Seit 1939 findet jährlich das College Basketball-Turnier „March Madness“ statt. Über den Zeitraum von drei Wochen, von Mitte März bis Anfang April, treten 68 Teams gegeneinander an und hoffen, das Turnier für sich entscheiden zu können. Vor allem die zahlreichen Überraschungssiege machen das Turnier einzigartig. Auch in diesem Jahr spielte eine Universität groß auf, die vor dem Turnier nur wenige Experten auf dem Schirm hatten: die Oral Roberts University aus Tulsa, Oklahoma. In der ersten Runde gewann Oral Roberts gegen die Ohio State University, in der zweiten Runde schockten die „Golden Eagles“ dann die University of Florida. Erst in der „Sweet 16“-Runde schickte Arkansas die Männer um Head Coach Paul Mills nachhause. Ein wichtiger Spieler war Forward Francis Lacis. Im Gespräch mit „The CrunchTime“ stellt sich Lacis meinen Fragen und erzählt von seinem spannenden Weg in die USA. Des Weiteren verrät er, wie ein Tag im Leben eines College-Basketballspieler abläuft und wieso die Siege gegen die Favoriten nicht so überraschend gewesen sind:
The CrunchTime: Du wurdest in Lettland geboren. Wie bist du zum Basketball gekommen?
Francis Lacis: Als ich vier oder fünf Jahre alt war, habe ich Basketball das erste Mal im Fernsehen gesehen. Ich habe meiner Mutter gesagt, dass ich anfangen will zu spielen und so fing meine Basketball-Karriere an. An dieser Stelle will ich mich auch bei meiner Mutter bedanken, die einen Weg gefunden hat, dass ich Basketball spielen kann.
The CrunchTime: Bevor wir über deine College-Zeit reden, will ich mit dir über deine Zeit bei den U-18-Europameisterschaften im Jahr 2017 reden. Wie war die Erfahrung für dich?
Francis Lacis: Ich freue mich immer sehr für die Nationalmannschaft zu spielen. Die U-18-Europameisterschaft war eine tolle Erfahrung. Wir hatten ein tolles Team und auch wenn wir unsere Ziele nicht erreichen konnten, werde ich die Zeit nie vergessen.
The CrunchTime: Wann hast du das erste Mal gemerkt, dass du gut genug bist, um College-Basketball zu spielen? War es immer dein Ziel, in den USA Basketball zu spielen?
Francis Lacis: Es war immer mein Traum, in den Staaten Basketball zu spielen. Mein erstes Idol war der lettische Basketballspieler Andris Biedrins, der für die Golden State Warriors spielte. Ich hatte zwar keine Idee, wie und wann ich dieses Ziel erreichen würde, aber es war mein Traum. Im Laufe der Zeit merkte ich dann, dass dieser Traum erreicht werden kann. Der Traum war so groß, dass ich mich nicht einmal mit der Option, in Europa Basketball zu spielen, auseinandersetzte. Meine Eltern haben mich sehr unterstützt: Die Vorstellung, dass ich neben dem Basketball auch meinen Abschluss erreichen würde, fanden sie gut. Für mich war das auch wichtig, denn so hatte/ habe ich einen Plan B.
The CrunchTime: Wie lief dein Recruitment-Prozess ab? Hattest du auch andere Angebote und warum hast du dich am Ende für Oral Roberts entschieden?
Francis Lacis: Meine ersten Angebote habe ich nach der U-18-Europameisterschaft bekommen, unter anderem auch von größeren Schulen. Ich wollte aber von Beginn an spielen. Als ich mit Coach Mills telefonierte und er mir von seinen Vorstellungen erzählte, war ich sofort überzeugt.
The CrunchTime: Wie bereits angesprochen, hast du dich für die Oral Roberts University entschieden und musstest dementsprechend in die USA umziehen. Wie schwer war dieser Schritt für dich?
Francis Lacis: Der größte Unterschied war das Essen; hier gibt es so viel Fast Food. Ansonsten war es aber eine leichte Umstellung. Die Leute hier sind so positiv, dass ich mich gleich wohlgefühlt habe.
The CrunchTime: Wie können wir uns einen Tag im Leben eines College-Basketballspielers vorstellen?
Francis Lacis: Mein Tag startet meistens gegen acht Uhr morgens, wenn meine Klassen beginnen. Gegen 12 Uhr gehe ich dann für ein „Individual-Workout“ ins Gym, bevor wieder einige Stunden Schule anstehen. Um 15 Uhr haben wir dann meistens eine Einheit im Fitnessstudio und Training. Nach dem Training bleibe ich gerne noch länger und gebe noch ein paar Würfe ab; die Halle verlasse ich dann meistens zwischen 20 Uhr und 21 Uhr. Wenn ich nachhause komme, warten noch Hausaufgaben auf mich.
