sich eher die wichtigsten Matchups der Serie genauer anschauen.

Lowry vs. Walker

Sollte Lowry fit werden, wird es mit Sicherheit das große Duell der Anführer. Auf der einen Seite der Vocal-Leader Kyle Lowry, der bereits einen Titel gewonnen hat. Auf der anderen Seite der eher stille Antreiber Kemba Walker. Beide sind auf der Point Guard Position zu hause. Beide haben die Möglichkeit zu explodieren, doch das größere Ausbruchspotential liegt wohl bei Walker.

In der Defensive hat Walker gegen Philadelphia gezeigt, dass er auch gegen größere Spieler verteidigen kann, doch hier liegen die Vorteile bei Lowry, der Kemba körperlich überlegen ist. Die zwei Lenker sind in der Offense enorm wichtig, doch Lowry hat auch die defensive Kontrolle. Die Ungewissheit über die Verletzung von Lowry lässt den Punkt schlussendlich an Walker gehen, da er in dieser Serie der hungrigere Spieler ist. Endlich spielt er in einem Top-Team und will dieses, so weit wie es geht, führen.

Tatum vs. Siakam

Neben den Anführern treffen auch zwei Stars aufeinander und werden wohl auch beide auf der Power Foward Position. Auf der einen Seite der Most Improved Player des letzten Jahres Pascal Siakam und auf der anderen Seite einer der heißesten Kandidaten auf die Zukunft der NBA Jayson Tatum. Beide haben in dieser Saison einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Siakam nimmt nach dem Weggang von Kawhi seine Top-Scorer-Position ein. Tatum hat nach einer eher schwächeren Vorsaison nun endlich den erhofften Sprung zum Star geschafft.

Beide haben nicht viel Erfahrung sind es aber gewohnt in den Playoffs zu stehen. Während Siakam letztes Jahr sogar den Titel gewinnen konnte, war in jedem seiner drei Profijahre mindestens in der zweiten Runde. In der Defense hat Siakam Vorteil gegenüber Tatum, doch den besseren Wurf besitzt der Forward der Celtics. Würde man alleine die Saison vor dem Restart betrachten, würde die Tendenz wohl zugunsten des Kameruners fallen, doch Tatum hat in der Bubble abgesehen von seinem ersten Spiel enorm stark produziert. Auch die unmöglichsten Würfe finden hier den Weg in den Korb. Hier geht der Punkt auch an die Mannschaft aus Massachusetts.

VanVleet vs. Jaylen Brown

Um eine ernstzunehmende Chance auf den Titel zu haben, brauchst du im Idealfall eine dritte Scoring-Option. Sowohl Boston als auch Toronto haben diese in Jaylen Brown und Fred VanVleet. Sie fliegen unter dem Radar, sind aber immens wichtig für die Spielweise beider Teams.

Auch wenn Brown durchaus gute Zahlen in der Bubble hinlegt, ist VanVleet aktuell wichtiger für sein Team. Er agiert mittlerweile sogar mehr als zweite Scoring Option und kann den Ball besser verteilen. Sollte Lowry tatsächlich länger ausfallen, wird seine Rolle sogar noch wichtiger. Hier geht der Punkt an die Raptors.

Theis vs. Gasol

Auf der Center Position duelliert sich Daniel Theis wahrscheinlich mit dem Spanier Marc Gasol, da Ibaka wohl eher von der Bank kommen wird. Das Duell der Europäer wird sehr interessant. Die Größenvorteile liegen klar bei Gasol, doch Theis ist der wendigere Big.

Theis‘ Problem ist allerdings, dass er oft overpowert. Gemecker führt zu technischen Fouls und sein enorm wichtiger Einsatz bringt ihn leider oft in Foul-Trouble. Dennoch ist sein Einsatz essentiell für die Defense der Celtics. Aufgrund der Scoring-Möglichkeiten und der deutlich größeren Erfahrung wird der Punkt in diesem Match-Up an die Raptors und Marc Gasol gehen, wobei ich mir aus deutscher Sicht wünsche, dass Theis mich Lügen straft.

X-Faktoren

Die Key-Matchups gestalten sich sehr eng. Auf welche Faktoren wird es also ankommen, um entscheiden zu können, wer die Serie für sich entscheidet. In der Team-Defense nehmen sich beide Mannschaften nicht viel. Hier wird entscheidend sein, wer im Endeffekt die bessere Form erreicht. In der Bubble sind die Defensiv-Werte beider Mannschaften ein wenig gesunken, was aber auch an einem Schongang beider Mannschaften bisher liegen kann. In dieser Serie werden beide ihr komplettes Team auf defensiven Top-Niveau brauchen. Lässt eine der beiden Mannschaften nach, kann es ganz schnell düster werden.

Die Tiefe ist in beiden Lagern vorhanden. Die Bänke beider Teams haben auch in der Bubble bewiesen, dass sie den Unterschied machen können. In der ersten Playoff-Serie waren es vor allem die Bankspieler der Raptors die überzeugten in Person von Powell und Ibaka. Allerdings muss man hier anführen, dass sie auch den einfacheren Gegner hatten. Die defensive Power eines aggressive Leaders wie Marcus Smart könnte hier deutlich wichtiger werden, vor allem weil er auch in der Lage ist an einem guten Tag 20 Punkte oder mehr auf das Scoreboard zu bringen.

Doch ein tiefer Kader allein reicht nicht. In den entscheidenden Situationen müssen beide Teams noch herausfinden, wer den Ball bekommt. Sicher gibt es hier einige Optionen, doch hier kommt es darauf an den genau passenden Mann zu bedienen. Ist es Walker oder Tatum? Ist es Siakam, VanVleet oder Lowry? Wer hier den entscheidenden Mann in der Crunchtime findet ist klar im Vorteil.

Innerhalb der Saison mangelte es den Celtics an Konstanz, die scheinen sie in der Bubble allerdings gefunden zu haben. In den richtigen Momenten treffen sie die passenden Entscheidungen. Bei Toronto ist die Konstanz, die sie vor dem Restart ausgezeichnet hat, ein wenig verloren gegangen zu sein. Beide Teams müssen Konstant gute Leistungen zeigen, denn ab jetzt gilt es, keine Fehler mehr zu machen.

Fazit

Egal welche Punkte man sich anschaut. Diese Serie wird verdammt eng. Es ist sehr schwierig hier einen Sieger vorherzusagen. Es würde mich nicht wundern, wenn diese Serie über die volle Distanz geht. Es wird darum gehen, wer weniger Fehler macht.

Es wird eine Serie, die von der Defensive geprägt wird. Beide haben in der Arbeit zurück ihre Stärken. Es kommt vielleicht darauf an, wer den besseren Einzelspieler hat, der die Serie übernimmt. Dort sehe ich das Potential aktuell eher in Walker und Tatum. Gerade weil der Einsatz von Lowry in Gefahr ist. Verpasst er mehr als ein Spiel, wird es schwer für Toronto, das zu kompensieren. Es ist eine sehr schwere Entscheidung, doch im Endeffekt entscheide ich mich für einen Sieg der Celtics in sieben Spielen.

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Bjoern
Schreiben ist mein Hobby, die NBA meine Leidenschaft. Wenn Basketball läuft, sind schlaflose Nächte vorprogrammiert. Ich versuche euch, so gut es geht, meine Meinungen, Analysen und Berichte zu präsentieren, die aus Sicht eines Fans interessante Einblicke bieten.

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