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MLB Draft: Middle Infield

Lesedauer: 6 Min
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Es gibt nicht viele Dinge im Baseball, die schöner sind als ein klassischer 4-6-3 Double Play! Um diesen zu erreichen, braucht man einen Second Baseman (4) und einen Shortstop (6) und genau um diese Positionen kümmern wir uns heute.

Ab dem heutigen Teil meines MLB Draft Preview wird es eine kleine Änderung in dem Format geben, da ich nur noch drei anstatt fünf Spieler ausführlich erklären werde.

Hier noch einmal die Übersicht zu allen Beitragen der „MLB Draft“-Reihe:

Worauf muss man bei einem Middle Infielder achten?

Wer die nun folgenden Begriffe noch nicht versteht oder diese allgemein zum ersten Mal hört, kann gerne bei meinem Artikel über die Corner Infielder vorbeischauen, wo ich diese kurz und kompakt erklärt habe.

Anders als bei den Corner Infielder gibt es zwischen dem Second Baseman und dem Shortstop etwas abweichende Anforderungen. Beide müssen defensiv sehr gut sein, wobei für den Shortstop eine gute Armstärke ebenfalls sehr wichtig ist, da er ja regelmäßig weite Würfe zur First Base machen muss. Hitting ist für beide Positionen wichtig, wobei es für den Second Baseman nochmal wichtiger ist, als für den Shortstop, da diese Position defensiv „unwichtiger“ ist (zu dem Thema „Wichtigkeit“ folgt in Zukunft noch ein Beitrag). Das Run Tool und die Power sind bei beiden Positionen relativ unwichtig, wobei man natürlich einen Spieler bevorzugt, der diese Tools auch besitzt.

Nick Gonzales

Größe: 5‘ 10‘‘

Gewicht: 190lbs

Universität: New Mexico State

Class: Junior

Bats/Throws: R/R

Grades: Hit: 60, Power: 45, Run: 50, Field: 55, Arm: 50

Der Golden Spikes Award geht jährlich an den besten College Baseball Spieler und wäre in diesem Jahr, wenn USA Baseball ihn für die kurze Saison vergeben hätte, mit Sicherheit an Nick Gonzales gegangen. Seine Statistiken aus dieser kurzen Saison klingen beinahe absurd: .448/.610/1.155 mit 28 Runs, 12 Home Runs und 36 RBIs in nur 16 Spielen!

Die Statistiken hören sich, wie bereits erwähnt, absurd an und genau das sind sie auch, aber man muss an dieser Stelle direkt den ersten „Nachteil“ bei Gonzales nennen und dieser ist das Level der Gegner. Bei New Mexico State spielt man nicht gegen annähernd die gleichstarken Gegner, wie zum Beispiel ein Casey Martin (gleich mehr zu ihm) bei Arkansas, weshalb ich mehr auf seine Skills achte als mich von seinen Stats verleiten zu lassen, was eigentlich immer eine gute Vorgehensweise ist.

Am Schlagmal zeichnet sich Gonzales vor allem durch seine Plate Discipline, die bereits jetzt sehr fortgeschritten ist, und seine Fähigkeit, regelmäßig „guten Kontakt“ (Erklärung dieses Begriffs findet man im Beitrag über Corner Infield) zu machen aus. Während man sich bei seinem Hit Tool relativ einig ist, „scheiden sich die Geister“ bei seiner Power. Seine 12 Home Runs in nur 16 Spielen sprechen für sich, aber man muss dabei auch immer noch den Effekt des Metallschlägers beachten. Ich glaube, dass er auf lange Zeit eher zum „Average-over-Power“ Hitter wird, der in dem ein oder anderen Jahren höhere Home Run Werte hat, jedoch im Normalfall um die 15 Home Runs schlagen wird.