The CrunchTime: Seit 2018 spielst du für die „Golden Eagles“. Was war dein bisheriger Lieblingsmoment?
Francis Lacis: „March Madness“ war mein bisheriger Lieblingsmoment und die Spiele gegen Ohio State und Florida waren meine bisherigen Lieblingsspiele.
The CrunchTime: In diesem Jahr habt ihr als Team sehr erfolgreich gespielt und hattet unter anderem einen unglaublichen March Madness-Run. Von den Siegen gegen Ohio State und Florida waren viele Fans sehr überrascht. Beschreibe die Erfahrung.
Francis Lacis: Die Erfahrung war einfach magisch. Wir sind mit viel Selbstbewusstsein in das Turnier gegangen und wussten, dass wir gegen jeden gewinnen können. Für viele waren die Siege eine Überraschung, aber wir haben an uns geglaubt und haben nicht mitgemacht, um zu verlieren. Das Leben in der Bubble war eine weitere, tolle Erfahrung: Viele berühmte Trainer und all die anderen Schulen; einfach eine tolle Basketball-Atmosphäre.
The CrunchTime: Deine Freundin, Anna Dreimane, kommt auch aus Lettland und spielt aktuell Basketball für Texas A&M. Wie unterstützt ihr euch während der Saison?
Francis Lacis: Anna und ich sind unsere größten Fans und FaceTime spielt eine große Rolle in unserer Beziehung. Wir ermutigen uns gegenseitig und sprechen die Fehler an, die wir auf dem Court machen. Die Beziehung funktioniert, weil wir beide wissen, was es alles braucht, um ein Athlet zu sein und dass wir uns keine freien Tage erlauben dürfen.
The CrunchTime: Du bist ein Junior und wirst auch in der kommenden Saison für Oral Roberts auflaufen. Was können wir von dir persönlich und dem gesamten Team in der kommenden Saison erwarten?
Francis Lacis: Unsere Chemie ist so gut, dass uns hier fast keine Grenzen gesetzt sind. Wir freuen uns jetzt schon auf die kommende Saison und setzen uns hohe Ziele.
The CrunchTime: Du hast dein Ziel bereits erreicht und spielst in den Staaten College-Basketball. Welche drei Ratschläge würdest du jungen Basketballspielern geben, die von einer eigenen College-Karriere träumen?
Francis Lacis: Erstens: Stellt Fragen, informiert euch über das Team und fragt aktuelle Spieler. Zweitens: Erwartet nicht, dass ihr der Superstar seid. Ihr müsst bereit sein zu arbeiten und müsst beweisen, dass ihr gut spielen könnt. Drittens: Verfolge deine Träume, vertraue dem Prozess und gib niemals auf; auch wenn es manchmal deutlich einfacher wäre, aufzugeben. Gott hat einen Plan für jeden von uns und wenn du hart an dir arbeitest, wird sich diese Arbeit irgendwann auszahlen.
The CrunchTime: Reden wir über deine Position. Du spielst als Forward. Beschreibe deinen Playing Style.
Francis Lacis: Ich würde mich selber als einen guten Mitspieler beschreiben. Ich bin nicht egoistisch, sondern mag es, den Ball abzugeben und gebe alles, damit das Team gewinnt.
The CrunchTime: Was sind deine Basketball-Ziele?
Francis Lacis: Ich möchte durch Basketball leben können.
The CrunchTime: Hast du die Netflix-Serie „The Last Dance“ geguckt? Mit deiner Entscheidung kannst du die „GOAT“-Debatte jetzt ein für allemal beenden: LeBron oder Jordan?
Francis Lacis: Ich habe „The Last Dance“ geliebt, finde aber, dass man zwei unterschiedliche Ären nicht miteinander vergleichen kann. LeBron und Jordan sind beides tolle Basketballspieler. Wenn du mich jetzt aber fragst, würde ich sagen, dass LeBron besser ist.
The CrunchTime: Und wer ist dein aktueller Lieblingsspieler?
Francis Lacis: Nikola Jokic von den Denver Nuggets ist mein aktueller Lieblingsspieler. Seine Moves sind so träge, dass es einfach nur unglaublich ist, was er auf dem Spielfeld veranstaltet. Als ich jünger war, ist Kobe Bryant mein Lieblingsspieler gewesen.
The CrunchTime: Vielen Dank für deine Antworten, Francis!