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Playoff Preview: Eastern Conference Final: Boston Celtics – Miami Heat

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Aus acht mach zwei. Der Osten hat sein Endspiel gefunden. Den Titel der Eastern Conference spielen die Miami Heat und die Boston Celtics untereinander aus. Und es wird heiß. Es wird richtig heiß.

Beide Mannschaften haben ihre ganze eigenen Stories in der Postseason geschrieben. Jetzt geht es für die Kontrahenten darum, diese Geschichten in ein Happy End zu verwandeln: Mit dem Einzug in die NBA Finals. Wer vertritt den Osten in der alles entscheidenden Serie um die Larry O’Brien Trophäe?

Was bisher geschah?

Für die Miami Heat verliefen die bisherigen Playoffs überraschend ruhig. In der ersten Runde haben die Heat den Besen geschwungen und die Pacers mit einem Sweep nach Hause geschickt. Weder T.J. Warren noch Victor Oladipo konnten die starke Defense aus Florida durchbrechen. Sie waren damit das einzige Team der ersten Runde, welches ein besser platziertes Team bezwingen konnte. Mehr Informationen zu dieser Serie hat Julian in seiner Preview zur zweiten Runde bereits geliefert.

In der zweiten Runde wartete dann sogar das Team mit dem besten Record der gesamten NBA. Die Milwaukee Bucks gingen mit dem amtierende MVP Giannis Antetokounmpo als Favorit in diese Serie. Direkt in Spiel eins machte Jimmy Butler aber deutlich, dass sich die Heat nicht mit der Außenseiterrolle zufrieden geben wollten. Butler lieferte mal eben 40 Punkte und traf dabei 65 Prozent seiner Würfe. Die Heat gewannen, auch weil sie Giannis nur 18 Punkte erlaubten, mit elf Punkten.

Heat stoppen Giannis als Team

Ein echtes Ausrufezeichen, das saß. Die Bucks verloren auch die nächsten beiden Spiele und gaben die Serie klar aus der Hand. Besonders Bucks-Coach Budenholzer stand in der Kritik, weil er für viele Experten zu viel rotierte und seinen Stars Middleton und Antetokounmpo durchaus mehr Spielzeit hätte geben sollen. In jedem Fall schafften es die Heat in den weiteren Spielen den Bucks ihre Grenzen aufzuzeigen. Die Alternativen in einem System, was nur auf einen Spieler zugeschnitten ist, waren einfach nicht vorhanden.

In Spiel vier kam es dann auch noch zu einer Verletzung des Greek Freak. Das Spiel konnten die Bucks aber sogar gewinnen, vor allem weil Middleton endlich in die Serie fand. Im nächsten Aufeinandertreffen konnte das Team aus Milwaukee allerdings den Verlust des MVP nicht auffangen und mussten sich am Ende nach fünf Zwietrundenspielen aus den Playoffs verabschieden. Besonders beeindruckend bei diesem Sieg ist, dass der Topscorer der Heat in diesem Spiel (Butler) gerade einmal 17 Punkte erzielte. Das spricht klar für die enorme Tiefe im Kader von Erik Spoelstra.

Die bisher beste Serie der Eastern Conference

Für die Boston Celtics war der Weg in die Conference Finals ein längerer. In der ersten Runde fegten sie zwar noch dezimierte Sixers in vier Spielen zurück nach Philadelphia, doch die Semifinals hatten es in sich. Gegen den amtierenden Champion aus Toronto lieferten sie sich sieben unglaublich intensive und spannende Spiele.

Nach einem relativ deutlichen Sieg in Spiel eins für Boston, war es in Spiel zwei schon deutlich spannender. Am Ende setzten sich aber auch hier die Celtics mit drei Punkten durch, nachdem Walker einen Clutch-Wurf aus der Mitteldistanz traf und VanVleet den Wurf von außen in letzter Sekunde daneben setzte. In beiden Spielen avancierte Tatum mit 21 und 34 Punkten zum Topscorer Bis hierhin sah für die Celtics alles nach Plan aus.

