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Was ist NBA Top Shot? – Blockchain und ihre Zukunft im Sport

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Ende Februar fielen mir das erste Mal verschiedene Tweets in meiner Twitter-Timeline auf, die sich mit „NBA Top Shot“ befassten.

Neugierig wie ich bin, musste ich direkt googeln, um was es da eigentlich geht.

„NBA Top Shot“ ist nicht einfach nur der Hersteller, neuer, digitaler Sammelkarten. „NBA Top Shot“ könnte der Blue Print für einen neuen Revenue Stream für alle Sportligen sein. Ich möchte in diesem Artikel erklären, was genau NBA Top Shot ist und erörtern ob diese neue Idee eine Zukunft hat.

Bevor ich genauer auf „NBA Top Shot“ eingehen möchte, will ich versuchen zwei Begriffe/Technologien zu erklären, die fundamental sind, um das neue Basketball Hype Produkt zu verstehen.

Blockchain

Die Blockchain-Technologie ist wohl der Hauptgrund, warum bei NBA Top Shot direkt mit diesen absurd großen Summen an Geld herumgeschmissen wird.

Die Blockchain ist ein „distributed ledger“, was auf deutsch so viel bedeutet wie „verteiltes Logbuch“. Sie ist ein dezentrales System, mit dem die Transaktionshistorie eines Gegenstandes nachverfolgt werden kann.

Dezentral bedeutet, dass es sich um ein Peer-to-Peer Netzwerk handelt. Die Daten von Erschaffung, Kauf und Verkauf des besagten Gutes liegen also nicht auf einem einzigen Server irgendwo in China, sondern bei den teilnehmenden Parteien.

Vielleicht dazu ein nicht-digitales Beispiel: Der berühmte Künstler Pablo malt sein Bild „Der Ruf“ am 01.02.2021 fertig und möchte es nun verkaufen. Er findet Kunsthändlerin Anna. Anna kauft das Bild am 16.02.2021 für 13 000 Euro. Pablo bekommt eine Karteikarte auf der steht: „Pablo beendete das Bild „Der Ruf“ am 01.02.2021. Pablo verkauft das Bild am 16.02.2021 an Anna für 13 000 Euro. Annas Telefonnummer ist …“. Beim Kauf legt auch Anna ihre Karteikarte an. „Anna kauft das Bild „Der Ruf“ von Pablo am 16.02.2021 für 13 000 Euro. Pablos Telefonnummer ist …“ Anna findet einen Kunden an den sie das Bild weiterverkaufen möchte. Der Name des Kunden, dessen Telefonnummer, der Weiterverkaufspreis und das Datum werden auf ihrer und der Karteikarte des Kunden notiert.

Die Karteikarten-Kette ist die Blockchain, die einzelnen Karten sind die Blöcke. In den Blöcken sind die Transaktionsdetails (Bildname, Preis, Datum) gespeichert. Durch die Telefonnummern-Kette ist für jeden zukünftigen Käufer rückvollziehbar, dass es sich tatsächlich um das Originalexemplar von Pablo handelt. Die Karten werden nicht an einem Ort gelagert, sondern jeder Teilnehmer an der „Der Ruf“-Blockchain hat seine eigene Karte bei sich (dezentrale Datenbank).

Und so funktioniert im Grunde auch die digitale Blockhain. Nur gibt es keine Telefonnummern sondern digitale Codes („Hashes“) die sicherstellen, das bei den Transaktionen nicht herumgetrickst wird.

NFT

Begriff Nummer zwei ist „NFT“ – non fungible Tokens.

Fungible (dt.: fungibel) bedeutet „austauschbar“. „Non fungible“ heißt dann also nicht austauschbar oder einzigartig.

„Token“ heißt in diesem Kontext nichts weiter als „Wertgegenstand“. Es geht also um einzigartige Wertgegenstände.

Als Beispiel: Die Mona Lisa ist einzigartig. Ich kann in den Louvre gehen und mich mit ihr fotografieren, aber der Louvre würde nie die originale Mona Lisa gegen mein Foto tauschen. Das Gegenbeispiel wäre ein 5-Euro Schein. Wenn mich jemand fragen würde ob ich meinen 5-Euro Schein gegen einen anderen 5-Euro Schein tauschen würde, würde ich zustimmen, weil ich wertmäßig nichts verliere. Ich kann sogar meinen Schein gegen eine 2-Euro und drei 1-Euro Münzen tauschen.

Und was ist jetzt NBA Top Shot?

NBA Top Shot ist eine Plattform auf der digitale NFTs mit Hilfe der Blockchain Technologie verkauft werden. Im Grunde geht es um digitale Sammelkarten die mit Blockchain getradet werden.

Anstatt aber Pappkärtchen zu bekommen auf dem das Bild eines Spielers, und auf der Rückseite irgendwelche Statistiken und Funfacts abgedruckt sind, sammelt man Moments.

Ein Moment ist im Grunde ein kurzer NBA Highlight Clip eines Spielers. Schick aufbereitet, aus mehreren Perspektiven gefilmt und nur in einer begrenzten Anzahl vorhanden.

Das hier ist beispielsweise ein Moment von Lebron James. Ein Dunk aus einem Spiel gegen die Sacramento Kings. Von diesem Moment existieren 49 Exemplare.

Wie kauft man „Moments“?

Es gibt zwei Wege.

1. Man kauft Packs, die in Pack-Drops erscheinen. Packs kosten zwischen 9$ und 230$ und enthalten 3+ Moments. Im Base Pack (für 9$) sind beispielsweise 3 Moments mit normaler Seltenheit, im Premium Pack (99$) bekommt man schon 6 Moments. 5 mit normaler Seltenheit und eine garantierte „Rare Metallic Gold Limited Edition“. Das erinnert doch schon sehr an Pokémon und andere Sammelkarten aus der Kindheit.

Anfangs war es tatsächlich relativ schwer an diese Packs zu kommen. Es wurden nur 5000 Packs pro Drop veröffentlicht, bei einem Andrang von mehreren Tausend Begeisterten, die in der digitalen Warteschlange standen. Obwohl man pro Drop nur ein Pack kaufen kann, wurde sogar einmal ein angekündigter Drop abgesagt. So wollte Top Shot sichergehen, dass sich möglichst wenige Bots in die Warteschlange drängeln. Ein Problem was Sammlern von limitierten Sneaker bekannt sein sollte.

Diese Taktik mit der begrenzten Anzahl an Packs wurde mittlerweile auch abgeändert. Es gab nun auch Drops, bei denen jeder der in einem bestimmten Zeitraum in der Warteschlange war, auch garantiert ein Pack bekam.

2. Der Grund, weshalb diese absurd hohen Preise auf Social Media umherschwirren. Der Marketplace. Wenn man also aus den Packs Moments erworben hat, kann man sie anderen Usern im Marketplace anbieten. Moments von guten Spielern, oder mit bestimmten Seriennummern erzielen hohe Preise. Durch die Blockchain ist gesichert, dass der oben sichtbare LBJ Moment immer die Nummer #37/49 bleibt. Die Nummer #1 („erstes Exemplar“ dieses Moments) oder #23 (James‘ Rückennummer) könnten aber, auf dem freien Markt, den Preis von 3800$ nochmal toppen.

Ein weiterer Preistreiber kann übrigens auch die Herkunft des Moments werden. Durch die Blockchain ist eindeutig zurückzuverfolgen wer den Moment vor dir besessen hat. Bei NBA Top Shot ist es sogar so, dass jeder jeden Vorbesitzer des NFTs sehen kann. Wenn NBA Athleten nun ihre Usernames öffentlich machen, können Moments die irgendwann mal im Besitz von NBA Spielern waren preislich nochmal ganz neue Level erreichen.

Wie sehr der Hype bei NBA Top Shot zugenommen hat, sieht man vielleicht auch hier nochmal:

Derselbe Dunk von James (aber Nummer #29 nicht #37) erzielt 5 Monate später 208 000$.

Wer steckt hinter NBA Top Shot?

Hinter NBA Top Shots steht die kanadische Firma Dapper Labs. Die Firma wurde Anfang 2018 gegründet und hat sich auf Blockchain Technologien spezialisiert.

Der größte bisherige Erfolg der Entwickler war ein Spiel namens CryptoKitties, welches 2017 erschien. Auch bei CryptoKitties handelt man mit digitalen NFTs über die Blockchain. Nur geht es nicht um Basketball Highlights sondern den Internet-All-Time-Klassiker, Katzen.

Für NBA Top Shot hat Dapper Labs einen Deal mit der NBA und der NBAPA eingefädelt. So verdient die Sportliga bei jedem Deal auf dem Marketplace mit. Außerdem hat im August 2020 eine Gruppe von Geldgebern in NBA Top Shots investiert. Mit dabei waren unter anderem Andre Iguodala (SF bei den Miami Heat), Spencer Dinwiddie (PG bei den Nets), JaVale McGee (Center, Cavaliers) und Aaron Gordon (PF, Magic). Generell scheinen ein paar Spieler vom Sammelfieber angesteckt worden zu sein…

Bis jetzt hat sich der Deal für die NBA und das Entwicklerstudio ausgezahlt. Auf dem Höhepunkt wurde in der Woche vom 22. bis 28. Februar in 24 Stunden 45 Millionen Dollar umgesetzt. Wenn man bedenkt, dass Top Shot erst Mitte Mai 2020 in eine closed-beta Phase ging, ist das ein riesiger Erfolg. Zum Vergleich: Mit CryptoKitties erzielte Dapper Labs im ersten Jahr einen Gesamtumsatz von 27 Millionen Dollar.

Gewinne erzielen die kanadischen Entwickler übrigens, wie die NBA, über einen gewissen Prozentsatz, den die User bei User-to-User Marketplace Transaktionen abtreten und durch die Erlöse der Pack-Drops.

Warum passiert das ausgerechnet jetzt?

