Heute Nacht beginnt eine Serie, die absolut von Superstars geprägt ist. LeBron James & Anthony Davis treffen in den Conference Semi Finals auf James Harden & Russell Westbrook. Das Duell LA gegen Houston ist außerdem ein Kräftemessen zweier unterschiedlicher Systeme; der Microball der Rockets könnte hier auf seine Nemesis in AD treffen. Ob Davis der entscheidende Spieler wird und welche Faktoren sonst eine Rolle spielen, dazu jetzt mehr.
Review Lakers – Blazers
Der Nummer 1 Seed im Westen tat sich mit den Blazers am Anfang fast schon erwartungsgemäß schwer. Von vornherein war klar, dass gegen quirlige Guards wie Lillard oder McCollum einfach die passenden Verteidiger fehlen. Nach der Niederlage in Spiel 1 sah das Team von Coach Frank Vogel dann allerdings deutlich dominanter aus, als in der restlichen Bubblezeit. Dieser Umstand wurde vor allem von der schwachen Blazers Defense begünstigt, die einfach keine passenden Gegenspieler für LeBron und AD in ihren Reihen hatten. So wurde Portland letztlich offensiv überrannt und konnte dem ohne ihren Superstar Damian Lillard nur wenig entgegensetzen. Mit den Rockets wartet hier vor allem offensiv eine andere Hausmarke auf LA.
Review Rockets – Thunder
Das Duell 4 gegen 5 im Westen war ein deutlich spannenderes, als sein Gegenstück im Osten. Zu Beginn der Serie versuchte OKC noch den Fokus auf ihre Längenvorteile zu legen, allerdings merkte man recht schnell, dass Steven Adams einfach kein produktiver Spieler im Post ist, auch nicht gegen Spieler, die zwei Köpfe kleiner sind als er. Das Mittel der Wahl in den Siegen war es, die Schnelligkeit von Dennis Schröder und teilweise die Länge von Danilo Gallinari auszuspielen. Der deutsche Nationalspieler lieferte viele gute Plays und immer wieder wichtige Punkte und darf sich Hoffnungen machen, demnächst wieder einen Startplatz in der Association zu besetzen. Außerdem spielte Lu Dort nicht nur eine grandiose Defensivserie gegen den Bärtigen, sondern mauserte sich im Spiel 7 auch noch zum effizientesten Offensivspieler der Thunder. Houstons Angriff hing natürlich am Dreier, aber auch Harden und Gordon (und Westbrook ab Spiel 5) konnten immer wieder in der Zone punkten und die Offense am laufen halten. Gerade dem Ex-Thunder merkte man allerdings den Rost durchaus noch an und er zeigte gerade in den letzten Spielen der Serie mehr Schatten als Licht. Dennoch: Man hat den Eindruck bekommen, dass Houston wohl jede Mannschaft schlagen kann, wenn ihr Dreier konstant fällt und sie auf ihrem höchstem Niveau verteidigen. Gegen Oklahoma City war erst nach 7 Spielen Schluss, was auch beweist, dass die sehr anfällig sind, wenn der Dreier nicht fällt und die Defense nicht auf bestem Niveau stattfindet. Harden wirkte teilweise passiv und wird gegen L.A. wieder zu seiner Topform finden müssen.
Das direkte Duell
Das Spiel Lakers gegen Rockets gab es in 2020 bereits 3 mal. Jedoch sind diese aus unterschiedlichen Gründen nicht besonders aussagekräftig. In Spiel 1, welches die Lakers für sich entscheiden konnten, spielten die Rockets noch ihr altes System mit Clint Capela auf der 5 und auf Seiten der Lakers fehlte Davis verletzt. Im zweiten Spiel im Februar diesen Jahres standen dann alle 4 Superstars auf dem Feld, auch wenn James Harden verdächtig passiv war. Er nahm nur 10 Würfe und traf von diesen nur 3. Allerdings lieferte Westbrook ab und konnte 41 Punkte verbuchen und damit das Spiel für seine Rockets gewinnen. Beim jünsten Aufeinandertreffen in der Bubble am 6. August fehlten sowohl LeBron James, als auch Russell Westbrook. AD stand keine 30 Minuten auf dem Feld und nahm nur 8 Würfe aus dem Feld. Insgesamt konnte also Harden die Partie mit 39 Punkten dominieren und selbige für Houston entscheiden. Insgesamt lässt sich zumindest zusammenfassen, dass die Rockets bei großer Volume klare Probleme mit Anthony Davis hatten und die Lakers konnten die schnellen Guards, allen voran den Mann mit der Nummer 0 nicht verteidigen.