Doch Toronto meldete sich beeindruckend zurück. In der dritten Partie war es in den letzten Sekunden ein hin und her. Bei einem ausgeglichenen Spielstand dribbelte sich Kemba Walker durch Marc Gasol und Fred VanVleet und hatte dann auch einen spektakulären Pass auf Daniel Theis in der Hinterhand, der die Celtics mit zwei Punkten in Führung brachte. Noch 0,5 Sekunden auf der Uhr. Kyle Lwory steht am Einwurf, vor ihm der Riese Tacko Fall. Lowry schafft es den Ball über Fall zu werfen und auf der anderen Seite des Courts OG Anunoby zu finden, der mit einem schnellen Release die Partie zugunsten der Raptors drehte. Das nächste Spiel gewannen die Raptors auch und glichen die Serie damit aus.

Ein Thriller in Double-OT

Das wahre Highlight fand aber im sechsten Spiel statt. Spiel fünf entschied Boston deutlich mit 22 Punkten für sich. In Spiel sechs ließen sich die Raptors aber einfach nicht unterkriegen. Zwischenzeitlich lagen sie in der ersten Hälfte mit 12 Punkten zurück, doch sie schafften es, sich in der zweiten Hälfte zurück zu kämpfen und führten nach drei Vierteln mit vier Punkten. Am Ende trafen beide Teams Dreier nach Belieben und das Spiel ging in die Overtime. In der Verlängerung gaben sich beide Teams keine Blöße und es kam zu einer zweiten Exrtatime. In dieser drehte Lowry auf, der in 54 (!) Minuten auf 33 Punkte kam und die Partie zugunsten der Raptors entschied. Das bisher beste Spiel der Playoffs!

In Spiel sieben war es eine hart umkämpfte Partie zwischen den beiden Kontrahenten. In der letzten Minute führten die Celtics mit 2 Punkten, doch verloren den Ball. Norman Powell stürmte im Fast Break Richtung Korb und wurde auf heroische Art von Marcus Smart geblockt. Eine weitere Szene, die beweist, dass Marcus Smart zu den besten Verteidigern dieses Planeten gehört. Es war die entscheidende Szene der Serie. Zusätzlich steuerte er noch 16 Punkte bei. Auf dieses defensive Super Play folgten zwei Freiwürfe von Williams auf der anderen Seite, die er zwar beide verwarf, doch Jayson Tatum, der mit seiner Leistung (29 Pts, 12 Reb, 7 Ast) alle überstrahlte, sicherte sich den Offensiv Rebound und machte die Serie zu.

Nun kommt es in der letzten Runde der Eastern Conference Playoffs zu der Partie der Miami Heat und den Boston Celtics. Zwei sehr breit aufgestellte Teams. Zwei Teams, die wissen wie man verteidigt. Zwei Teams, die nur ein Ziel vor Augen haben: Die beste Mannschaft der NBA zu werden.

Die Key Matchups

Wenn man sich beide Teams nebeneinander anschaut, fällt es schwer bestimmte Spieler hervorzuheben. Sicher besitzen sie Stars, doch ihre größte Stärke haben die Ost-Finalisten in ihrer Breite. Sie verfügen über viele Alternativen, die sie in der Offensive einsetzen können und gewaltiges Potential in der Defensive, die jeden Angreifer ins Grübeln bringt. Dennoch gibt es einige Matchups, die in dieser Serie entscheidend werden können.

Kemba Walker vs. Goran Dragic

Auf der Position des Point Guards kommt es zu einem ganz interessanten Aufeinandertreffen. Auf der einen Seite wäre da Kemba Walker, der vor dieser Saison noch keine einzige Playoff-Serie gewinnen konnte, weil er bisher einfach in noch keinen gutem Team spielte. Auf der anderen Seite steht Goran Dragic, der mit 34 Jahren eigentlich schon den Zenit seiner Karriere erreicht haben sollte, doch in diesen Playoffs noch einmal richtig aufdreht.

