Bellator MMA UFC

Die MMA Verschwörung

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Es gibt in jeder Sportart, in jeder Sportliga und in jedem Land einige Leute die gewisse Verschwörungstheorien glauben oder sogar offen kommunizieren, sodass man viele dieser Theorien irgendwann für nachvollziehbar halten könnte. Kyrie Irving machte mit der Flat-Earth Theorie Schlagzeilen in der NBA, Cole Beasley von den Bills bezweifelt die Wirkung oder besser gesagt den Sinn von der Covid-Impfung, Andrew Bogut, der eine Untersuchung der Pizza-Gate-Verschwörung forderte, dies alles sind nur einige Beispiele, die man von großen Sportstars kennt.

Ich liebe MMA, für mich ist das eine der vielseitigsten Sportarten, die es gibt. Ich mag auch das System von den großen Promotionen wie das der UFC oder Bellator, allerdings gibt es (leider) gerade in diesem Sport extrem viele Menschen die sehr nahe am Lager der Verschwörungstheoretiker stehen. Viele ältere Fans des MMA Sports, die vor allem die Anfangstage bei Strikeforce und dann der UFC begleiteten, kommen aus den unteren Schichten, aus den Südstaaten der USA und sind dementsprechend gebildet. Meiner Meinung nach überhaupt kein Problem, da diese Personen keine Stimme innerhalb einer Liga wie der UFC haben und auch nicht haben sollten. Allerdings sind es gerade in den Staaten nicht nur die Fans, sondern vor allem auch die Kämpfer selbst, die wirre Aussagen, Verschwörungen und rechtes Gedankengut verbreiten.

Wie kann sowas aber überhaupt sein? Immerhin hat der Kampfsport ein großes Kriterium, dass des Respekts. In wohl keiner anderen Sportart wird der respektvolle Umgang mit seinen Trainingspartnern, Kampfgegnern oder auch Zuschauern so in den Vordergrund gestellt wie im Kampfsport. Ich trainiere selber seit einigen Jahren in den Bereichen Wrestling, Grappling und Kickboxen – also ungefähr in den drei Hauptgebieten des MMAs und überall wurde mit mir, vor allem in den ersten paar Monaten, sehr zurückhaltend umgegangen. Auch heute noch erlebe ich bei einem Sparringskampf nach jeder härteren Aktion sofort, dass sich die Gegner entschuldigen und meistens auch sofort abbrechen. Es kommt natürlich vor, dass man mit blauen Augen aus den Trainingseinheiten herausgehen kann, dass passiert aber selten und ist in 100% der Fälle nicht absichtlich. Im Endeffekt ist das in einer Vollkontaktsportart nicht zu vermeiden. Wo liegt also das Problem, dass genau diese Klientel in so zwielichtigen Vereinigungen anzutreffen ist?

Nun ja, MMA ist keine traditionelle Kampfsportart wie BJJ, Judo oder Karate. Es wird ohne Kimono trainiert und wird daher auch nicht rituell betrieben. Es ist quasi eine Art Streetfight oder Freefight, wie es früher oft genannt wurde und findet seinen Ursprung heute wohl vor allem auf der Straße. Von daher dürfte gerade zu Beginn des MMA Kampfsports, die Klientel vor allem in den unteren Schichten gefunden worden sein. Wenn wir das Ganze in den Staaten betrachten, also aus den Schichten, die es kaum geschafft haben, sich einen Collegeabschluss zu holen da entweder ihre schulischen Leistungen nicht gut genug waren, sie aus ärmlichen Verhältnissen stammten oder früh genug arbeiten mussten, um der Familie zu helfen. Schulabgänger, Kriminelle und illegale Immigranten sollten daher zu Anfangszeiten die Leute gewesen sein, die in den Gyms abhingen. Das ungenannte Stichwort also, die fehlende Bildung und die Anfälligkeit sich schnell verleiten zu lassen.

Im Endeffekt kennen wir alle in unserem Freundeskreis Menschen, die uns auf Verschwörungstheorien aufmerksam machen und meistens entsprechen diese Menschen genau dem Klischee, das man von Verschwörungstheoretikern malt. Es trifft in 90% der Fälle zu und so ist das auch im MMA Zirkus.