Davis vs Tucker
Eines der spannensten Duelle in dieser Serie dürfte das der beiden nominellen Crunch Time Center werden. Ganze 12 Zentimeter liegen zwischen beiden Spielern und P.J. Tucker dürfte so seine Mühe haben, Davis vom Scoren abzuhalten. Hatte er in der Serie mit OKC noch einen eher defensiv ausgerichteten Center in Steven Adams als Gegenspieler, so sieht er sich jetzt dem vielleicht komplettesten Big Man der Liga gegenüber. Davis kann passen, Post-Up Spielen, aus dem Drive und als Abroller Scoren und trifft den Dreier. Alleine wird diese Aufgabe für Tucker kaum zu lösen sein, er wird immer wieder Hilfe von seinen Mitspielern benötigen und jede Sequenz, die nicht mit Punkten oder Assist von Davis endet, sollte für ihn ein Erfolg sein. Zusätzlich ist er der wichtigste Teamverteidiger bei den Rockets und wird nicht zu aggressiv spielen dürfen um Foul-Trouble zu vermeiden.
Auf der anderen Seite des Balls, kommt es für den ehemaligen Bamberger darauf an den Dreier zu treffen, um AD aus der eigenen Zone zu ziehen. Der Zweitplatzierte im DPOY Rennen ist ein absoluter Elite-Shotblocker und je mehr er den Dreier von Tucker respektieren muss, desto besser für Houston.
LeBron vs Harden
Dass man in einer Serie mit der Beteilung dieser beiden Spieler zuallererst über einen anderen Spieler spricht, sollte Kompliment genug sein für Anthony Davis. In den letzten Jahren (mit Ausnahme des letzten) hat King James reihenweise Serien im Alleingang entschieden, nun muss er dies nicht mehr, auch wenn er immer noch der beste Spieler einer Serie, vielleicht sogar der Liga sein kann. Auf der anderen Seite steht der unbestritten beste Scorer der letzten Jahre, der es jedoch bislang nicht vermochte sein Team in die NBA Finals zu führen und auch in diesem Jahr wird dieses Unterfangen alles andere als ein Spaziergang.
Die beiden Superstars werden das direkte Matchup eher selten vor der Brust haben und doch kommt es im direkten Vergleich darauf an, wer das bessere Gesamtpaket liefern kann. Beide können absolut elitäre Scorer sein, vor allem Harden beweist dies Spiel um Spiel, auch wenn in den Playoffs ein ums andere mal seine Effizienz leidet. Über LeBron muss man hier wenig Worte verlieren, der King ist zwar nicht mehr der Jüngste aber an einem guten Tag kann er jeder Serie seinen Stempel aufdrücken, auch in Sachen Scoring. Daneben sind aber auch beide Superstars die besten Playmaker und Passer ihrer Teams. Da sie vermutlich gehäuft sehr aggressiv angegangen und gedoppelt werden, müssen sie die richtigen Entscheidungen schnell treffen und den Mitspieler finden. Zusätzlich wird auch die individuelle Defense eine Rolle spielen. In den letzten Jahren konnte man von beiden Spielern immer wieder “Highlight-Tapes“ ihrer schlechtesten defensiven Sequenzen sehen, allerdings können sie auf hohem Niveau verteidigen, wenn der Einsatz stimmt. Harden und auch James müssen an beiden Enden des Spielfelds abliefern, dann werden sie hier mit Sicherheit das ein oder andere Spiel entscheiden.
Groß vs Klein
Dieses Matchup könnte man mit gutem Gewissen als das wichtigste der Serie betiteln, denn es ist der Kampf zweier Systeme, offensiv wie defensiv. Die große Frage wird hier sein, wessen Vorteile überwiegen und wer seine offensichtlichen Nachteile am besten verstecken kann. Die Lakers werden die Bretter aller Voraussicht nach dominieren und große Vorteile in der Post Offense und der Verteidigung des eigenen Rings haben. Allerdings können sie defensiv nicht alles switchen und ob Spieler wie McGee oder Dwight Howard lange auf dem Feld stehen können, darf bezweifelt werden. Diese werden Zielspieler von Harden & Co. sein, um sie in Pick n‘ Rolls zu attackieren und sie mit ihrer Geschwindigkeit zu schlagen. Außerdem können sie in der Defensive zumindest in der Theorie alles switchen und haben eine ganze Batterie an Flügelverteidigern, allen voran Tucker, Covington und House, die versuchen können Davis und James einzudämmen. Der größte Vorteil könnte sein, dass du jedem Zeitpunkt immer mindestens 4 Spieler (ohne Westbrook sogar 5) auf dem Feld stehen, die den Dreier treffen und dribbeln können. Damit könnten sie den Lakers, die nicht gerade mit Lockdown Verteidigern gesegnet sind, große Probleme bereiten.
Man wird sehen, ob die Lakers ihre Größenvorteile wirklich konsequent ausnutzen können. Frühere Gegner der Rockets hatten damit immer wieder Probleme, da sie diesen Ansatz exklusiv gegen die Texaner nutzen wollten. Der Vorteil den L.A. hat, ist, dass sowohl AD als auch LeBron auch in anderen Spielen Position im Post Position beziehen und von dort aus für sich und andere kreieren können. Diese Erfahrung könnte ein entscheidender Vorteil sein, doch spätestens wenn sie gedoppelt werden müssen die Schützen ihre Dreier treffen.
X-Faktoren: Das könnte die Serie entscheiden
Die potenziell wichtigste Statistik im Duell der beiden Schwergewichte könnte und sollte die Dreierquote sein. Unter Mike D’Antoni haben die Rockets in diesem Jahr die mit Abstand meisten Dreierversuche aller NBA Teams. Die Effizienz lässt immer wieder zu wünschen übrig, aber generell gilt hier: Quantität statt Qualität. Im Prinzip hat jeder Spieler grünes Licht vom Perimeter und jeder Spieler kann auch seine Dreier treffen, Fragezeichen gibt es hier vor allem bei Westbrooks Wurf. Die Lakers Defense wird sich auf die beiden Superstars einstellen und daher müssen gerade die freien Dreier aus der Ecke versenkt werden. Auf der anderen Seite sieht man ein eher gegensätzliches Konzept, in dem Qualität das oberste Gebot ist. Die Lakers können sich viele offene Dreier herausspielen, schießen aber nicht ansatzweise so viele Distanzwürfe, wie Houston auf der anderen Seite. Dazu mangelt es auch an Schützen. Von den Spielern mit über 10 Dreierversuchen in der Portlandserie konnten nur KCP und die beiden Superstars über 35% treffen. Die Kollegen Kuzma, Green, Caruso, Smith und Morris trafen zusammengerechnet gerade einmal 26 von 92 ihrer Dreier und damit lausige 24%. Diese Zahlen müssen unbedingt nach oben steigen, sonst werden Davis und James lange Abende bevorstehen.
Die bereits angesprochene Verteidigung der Rockets steht in dieser Serie auf dem bislang wichtigsten Prüfstand. Kann man wirklich mit 5 Spielern unter 2 Metern gegen Spieler wie AD und LeBron bestehen? Es wird viel gedoppelt und sicher auch das ein oder andere mal Zonenverteidigung gespielt werden, aber ob das System hier auf Dauer dagegen halten kann, fragen sich nicht nur Fans. Auch Experten haben hier unterschiedliche Meinungen. Letztlich wird die Serie Ergebnisse liefern und damit auch die Zukunft der Rockets und deren System bestimmen.
