Nach Spiel 7 der Western Conference Semifinals zwischen den Denver Nuggets und den Los Angeles Clippers gab es ein Video, das schnell um die Welt ging – Paul George warf einen Dreier aus der Ecke an die Seite des Backboard, der angekündigte „Playoff P“ bekam in den sozialen Medien Hate von allen Seiten ab. Das Projekt PG und Kawhi Leonard wurde vorschnell als gescheitert betrachtet. In dieser Off-Season unterzeichnete der 30-Jährige einen Vertrag, der ihm über die nächsten fünf Jahre 226 Millionen US-Dollar garantiert. Zeit für das erste CrunchTimeOut der kommenden NBA-Saison. Ob das die richtige Entscheidung der Clippers war? Björn und Ole nehmen die Auszeit und beleuchten die Pros und Cons der Verlängerung.
Timeout Ole: George wird es Kritikern zeigen
Über 21 Punkte im Schnitt, über 40% Trefferquote aus Downtown, in der Regular Season war Paul George genau das, was man sich in Los Angeles erhofft hatte: Eine sehr starke und effiziente zweite Option nach Kawhi Leonard, der an beiden Enden des Feldes seinen Impact hat. Einziges Problem: Seine alles andere als konstanten Leistungen in den Playoffs. Abende, an denen George über 30 Punkte erzielte, wechselten sich mit Spielen ab, in denen die Punkte knapp in den zweistelligen Bereich kamen.
Dass PG die Qualitäten hat, die eine solche Summe in vielen Punkten rechtfertigen, beweist er grundsätzlich. Nun muss Neu-Coach Tyron Lue den mehrmaligen All-Star noch besser einsetzen. George ist niemand, der in großen Teilen des Spiels als primärer Ballhandler fungieren sollte. Er kann Isolations laufen, ist aber abseits des Balles, besonders in Catch & Shoot Aktionen effektiv. Neben Kawhi passt PG somit sehr gut, kann ihn defensiv zudem auch entlasten. Bei den Clippers wird sich nächsten Sommer entscheiden, ob „The Klaw“ bleibt, eine Bedingung für seine Ankunft war der Trade für George. Das man diesen nun langfristig an sich gebunden hat, kann in Vertragsverhandlungen mit Kawhi eine wichtige Rolle spielen.
George wird aber auch in dieser Postseason überzeugen müssen. In diesem Jahr konnte er ohne Probleme mit der Schulter die komplette Vorbereitung mitmachen, kann fit und ohne Wehwehchen in die Saison gehen. George wird nach der ineffizienten Postseason einiges beweisen wollen, die ersten Eindrücke vom Test gegen die Lakers machen Lust auf mehr. George ist in LA glücklich und spürt das Vertrauen der Bosse. Die Qualitäten, diesen Vertrag zu erfüllen, hat PG. Jetzt muss er sie nur noch konstant abrufen.
Timeout Björn: Zu viel Geld für eine Risiko-Verlängerung
Für 225,5 Millionen Dollar binden die Clippers ihren Co-Star für die nächsten fünf Jahre. 225,5 Millionen! Zu viel Geld für eine Verlängerung, die zu viele Fragezeichen offen lässt. Mit dem neuen Arbeitspapier scheinen sich die Clippers für die nächsten Jahre zu einem Dauer-Contender etablieren zu können. Doch das ist nicht garantiert.
George hat versprochen seine Karriere in LA beenden zu wollen, doch auch in Indiana oder OKC hat PG ähnliches verlauten lassen, bevor er dann einen Trade forderte. Ähnliches könnte wieder passieren, sollte Kawhi nicht nachziehen. Und das liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Die letzte Saison hat gezeigt, dass die Kabinenstimmung der Clippers alles andere als harmonisch war. Der Klaue wird das nicht gefallen und wenn die kommende Saison keine positive Entwicklung zeigt, könnten neue Herausforderungen attraktiv werden.
Das Geld, was man für George in die Hand nimmt, ist also mit sehr viel Risiko behaftet. Alleine kann er die aktuell noch zweite Macht in Los Angeles nicht tragen. Zumal er mit 30 Jahren ein Alter erreicht hat, das nicht mehr viel Entwicklungsspielraum bietet. In seinem vierten Vertragsjahr wird er 34 Jahre alt und kassiert mit 48,8 Millionen Dollar nochmal so richtig ab. Er ist aber kein LeBron und wird Jahr für Jahr immer weiter abbauen.
Das ist auch völlig normal. Seine beste Saison 2018/19, die ihn verdient in die Konversation zum MVP brachte, wird er nicht mehr wiederholen können. Das Geld, das er bekommt, ist aber eines MVP-Kandidaten würdig. Mehr als ein All-Star ist George nicht. Ohne Frage ist George ein Baustein, der die Clippers zu einem Titel führen kann. Ohne Kawhi bricht das Konstrukt aber sofort auseinander.
Mehr als ein Wink Richtung Leonard, sich schnellstmöglich für einen Verbleib in Los Angeles zu entscheiden, kann die Verlängerung von Paul George nicht sein. Dafür ist es aber deutlich zu viel Geld. Endgültig zu bewerten ist die Entscheidung der Clippers erst, wenn die Zukunft von Kawhi geklärt ist. Die aktuelle Situation ist aber mit zu viel Risiko behaftet, sodass man sagen muss: George ist sein Geld nicht wert!