Nun ja, diese bildungsferneren Schichten gibt es in jeder Sportart, wenn wir Sportarten wie Polo oder Golf außen vor lassen. Im MMA beginnt der Fisch am Kopf zu stinken. Der Boss der größten und einflussreichsten Organisation, Dana White bedient die konservative Seite perfekt. Als Freund der Republikaner, Vertrauten von Donald Trump kann man White offenbar am ehesten dem rechten Spektrum zuordnen. Wenn der eigene Chef offensichtliche Ansichten hat, sollte es klar sein, wo er seine ersten Mitarbeiter findet. Im selben Dunstkreis in dem er sich selber befindet.

Nun gut, die UFC ist mittlerweile zwar immer noch verschuldet, kann aber dennoch als wertvolle Marke angeschaut werden und hat sich besonders seit Ronda Rousey und Conor McGregor zu einer etablierten Liga in den USA gemausert. Die Nachwehen der alten Zeit finden allerdings bis heute ihre Einzüge. Denn die Legenden von damals sind bis heute präsent.

QAnon, mittlerweile eine größere Organisation, die weit über die Grenzen der USA bekannt ist, ja sogar Anhänger hat einen dieser Legenden in den eigenen Reihen, Tito Ortiz. Ortiz war über ein Jahrzehnt eines der Gesichter der UFC, war zwischenzeitlich Middleweight Champion und hat am Ende seiner Karriere eine Bilanz von 18-11, einem völlig normalen Record zu dieser Zeit. Er ist neben seiner Zugehörigkeit zu QAnon, die wohl jede Verschwörungstheorie als glaubhaft anschauen auch ein klarer Gegner der Maskenpflicht, welche in den USA und vor allem in Ortiz` Heimat in Kalifornien, eingeführt wurde. Deshalb entschloss er sich dazu sich für den Stadtrat in Huntington Beach aufstellen zu lassen und sorgte mit dem Wahlkampagnen-Spruch „Make Huntington Beach safe again“ für eine Hommage an den ehemaligen US-Präsidenten, Donald Trump. Tatsächlich wurde Ortiz im November 2020 in den Stadtrat gewählt und konnte einen der Sitze dort übernehmen. Bereits Ende November sorgte er zum ersten Mal für einen Eklat, als er in Huntington Beach eine Demonstration gegen die Maskenpflicht anführte und an den Stadtratssitzungen auf die obligatorische Maske verzichtete. Im Januar folgte der zweite Fehltritt, als er live auf Social Media das Personal einer lokalen Burgerkette anprangerte, ihn aufgrund der fehlenden Maske nicht zu bedient zu haben.

Am 01. Juni 2021 trat er von seinem Amt zurück. Es war nur eine kurze Phase im Leben von Ortiz, die Verschwörungstheorien begleiten seinen Namen aber bereits länger, wurden aber aufgrund von Covid und der Abwahl von Donald Trump verstärkt. Im Frühjahr 2021 nahm Ortiz unter anderem an einer Veranstaltung gegen die neuen Covid Maßnahmen von Präsident Biden teil und war dort mit einem Schild „Covid is a Scam“ bewaffnet. Des Weiteren behauptete er, dass es sich bei der Biden Wahl um Wahlbetrug handelte und Trump der rechtmäßige Präsident des Landes wäre. Covid sei eine globale Verschwörung gegen die USA um die dortige Freiheit einzuschränken. Außerdem sprach er gezielt und wiederholend Verschwörungstheorien an die von QAnon angeprangert werden.

Don House, einer der Cutman der UFC ist ebenfalls in diesem Lager anzusiedeln. In einer ESPN Sendung trug er auf seinem Outfit den QAnon Slogan „WWG1WGA“ was soviel bedeuten soll wie „Where we go one we go all“. Die UFC leitete eine Untersuchung ein und stellte fest, dass der Slogan gegen die Kleidungsordnung verstoßen würde. House entschuldigte sich daraufhin, verwies aber darauf das QAnon sich für die „Entlarvung“ von Kinderhandel einsetze.