Dragic kam in der Regular Season oft von der Bank, in den Playoffs hat er bislang jedes Spiel in der Starting Five gestanden – mit Erfolg. Im Schnitt steuert er 21 Punkte und knapp fünf Assist bei. Er ist der stille Tonangeber der Heat und hilft mit seiner Routine. Kemba Walker hat in diesen Playoffs beweisen, dass er besonders in den entscheidenden Momenten die richtigen Entscheidungen trifft. Allerdings war in der Serie gegen die gute Defensive der Raptors oft sehr kalt, was ihm auch in dieser Serie zum Verhängnis werden könnte. Am Ende setzt sich aber im direkten Matchup die Schnelligkeit Walkers gegen die Routine Dragic‘ durch. Einfach wird es ihm der Slowene aber nicht machen.

Jayson Tatum vs. Jimmy Butler

Im Duell der Superstars der beiden Teams ist es sehr schwer zu entscheiden, wer hier den Vorteil hat. Jayson Tatum ist auf dem besten Weg einer der neuen Superstars der Liga zu werden – vielleicht ist er das auch schon. Regelmäßig läuft er zum Topscorer seines Teams auf und punktet über 25 pro Partie in den Playoffs. Seine Athletik, sein Wurf und seine Defense sind eine echte Waffe für Boston.

Jimmy Butler steht ihm allerdings in nichts nach. Butler ist zwar nicht so erfolgreich wie Tatum von der Dreierlinie, was aber nur daran liegt, dass er gerade einmal zwei Dreier pro Partie nimmt. Er lässt seine Schützen die Distanzwürfe versenken, mit Erfolg. Und genau das ist der große Unterschied: Butler ist mehr in der Lage der Anführer seines Teams zu sein. Butler macht seine Mitspieler besser und pusht sich und sein Team mit jeder gelungenen Position. Hier geht der Punkt an den (für mich) bisherigen MVP der Playoffs.

Daniel Theis vs. Bam Adebayo

Der letzte verbliebene Deutsche in den NBA Playoffs, Daniel Theis, bekommt es in dieser Serie mal wieder mit einem richtigen Kracher zu tun. Bam Adebayo war zurecht Kandidat um den Most Improved Player. Er passt perfekt in das Miami System, weil er teamorientiert spielt und im Schnitt in den Playoffs mit 16 Punkten und 12 Rebounds ein Double-Double auflegt.

Auch wenn ich in diesem Matchup den Punkt an Adebayo verteile, hat Daniel in diesen Playoffs immer wieder überrascht. Wenn er nicht in Foul Trouble kommt, ist er ein ganz wichtiger Faktor für die Defense der Celtics und hat mit 15 und 18 Punkten für Karrierebestwerte in den Playoffs gesorgt, die beweisen, dass er auch in der Offense Impact nehmen kann. Ich würde mir aus deutscher Sicht wünschen, dass Theis mich Lügen straft und an seine starken Leistungen mit seinem enormen Willen überzeugt.

Marcus Smart vs. Duncan Robinson

Gegensätzlicher kann dieses Matchup gar nicht sein. Auf der einen Seite ist Duncan Robinson ein ausgewiesener Schütze, der an guten Tagen jeden Wurf von außen treffen kann. Er wird es aber mit dem besten Guard-verteidiger der NBA zu tun bekommen. Marcus Smart hat mal wieder bewiesen, dass man in der DPOY-Award auch Guards einbeziehen sollte, denn die Serie gegen Toronto hätten sie ohne seine Unterstützung in der Rückwärtsbewegung nicht überstanden.

Die Intensität ist sicher auch in Robinson vorhanden, doch gegen die unglaubliche Aggressivität eines Smarts, hat er leider kaum eine Chance. Wenn Smart dann auch wie in den vergangenen Spielen in der Offense unterstützt, wird dieses Matchup eine klare Sache für den kleinen Smart.