Abseits von den 3 ganz großen Namen ist der namenhafteste Spieler der Serie mit Sicherheit Russell Westbrook. Der frühere MVP war in der Regular Season durchaus zu Recht in der Konversation als bester Rockets Spieler. Wenn man ihn allerdings in der Thunder Serie hat spielen sehen, so dürfte er zumindest in den ersten Spielen der Serie nicht mehr als Superstar gehandelt werden. Dafür merkte man ihm seine lange Pause zu sehr an, vor allem Turnover und Airballs produzierte er am laufenden Band und will Houston eine Chance haben, so benötigt es von ihm eine deutliche Leistungssteigerung. Der vielleicht beste Spieler neben Harden bei den Raketen war in den Playoffs immer wieder Eric Gordon. Der sieht nicht nur fitter aus, sondern präsentiert sich auch wieder in teils absoluter Höchstform. Sein Spiel ist immer noch geprägt von Ups und Downs aber gerade in Spiel 7 gegen die Thunder legte er mit einigen richtig langen Dreiern den Grundstein zum Erfolg. Sollten sich die besseren Lakers Verteidiger um Danny Green auf Harden konzentrieren, könnte er hier zur 1b Option im Angriff werden.
Angesprochener Danny Green konnte sich nach seinen unterirdischen Offensivleistungen zu Beginn der Bubble etwas rehabilitieren und spielte keine überragende, aber solide Serie gegen die Blazers. Gerade defensiv könnte er als Primärverteidiger von Harden eine wichtige Rolle spielen. Vielleicht hat er sich einige Tricks vom Thunder Rookie Dort abgeschaut, jedenfalls war er in vergangenen Jahren defensiv immer eine Bank auch wenn vorne der Dreier in den Playoffs gerne mal gewackelt hat. Aber einer aus dem Trio Green, KCP und Kuzma wird dem Team in purple & gold an die 20 Punkte geben müssen, sofern Davis und James keine übermenschlichen Leistungen am Stück produzieren. Alle können das durchaus mal sein, doch wenn keiner seine Würfe trifft, könnte es düster aussehen.
Zuletzt geht es im weitesten Sinne um Off Court Geschichten. Allen voran treffen die Rockets nach 7 harten und umkämpften Spielen auf ein frisches Lakers Team, das genügend Zeit und Anschauungsmaterial hat, um sich auf die Serie einzustellen. Ob und wie stark die Lakers allerdings von den politischen Geschichten in der Bubble beeinflusst werden, kann man schwer sagen. Gerade LeBron James, der für sein Engagement und seine ehrlichen Worte in Richtung Politik bekannt ist, wirkte laut einigen Berichten sehr niedergeschlagen und war sichtlich mitgenommen von der Situation. Es wird spannend zu sehen sein, ob er davon noch mehr angestachelt wird sein Bestes zu geben oder ob es ihn eher ein wenig ablenkt. Die Serie wird auf dem Hartholz entschieden und genau dort sollten die Spieler mit ihren Köpfen auch sein, um ihre besten Leistungen zu zeigen, auch wenn es schwer fällt.
Fazit
Allein aufgrund der Namen bietet diese Serie ein enormes Potenzial. Scoringexplosionen, persönliche Fehden, knappe Spiele bis zum letzten Ballbesitz, hier ist alles möglich. Die Lakers haben das beste Duo der Liga, da sind sich eigentlich alle Experten einig, dafür fehlt es es ihnen dahinter an Talent. Die Rockets haben nehmen ihrem absoluten Superstar mehr Tiefe zu bieten und werden mit ihrem Spielstil bei den Lakers für Probleme sorgen. Sollten Davis und LeBron allerdings ihr bestes Niveau erreichen, ist es einfach sehr schwer vorstellbar, dass Houston das irgendwie verteidigen kann. Auf der anderen Seite wird der Dreier, wenn er konstant fällt den Rockets mindestens ein Spiel gewinnen und dann läuft da ja auch noch ein Mann mit Bart rum, der jederzeit ein Spiel entscheiden kann. In diesen Playoffs scheint alles möglich zu sein, ein Serienerfolg von Houston scheint nicht unmöglich, trotzdem fällt es schwer gegen die Lakers mit ihren Superstars zu setzen. Darum mein Tipp: Lakers in 6.