Cutman House mit dem umstrittenen Shirt. (Screenshot aus einer Fight Night auf ESPN)

Das sehr wohl immer noch aktive UFC Fighter zu Verfechtern der QAnon Theorien gehören zeigt das Beispiel von Masvidal. Der gebürtige Kubaner ist neben seinem Support von Trump auch aufgefallen, als er auf Social Media vermehrt Hashtags der QAnon Bewegung benutzt hat.

Auch Bantamweight Kämpfer Anthony Birchak gehört zu den QAnon Anhänger. Auf Social Media tweetete und retweetete er etliche Posts von QAnon bis seine Frau ihn bat damit aufzuhören.

Auch Bellator Middleweight Andrew Kapel gehört zu den bekennenden Anhänger von QAnon, wie er auf Instagram offiziell verkündete.

Die bekannteste Anhängerin im MMA Kosmos ist allerdings Ex-UFC Kämpferin und Hollywood Schauspielerin, Gina Carano. Durch ihre Aussage, dass die Menschen sich durch die Covid Maßnahmen wie die Juden damals zur Nazizeit fühlen, wurde sie noch während der Dreharbeiten zu „The Mandalorian“ gefeuert. Der ehemalige UFC Liebling wurde daraufhin von Dana White in Schutz genommen als Ariel Helwani, ein jüdischer MMA Journalist sich bei ihm erkundigte, was er denn von dieser Aussage hält. White reagierte sehr gereizt auf diese Nachfrage und sagte im übertragenen Sinn, dass jeder Mensch Fehler macht und das man nicht immer Drama um alles machen soll. Dass er damit Helwani und die jüdische Gemeinde diskreditierte, bemerkte er nicht und entschuldigte sich bis heute nicht dafür. Carano ist bereits vor diesem Vorfall bekennende Anhängerin der Bewegung gewesen und hat auf Social Media vermehrt Theorien verbreitet, die QAnon anprangert. Auch sie ist vehemente Maskenverweigerin und leugnet ebenfalls den Wahlsieg von Biden.

Gina Carano gehört zu den bekanntesten Verschwörungstheoretikerinnen in der Szene (cnn.com)

Luke Thomas, ein weiterer MMA Journalist sagte auf eine Nachfrage, die man ihm bezüglich der großen Akzeptanz im MMA Zirkus von QAnon stellte: „Im MMA gab es schon immer eine Sorte von Außenseitern, Bilderstürmern. Es war der Sport von Außenseitern, die entweder abgelehnt wurden oder in Mainstream-Interessen und -Aktivitäten keine Akzeptanz fanden. Verschwörungstheorien oder an Verschwörungen angrenzendes Denken waren schon immer ein Teil der Gemeinschaft. Mit QAnon haben wir eine Grenze erreicht, aber die Grundlage für eine Bevölkerung, die bereit ist, an solche Dinge zu glauben, war schon immer vorhanden.“
Damit schließt er den Kreis zur fehlenden Bildung, die ich im oberen Teil angesprochen habe.

Es fällt mir oft schwer die UFC so zu akzeptieren wie sie ist. Ich hätte es lieber, wenn ich außer den Kämpfen rundherum nichts mitkriegen würde. Leider ist das quasi unmöglich und Dana White sowie die Kämpfer, die den Kriterien entsprechen, schaffen es immer wieder in noch so jedes Fettnäpfchen zu treten. Für die meisten von uns sind solche Ansichten nur schwer zu verstehen und dennoch schauen wir hin und supporten im Entferntesten die Menschen, die solchen Schwachsinn verbreiten. In diesem Artikel habe ich nur an der Oberfläche gekratzt und bin nicht auf die ausländischen UFC Kämpfer eingegangen, welche despotische Staatsmänner unterstützen oder sogar von ihnen gefördert werden, wie beispielsweise Khamzat Chimaev oder Amanda Nunes. Aber das würde wohl den Rahmen deutlich sprengen. Seid euch bewusst, dass im MMA Kosmos viel verwirrende Theorien umhergeistern und das ein Großteil der Kämpfer diese Theorien unterstützen.

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Sam
Ich bin Sam und schreibe für The Crunchtime über die UFC und College Football

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