Defensiv hatte Gonzales in diesem Jahr, nach zwei Jahren als Second Baseman, als Shortstop gespielt. Zwar hat er definitiv die nötige Armstärke, um an der Position zu bleiben, jedoch wird er aufgrund seiner fehlenden „short-area quickness“ eher an der Second Base eine Zukunft haben. Allgemein kann er dort jedoch ein überdurchschnittlicher Verteidiger werden, der vielleicht sogar einmal einen Gold Glove Award holen könnte.

Keiner weiß wirklich, wann Gonzales vom Board gehen wird. Der früheste Zeitpunkt ist wahrscheinlich an Nr. 4 zu den Kansas City Royals, wobei man ab und an Gerüchte hört, die einen „underslot Pick“ von den Baltimore Orioles vermuten lassen, aber dazu mehr im Mock Draft (erscheint am 10. Juni).

Ed Howard

Größe: 6‘ 2‘‘

Gewicht: 185lbs

High School: Mount Carmel HS (Chicago, Illinois)

Commitment: Oklahoma

Bats/Throws; R/R

Grades: Hit: 45, Power: 50, Run: 50, Field: 65, Arm: 60

Der vermeintlich beste Shortstop im diesjährigen MLB Draft kommt aus Chicago und ist unter den MLB Scouts schon lange ein Name, auf den man ein Auge geworfen hat. Als ehemaliger Teamkollege von OF Alek Thomas, der im Jahr 2018 von den Arizona Diamondbacks in der zweiten Runde gedraftet wurde, beobachten sie den 6‘ 2‘‘ großen Shortstop wohl schon seit dessen Freshman-Jahr an der High School.

Warum dies der Fall ist, ist nicht schwer zu erkennen.

Howard fällt vor allem durch seine Defense auf, was nicht ungewöhnlich für einen Shortstop ist. An dieser Position, die er definitiv auch in Zukunft besetzen wird, zeigt Howard warum er so hoch gehandelt wird. Er besitzt ein großes Gefühl für das Positioning, macht nichts zu „aufgeregt“ und besitzt ein großes Spielverständnis. Auch sein Arm ist überdurchschnittlich und wird sogar regelmäßig als ein „Plus-Trait“ bewertet.

Während die Defense sehr leicht zu bewerten ist, ist die Offense eher schwer zu bewerten. Howard hat bereits sehr gute Bat Speed, seine Herangehensweise in der Batters Box ist ebenfalls sehr gut und er macht auch regelmäßig „guten Kontakt“. Das Problem ist schlicht und einfach, dass er zu inkonsistent ist und es nicht klar ist, ob er sich auf lange Zeit verbessern kann oder sich offensiv eher zu einem „Power-over-Hit“-Spieler entwickelt.

Bei der Power sieht es nämlich relativ gut aus. Man sieht bei ihm direkt, dass er „Raw Power“ besitzt, diese jedoch noch nicht ganz in „Game Power“ umwandeln konnte. In dieser Hinsicht wird von Teams vermutlich auch beachtet werden, dass er noch einiges an Masse zulegen kann, was seine Power eher positiv als negativ beinflussen sollte.

Howard wird auf jeden Fall in der ersten Runde gedraftet werden, aber wo ist noch nicht ganz schlüssig. Berichten zufolge, könnte er bereits an Nr. 11 zu den Chicago White Sox gehen, wobei der Großteil der Experten ihn eher in den frühen Zwanzigern sieht.

Casey Martin

Größe: 5‘ 11‘‘

Gewicht: 175lbs

Universität: Arkansas

Class: Junior

Bats/Throws: R/R

Grades: Hit: 40, Power: 55, Run: 70, Field: 55, Arm: 55

Wenn man einen Blick auf die Grades von Casey Martin wirft, dann sticht diese 70-Grade für das Run Tool direkt hinaus und genau so ist es auch auf dem Spielfeld. Wenn er „auf Base kommt“, dann wird es schnell gefährlich für das gegnerische Team, denn er kann zum einen sehr effektiv „Bases klauen“ und zum anderen geht er beim einem Single von einem Mitspieler ganz schnell von der First Base auf die Third Base, von der Second Base zur Home Base oder sogar direkt von der First Base zur Home Base.