Das Sammelkarten gerade wieder sehr gehypt werden, ist vielleicht die Vorlage gewesen. Hierzulande sind es Youtuber und Streamer die vor einem riesigen Publikum Pokémon Kartenpacks öffnen, in den USA kommt noch ein Hype auf Sportsammelkarten dazu.

Bei den Sportsammelkarten in den USA ist interessant zu beobachten, dass das Publikum weitestgehend relativ alt ist. Man struggelt die jüngere Fanbase anzusprechen. NBA Top Shot hat auf jeden Fall ein ansprechenden Case für jüngere Fans. Digitale Alternativen lösen zusätzlich logistische Unannehmlichkeiten.

Wenn man in den Sammelkarten Markt einsteigen möchte, muss man seine physischen Karten bewerten lassen, in dem man die Karten per Post an eine Grading-Agentur schickt und bekommt sie dann später gegradet zurück.

Das ist beispielsweise eine Baseball Karte von Mickey Mantle. Sie wurde von einer der größten Grading Agentur („PSA“ siehe grüner Kreis) mit einer 8 von 10 bewertet (siehe schwarzer Kreis). Der Sammler musste die Karte per Post einschicken, je nachdem wie wertvoll die Karte ist ca. 20$ bezahlen und warten, bis die Karte von der Grading Agentur zurückgekommen ist.

Diesem ganzen Zirkus nur um die Echtheit und Qualität der Karte herauszufinden, wird bei digitalen NFT Sammelobjekten, gekonnt aus dem Weg gegangen. Die Echtheit wird durch die Blockchain gesichert, die Qualität ist digital egal.

Jesse Schwarz, der Käufer der für den LeBron James Dunk 208 000$ ausgab, erklärte sein Interesse an Top Shot so:

It’s like day trading meets sports meets fantasy.

Jesse Schwarz im ESPN Interview.

Laut USA Today soll Dapper Labs bereits an einer tatsächlichen Integration der Moments in ein Handyspiel, namens Hardcourt, arbeiten.

Wie sieht die Zukunft aus?

Auf jeden Fall sehr spannend.

This is a real market with real collectors and real value. That’s not to say there aren’t challenges, there certainly are, but (intellectual property to NFT) is here to stay.

Mark Cuban in einer E-Mail an USA Today.

Marc Cuban, Besitzer der Dallas Mavericks, denkt, dass der NFT Markt in den nächsten 10 Jahren, eine Top drei Einnahmequelle der NBA werden kann.

Auch andere Sportligen haben sich schon Deals mit Dapper Labs gesichert. Als nächstes soll wohl die WNBA ihre digitalen Collectibles bekommen. Auch die UFC hat eine Partnerschaft mit dem Entwicklerstudio abgeschlossen.

Interessant ist auch, dass Dapper Labs Partner gefunden hat, die nichts mit Sport zu tun haben. Schon 2019 hat sich das kanadische Entwicklerstudio Investments von Warner Music und dem Videospielentwickler Ubisoft gesichert.

Das das NFT Business auch ohne Sportbezug funktioniert, zeigen jetzt schon verschiedene Beispiele.

Ein Künstler verkauft seine Animation als NFT für einen Millionenbetrag.
Die Amis legen vor. Der amerikanische Youtuber Logan Paul verkauft digitale NFT Sammelkarten von sich selbst.
Und die Deutschen legen nach: Youtuber / Musiker / Social Media Persona Fynn Kliemann verkauft selbstgemachte Jingles als NFT.

Fazit?

Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden wie man zu NFTs steht. Ich habe mich am Anfang schwer getan das Modell rund um NBA Top Shot richtig zu verstehen. Und ich glaube das liegt daran, dass ich in diesem Beispiel mit der „Digital Ownership“ Sache nicht richtig klar kam. Okay, ich „besitze“ diesen LeBron Moment, aber „besitzen“ ist hier in Anführungszeichen, weil sich ja trotzdem jeder den Dunk auf YouTube anschauen könnte.

Je länger ich mich aber damit beschäftigt habe und mir immer wieder vor Augen geführt habe, dass es sich eigentlich um digitale, besser nachzuverfolgende „Sammelkarten“ geht, konnte ich mich mit der Idee mehr anfreunden.

Sowie anscheinende relativ viele Sport Fans, denn der Hype geht weiter.

Natürlich werden die wenigsten Leute die absurden Preise bezahlen, welche ich im Artikel erwähnt habe. Aber die Grundidee, Sammelkarten durch digitale Alternativen zu ersetzen sollte Zukunft haben. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es vielen Fans Spaß machen würde die 5 Starter ihres Lieblingsteams als Moment zu besitzen und zu beobachten, wie nach einem guten Spiel, die Preise nach oben gehen.

Was mich jetzt noch interessieren würde:

Würdet ihr euch ein NFT (a la NBA Top Shot) von eurem Lieblings Sport kaufen?

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Robert
Fan der Florida Gators, Co-Editor von thecrunchtime.de. Mein Themengebiet ist vor allem College Football.

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