X-Faktoren

Marcus Smart ist daher auch einer der X-Faktoren, der diese Serie entscheiden kann. Es wird wichtig sein, wer mehr Power auf seine Mitspieler überträgt. Ist es der Star-Anführer Jimmy Butler oder der aggressive Wadenbeißer Smart. Wer auch immer sein Team heißer macht, hat am Ende die besseren Karten, die Serie für sich zu entscheiden.

Dies führt folgerichtig zu einem weiteren Punkt, der auschlaggebend sein wird für den Verlauf der Serie. Es geht um den Hustle der beiden Teams. Wer ist mehr bereit alles in die Serie reinzuhauen. Beide haben das Potential die Drecksarbeit zu erledigen, sich in jeden Korbangriff zu stellen und jedem verlorenen Ball hinterher zu laufen. Das wird auch in jedem Fall nötig sein. Wer auch nur einmal nachlässt, wird dem Kontrahenten einen enormen mentalen Vorteil bieten.

In einem Punkt sind die Heat den Celtics sicher einen Schritt voraus. Hier geht es um die Erfahrung. Jimmy Butler, Goran Dragic, Jae Crowder oder Andre Igoudala – sie alle haben schon eine ganze Menge an Playoff-Spielen auf dem Buckel. Die Celtics hingegen haben ein sehr junges Team, was sich zwar in den Playoffs schon bewiesen hat, doch noch eine jugendliche Naivität enthält. In den entscheidenden Situationen werden die Heat im Normalfall den kühleren Kopf bewahren können und sind mit allen Abwässern gewaschen.

Was aber wieder für eine sehr enge Serie spricht, ist der Impact den beide Teams von der Bank bringen können. Hier sind beide hervorragend aufgestellt. Je tiefer der Run in den Playoffs geht, desto kleiner wird die Rotation. Bei beiden Teams ist das zwar auch erkennbar, doch gar nicht unbedingt nötig. Beide Teams besitzen Spieler, die von der Bank einen enormen Effekt haben.

Hayward kommt als weitere Scoring-Option

Besonders der Effekt eines wieder genesenen Gordon Hayward könnte weiterhin den Unterschied machen. Brad Stevens hat prophezeit, dass er sehr wahrscheinlich in dieser Serie wieder in den Kader rücken wird. In welchem Spiel ist allerdings noch unklar. Eine weitere Scoring-Option, die wohl zunächst von der Bank kommen wird, kann aber durchaus den Ausschlag in dieser engen Serie machen.

Wichtig wird auch der Wurf von außen. Beide treffen in etwa 38 Prozent der Würfe von außerhalb der Dreierlinie. Das ist eine Quote, die weder besonders gut, noch besonders schlecht ist. Dennoch haben beide Teams Spieler in ihren Reihen, die den Wurf von außen nach Belieben treffen können, wenn sie richtig in Fahrt kommen. Beide Teams sind eher klein aufgestellt und werden damit das Spiel auch auf außen verteilen müssen, wodurch der Erfolg von außen entscheidend wird.

Fazit

Eine Prognose für diese Serie ist extrem schwer. Beide Teams haben sehr starke Playoffs gespielt. Beide kommen über ihre Defense, haben aber zudem noch große Waffen in der Offensive. Eins ist klar: Es wird eine enorm intensive Serie, die nicht mit Geschichten sparen wird. Es wird richtig heiß. Ich rechne mit einer Serie über die volle Distanz. Es ist vollkommen offen, wer die Serie dann gewinnt. Wenn ich tippen muss, entscheide ich mich aber für das Team mit den größeren Stars und das sind für mich die Boston Celtics. Also: Celtics in 7.

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Bjoern
Schreiben ist mein Hobby, die NBA meine Leidenschaft. Wenn Basketball läuft, sind schlaflose Nächte vorprogrammiert. Ich versuche euch, so gut es geht, meine Meinungen, Analysen und Berichte zu präsentieren, die aus Sicht eines Fans interessante Einblicke bieten.

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