Defensiv fällt Casey Martin, ein Spieler, der aus der High School heraus nicht gedraftet wurde, aber in seinem Freshman-Jahr direkt .345/.418/.556 mit 13 Home Runs schlug, ebenfalls sehr positiv auf. Das was Ed Howard defensiv fehlt, besitzt Casey Martin! Er ist, wie bereits erwähnt, sehr schnell und kommt ohne große Probleme an Groundballs, die zwischen ihn und den Third Baseman oder den Second Baseman geschlagen werden. Auch mit seinem Glove zeichnet sich Martin regelmäßig aus, wobei er die „Basics“ mit der ein oder anderen sehenswerten Technik kombiniert und regelmäßig „Highlight-Plays“ macht.

Offensiv gibt es jedoch auch bei Casey Martin einige Fragezeichen. Er besitzt definitiv viel „Raw Power“, die er auch schon zum großen Teil in „Game Power“ verwerten konnte, wobei er dort noch immer Potenzial nach oben hat.

Sein Hit Tool ist wiederum sehr beschränkt, so scheint er immer wieder „verloren“ in der Batters Box zu sein und, übertrieben gesagt, zu vergessen, wie man einen Baseballschläger schwingen muss. Seine Strikeout-Percentage von über 22% ist erschreckend. Häufig versucht er einfach alles in seine Power zu legen und versucht mit „grober Gewalt“ den Baseball aus dem Stadion zu schlagen, was ihm als Profi definitiv nicht so leicht gelingen wird. Wenn ich so darüber nachdenke, erinnert mich das etwas an Chicago White Sox‘ Shortstop Tim Anderson.

Durch den verkürzten Draft, mit den besonderen Auflagen, könnte Martin in die mittlere erste Runde rutschen, wobei ihn viele Experten in der späten ersten bis frühen zweiten Runde sehen.

Weitere nenneswerte Spieler (mit kruzer, stichpunktartiger Notiz):

Nick Loftin, Baylor: Durch und durch solider Spieler mit guten Hit Tools und guter Defense; Seit seinem Freshman-Jahr als Shortstop aktiv; Zeigte in der kurzen Saison 2020 großes Power-Potenzial mit zwei Home Runs, zwei Triples und vier Doubles;

Justin Foscue, Mississippi State: zukünftiger Second Baseman; Spielte bei Mississippi State an der Second Base und der Third Base, wobei er für letzteres nicht den nötigen Arm hat; In jeder Kategorie durchschnittlich bis überdurchschnittlich; Hit Tool und Power sind seine besten „Traits“

Alika Williams, Arizona State: Spielte für das USA Collegiate Baseball Team als Utility-Man; Defense über Offense; Zeigt von Zeit zu Zeit ein sehr gutes Hit Tool, will aber häufig zu viel Power benutzen; Spielte zeitweise als Cleanup-Hitter, wobei er dort dachte, dass er alles mit seiner Power machen muss und einfach nur den Ball treffen muss; Kann sich körperlich noch weiterentwickeln.

Jordan Westburg, Mississippi State: Ja, das Middle Infield von Mississippi State war sehr solide; Westburg kombiniert eine sehr gute defensive Leistungen mit viel Raw Power, was eine Kombination ist, die man von einigen der besten Shortstops in der MLB gewohnt ist; Kombiniert mit seinem Arm, könnte er auch in Zukunft an dieser Position bleiben und sich sonst zu einem überdurschnittlichen Third Baseman entwickeln.

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Silvio
21-jähriger Student, welcher zu den scheinbar wenigen Leuten in den deutschsprachigen Ländern gehört, welche Baseball tatsächlich als nicht langweilig empfinden und daran sogar eine große Freude finden. Darüber hinaus auch noch am American Football, spezifisch College Football, interessiert.

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