MLB

Review: The MVP Machine

Lesedauer: 4 Min
5
(1)

Vorwort

Wenn ich eine Review über ein Baseball Buch schreibe will ich direkt am Anfang meine persönliche Beziehung zum Sport Baseball klären.

Ich bin KEIN Baseball Fan. Ich würde mich eher als Sympathisant beschreiben. Mein Ineteresse am Sport geht ca. drei Wochen nach dem Start der Baseball Saison sehr stark zurück und ich beschränke mich fast ausschließlich darauf das Spielgeschehen über die sozialen Netzwerke zu verfolgen. Erst zum Start der MLB Playoffs geht die Interessenkurve wieder nach oben. Ich schaue mir dann sehr gerne das ein oder andere komplette Playoff Game an.

Warum habe ich dieses Buch dann gelesen?

Das erste mal das ich vom Buch gehört habe war im „Flying Coach“ Podcast mit Steve Kerr und Pete Carroll. Ich bin mir nicht mehr zu 100% sicher aber ich glaube es war in der Episode „How a Book About Tennis Changed Everything, and How ‘Moneyball’ and ‘The Blind Side’ Influenced Sports With Michael Lewis„.

Als im Podcast erwähnt wurde, dass es im Buch um das Leben/ die Angewohnheiten von (noch) Cincinnati Reds Pitcher Trevor Bauer geht, stieg mein Interesse noch mehr.

Bauer ist einer meiner absoluten Lieblings MLB Spieler und das fast ausschließlich auf Grund seiner Of-Field-Aktivitäten. Die MLB hat meiner Meinung nach ein großes Image Problem und Bauer ist einer der Spieler, der am lautesten Kritik an der Liga äußert. Und das in einer sehr humorvollen, ungefilterten Art und Weise.

„The MVP Machine“ ist mein erstes Baseball Buch. Das hat dem Leseerlebniss nicht geschadet.

Review

Das Grundsätzliche Thema des Buchs ist: Player Development.

In der Moneyball Ära fand Ex Oakland A’s Manager Billy Beane anhand von damals neuen und genaueren Statistiken Spieler die er unter Marktwert ins Team holen konnte. Die MLB ist wie die meisten der amerikanischen Profi-Sportligen eine Copy Cat League. Diese Technik wurde also relativ schnell nicht nur von den A’s genutzt sondern von so gut wie allen MLB Teams.

Seit Anfang der 2010er gibt es eine neue, von neuester Technick und neuen statistischen / medizinischen Erkenntnissen vorangetriebene, Bewegung.

Spielerentwicklung.

Lange verfolgten viele Teams die devise: Wir holen uns gute Spieler, lassen sie durch unser Minor League System laufen und setzen sie in der Major League ein, sollten sie gut genug sein. Training in den Teams auf jedem Level, wurde meist durch Coaches geleitet die oft selbst Spieler waren. Das tatsächliche Coaching, bestand oft aus Jahre alten Bauchgefühl Regeln.

Pitching

Bauer wird im Buch als Beispiel eines Spielers genommen, der diese Coaching Regeln hinterfragt und im Grunde ablehnt. Als Pitcher, so die Coaches, solle man im Training nicht zu viele Volle-Power-Würfe machen, weil dies die Gesundheit des Wurfarms gefährdet. Von Würfen mit extra schwerer gemachten Bällen wird komplett abgeraten. Bauer recherchiert, probiert aus und findet heraus das es tatsächlich nur einen sehr kleinen Zusammenhang zwischen Armverletzungen und der Anzahl an Würfen gibt. Seiner Recherche zu Folge ist Training mit „weighted balls“ und 100%-Power-Würfen sogar förderlich für das Erhöhen der Geschwindigkeit seiner In-Game Pitches.

So startet das Buch mit Trevor Bauers Geschichte und wie er mit seinen Meinungen über Trainingsmethoden schon im College bei UCLA bei den Coaches aneckte. Weiter geht es dann mit einer Geschichte über Kyle Boddy.

Boddy, ein Studienabbrecher, zwischendurch an Depression und Spielsucht, leidender Baseball Fan startete 2008 einen Blog in dem er über biomechanische Theorien in Zusammenhang mit Baseball schrieb. Er baute sich sein eigenes Labor um diese Theorien auszuprobieren und gründete 2012 seine eigene Firma. „Driveline Baseball“ soll Pitchern durch spezielles Training helfen, Geschwindigkeit und Kontrolle ihrer Würfe zu verbessern.

Natürlich fanden die Querdenker Boddy und Bauer zusammen. Diese Zusammenarbeit wird auch ausführlich im Buch durchleuchtet. Allein die Geschichte der beiden fande ich sehr faszinierend. Ich finde Storys über Einzelpersonen, die den Status Quo hinterfragen und durch ihr kurioses Interesse im Grunde die gesamte Geschichte eines Sports verändern, sehr lesenswert.

Hitting

Bauer und Boddy sind im Buch das Beispiel für die Pitching Revolution. Justin Turner (LA Dodgers) und J.D. Martinez (Boston Redsox) sind zwei Spieler, die von Querdenkern Hilfe mit ihrem Swing bekommen haben. Auch in diesem Fall sind die Hitting-Gurus Menschen die nie professionell Baseball gespielt haben. Und auch hier coachen die Outsider, das was Advanced Stats schon lange preisgeben, professionelle Teams aber nicht wahr haben wollten. Es ergibt statistisch viel mehr Sinn, einen leicht aufwärts tendierenden Schwung zu haben, als den alten “stay back” “swing down” Techniken zu vertrauen.

Ich empfehle an dieser Stelle diesen Artikel des Wall Street Journals. Wer den Artikel nur ansatzweise interessant findet, wird an dem Buch sehr viel Freude haben.

Auch interessant fande ich, dass es zwischen den Hitting Gurus auch noch unterschiedliche Herangehensweisen gibt. Thema Launch Angle usw. werden hier im Buch näher beleuchtet.

Grand Scheme

Am Ende beleuchten die Autoren Ben Lindenbergh & Travis Sawchik, wie die moderne Spielerentwicklung den Weg in die Profi Teams geschafft hat. Das die houston Astros hier ein Vorreiter waren ist auch ein sehr interessantes Nugget. Manche Teams nutzen halt wirklich alle Mittel um zu gewinnen. Vielleicht verrutschen da auch schnell mal die Grenzen zwischen legal und illegal…

Fazit

Ich empfehle dieses Buch jedem, der sich nur ansatzweise für Baseball interessiert. Man muss nicht unbedingt ein Experte sein (siehe Autor dieses Beitrags) aber je mehr man sich auskennt desto besser wird das Leseerlebniss. Ich musste mir doch manchmal die Unterschiede zwischen Cutter, Slider, Two- und Four-Seam Fastballs ergoogeln. Auch wenn irgendwelche Statistiken gennant wurden, die eine bessere performance unterstreichen sollten, ist es nicht schlecht diese Statistiken zu kennen.

Aber wie gesagt: Geschichten über Athleten und außenstehende Fans / Nerds / Experten, die die aktuelle Situation hinterfragen und einen Sport revolutionieren ist genug Stoff für ein Buch, dass man auch ohne Expertenwissen genießen kann. Außerdem finde ich den Schreibstil der beiden Autoren sehr, sehr angenehm.

„The MVP Machine“ von Ben Lindenbergh & Travis Sawchik bekommt von mir 5 von 5 Baseball Bats.

Wie hat dir dieser Beitrag gefallen?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 1

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Robert
Student, Fan der Florida Gators, Co-Editor von thecrunchtime.de. Mein Themengebiet wird vor allem College Football sein. Don't take everything seriously.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert