Die Arizona Diamondbacks haben im letzten Jahr die niedrigen Erwartungen, welche man an sie hatte, übertroffen und nur knapp einen der beiden Wild Card Plätze verpasst. Trotzdem werden die Diamondbacks (kurz D’Backs) von vielen Experten und Prognosen (PECOTA hat sie bei gerade einmal 78 Siegen) nicht als Playoffkandidat gehandelt. Warum ich da anderer Meinung bin, soll hier erläutert werden.
Offseason 2018-2019
Bevor wir uns mit der diesjährigen Saison beschäftigen, müssen wir die letzte Saison genauer unter die Lupe nehmen. Bereits in der Free Agency Phase vor der 2019er Saison, verloren die D’Backs mit LHP Patrick Corbin und OF AJ Pollock zwei ihrer besten Spieler. Corbin unterschrieb im Dezember 2018 einen 6 Jahre/140 Millionen Dollar Vertrag mit den Washington Nationals, während Pollock einen 4 Jahre/55 Millionen Dollar (mit Player Option im 5. Jahr) Vetrag mit dem NL West Rivalen Los Angeles Dodgers unterschrieb. Zudem verlor man Starting Pitcher Clay Buchholz, welcher im Jahr 2018 zum ersten Mal seit Jahren wieder an seine alten Leistungen anknüpfen konnten.
Der große Blockbuster-Deal kam jedoch am 5. Dezember 2018, als die D’Backs, mit Paul Goldschmidt, den damals vermeintlich besten First Baseman der MLB zu den St. Louis Cardinals tradeten. Tatsächlich war dies jedoch einer von den Deals, welcher die D’Backs für die Zukunft in die richtige Richtung stellte.
Erwartungen übertroffen
Der Grund warum die D’Backs die Erwartungen der letzten Saison übertrumpfen konnten, lag darin, dass viele Spieler einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht haben und die Abgänge besser kompensiert haben, als man es erwartet hat. Da gabe es, zum Beispiel, einen CF/2B Ketel Marte, welcher mit 32 Home Runs und einer Triple-Slash Line (AVG/OBP/SLG) von .329/.389/.592 sein Breakout-Jahr hatte. In keiner vorherigen Saison hatte der nun 26-Jährige mehr als 14 Home Runs und diese Zahl erreichte er in der Saison 2018. In den drei vorherigen Jahren hatte er nie mehr als 5 Home Runs. Auch ein 3B Eduardo Escobar schlug mit 35 Home Runs seinen Karriere-Höchstwert und überraschte.
Paul Goldschmidt wurde überraschend gut von Christian Walker vertreten, welcher in seiner ersten kompletten MLB Saison 29 Home Runs schlug und trotz 155 Strikeouts in 34.8% seiner Plate Appearances auf Base kam, was ein respektabler Wert ist.
Aber auch auf der Pitching-Seite kam es zu Überraschungen! Luke Weaver, welcher im Paul Goldschmidt Deal zu den D’Backs kam, hatte einer ERA unter 3.00 bis ihm eine Ellenbogenverletzung das Saisonende bereitete.
RHP Zac Gallen, welchen man im Jazz Chisholm Deal (dazu gleich mehr) von den Miami Marlins holen konnte, hatte am Ende der Saison einen ERA von 2.81 über die gesamte Saison (Marlins und D’Backs) hinweg. Im Bullpen überraschten LHP Andrew Chafin und RHP Yoan Lopez, die beide in über 70 Spielen zum Einsatz kamen, mit positiven Leistungen. Und auch ein Archie Bradley, obwohl es nicht die Leistung war, welche man von ihm gewohnt ist, lies in 66 Spielen nur 5 Home Runs zu.
Über einen Zack Greinke braucht man eigentlich nicht viel schreiben, aber mit einem ERA von 2.90 in 146.0 Innings hatte er, bis zu seinem Trade zu den Astros (dazu gleich mehr), seine beste Saison für die D’Backs seit seiner Ankunft im Jahr 2016.
Trades
Als die Trade Deadline 2019 anstand, war ein Trade von Zack Greinke beinahe undenkbar, zumindest kam mir das so vor. Am 31. Juli machten die Diamondbacks dann jedoch zwei signifikante Trades.
Zuerst traden die D’Backs ihren Top-Prospect SS Jazz Chisholm zu den Miami Marlins und bekamen dafür, wie oben bereits erwähnt, Zac Gallen, welcher zu dem Zeitpunkt bereits in der MLB war.
Der größte Deal der MLB Saison wurde dann jedoch von The Athletic’s Ken Rosenthal an die Öffentlichkeit gebracht: Zack Greinke geht zu Houston Astros, während die D’Backs im Gegenzug den Nr. 3 Prospect der Astros 1B/OF Seth Beers, Nr. 4 RHP J.B. Bukauskas, Nr. 5 RHP Corbin Martin und Nr. 22 INF/OF Joshua Rojas (Rankings via MLB Pipeline) bekamen. Wie es zu diesem Trade kam, könnt ihr in diesem Artikel von Jeff Passan lesen: “Inside the Zack Greinke deal: 24 hours that rocked the MLB trade deadline”
Zu dem Zeitpunkt waren die D’Backs noch immer im Rennen um einen der Wild Card Plätze und gaben diesen, so verstanden es viele Fans, auf.
Offseason 2019-2020
Für einige Fans schien es vielleicht auch so, dass man nun in eine Art Mini-Rebuild gehen wird und warten würde bis einige ihrer Top-Prospects in der MLB sind, um dann eine Übernahme der NL West zu starten. Aber dies war definitiv nicht der Fall.
Die D’Backs sicherten sich in der Free-Agency LHP Madison Bumgarner, welcher im letzten Jahr zwar etwas schwächelte, jedoch trotzdem nur einen WHIP von 1.127 hatte und als neues Ace der D’Backs agieren wird.
RHP’s Hèctor Ròndon (2019: 3.71 ERA, 1.253 WHIP) und Junior Guerra (2019: 3.55 ERA, 1.124 WHIP) sind zwei neue erfahrene Pitcher für das Bullpen.
Mit C Stephen Vogt (2019: .263/.314/.490, 10 HR, 40 RBI) sicherte man sich einen sehr erfahrenen Catcher, welcher zwar mit 35 Jahre nicht mehr der Jüngste ist, jedoch als Mentor für den jungen Catcher Carson Kelly, welcher ebenfalls im Goldschmidt-Deal nach Arizona kam, dienen kann.
Kole Calhoun (2019: .232/.325/.467), welcher im letzten Jahr ein Karriere-Höchstwert von 33 Home Runs schlug, unterzeichnete für zwei Jahre bei den D’Backs und bietet eine gute Alternative im Right Field zu OF/2B Tim Locastro, über den “Foolish Baseball” vor einigen Monaten ein interessantes Video gemacht hat, welches ich nur empfehlen kann.
Zudem konnte man OF David Peralta (Karriere: .290/.346/.478) verlängern, welcher im letzten Jahr zwar Offensiv schwächelte, aber sich dafür im Gegenzug einen Gold Glove sicherte.
Auch die Einjahresverträge mit LHP Robbie Ray und 1B/3B Jake Lamb, welche beide im letzten Jahr enttäuschten, aber dennoch sehr talentierte Spieler sind, sind wichtig für die kommende Saison.
Der größte Deal der Offseason für die D’Backs kam jedoch erst am 27. Januar, als man sich CF Starling Marte von den Pittsburgh Pirates sicherte. Im Gegenzug gingen SS Liover Peguero (Nr. 7 Prospect der D’Backs) und RHP Brennan Malone (Nr. 9 Prospect) zu den Pirates. Mit diesem Move stand auch fest, dass Ketel Marte wieder an die Second Base rücken würde und Starling Marte das Center Field übergeben wird.
Abgänge gab es bei den Diamondbacks natürlich auch, wobei sich diese eigentlich im Rahmen halten. INF Wilmer Flores hatte im letzten Jahr ein gutes Bounceback-Jahr (2019: .317/.361/.487, 9 HR, 37 RBI), ist jedoch nun bei dem Divisionsrivalen San Francisco Giants. Mit den Outfieldern Adam Jones (jetzt Orix Buffaloes, Japan) und Jarrod Dyson (jetzt Pittsburgh Pirates) verliert man Major League erfahrene Backups, die man jedoch leicht ersetzen kann.
Bei den Pitchern verliert man mit Matt Andriese (jetzt Los Angeles Angels) einen Relief Pitcher, welcher zwar im letzten Jahr einen ERA von 4.71 und WHIP von 1.401 scheinbar keine optimale Saison hatte, jedoch sieht diese bei der Betrachtung seines FIP von 3.72 deutlich besser aus. Auch Yoshihisa Hirano (jetzt Seattle Mariners) und T.J. McFarland (jetzt Oakland A’s) sind zwei Reliever, die im letzten Jahr viele Spiele bestritten haben und in diesem Jahr nicht mehr Teil der D’Backs sein werden.
Meine Zuversicht
Vor der Offseason wäre meine Prognose vermutlich ein Hot Take gewesen, aber es kommt mir so vor, als kommen mit der annähernden regulären Saison immer mehr Leute zu diesem potentiellen Szenario.
Dass die D’Backs dieses Jahr gut aufgestellt sind, sollte eigentlich mit den oben beschriebenen Deals klar geworden sein, jedoch muss trotzdem einiges geschehen, dass eine Playoffteilnahme in Frage kommt.
Die Los Angeles Dodgers sollten die NL West gewinnen und das auch mit einigen Spielen Vorsprung, also geht der einzige mögliche Weg in die Playoffs über einen der beiden Wild Card Plätze und das bedeutet eins: So viele Spiele gewinnen wie möglich!
Und am Besten nicht nur irgendwelche Spiele gewinnen. Die D’Backs müssen vor allem gegen ihre beiden guten Rivalen in der Division, die San Diego Padres und die Los Angeles Dodgers, viele Spiele gewinnen. Im letzten Jahr hatten die D’Backs einen Record von 8-11 Record gegen die Dodgers, was relativ solide ist. Gegen die Padres lag er im letzten Jahr bei 11-8. Beide Records sollten in der kommenden Saison über .500 für die D’Backs liegen, um wieder ein gutes “Fundament” zu legen. Gleichzeitig darf man jedoch nicht wieder einen Record von circa .500 gegen die beiden schlechten Teams der eigenen Division, die Colorado Rockies (2019: 9-10) und San Francisco Giants (2019: 10-9), hinlegen, sondern muss diese Serien bestmöglich dominieren. Ein optimaler Record in der NL West würde den D’Backs immens weiterhelfen.
Ein weiterer Grund, warum ich so positiv eingestellt bin, ist auch die Farm der D’Backs. Natürlich sind die meisten Prospects der D’Backs noch nicht bereit, in die Big League hochgeholt zu werden, jedoch gibt es einige hoch platzierte Prospects, welche bereits in diesem Jahr einen Unterschied machen können.
Zum einen gibt es da C/OF Daulton Varsho, den Nr. 1 Prospect der D’Backs (Rankings sind von hier an von Baseball America). Die Kombination aus Catcher und Outfielder ist sehr selten und liegt vor allem an Varsho’s Athletik. Seine Vielfältigkeit könnte am Ende der Saison sehr wichtig für die D’Backs sein, sollte sich einer der Catcher oder ein Outfielder verletzen oder nicht die nötige Leistung bringen.
RHP Corbin Martin, aktuell der Nr. 8 Prospect der D’Backs, ist aktuell zwar verletzt, könnte jedoch nach der All-Star Break wieder fit sein wir. Danach sollte er dann vermutlich direkt hochgeholt werden, um das Bullpen zu verstärken.
RHP Jon Duplantier machte letztes Jahr sein MLB Debüt und wurde dort vom Starter in einen Reliever umgewandelt. Ob der Nr. 13 Prospect auch in Zukunft im Bullpen bleiben wird oder sich wieder für einen Starter-Job empfehlen kann, ist aktuell unklar. Nichts desto trotz ist er ein interessanter Spieler, welchen man dieses Jahr im Auge behalten sollte.
Auch RHP Luke Weaver könnte zum Ende der Saison wieder fit sein und Manager Torey Lovullo gab bereits bekannt, dass er bei Playoffchancen im Bullpen zum Einsatz kommen könnte.
Würde ich mein gesamtes Geld darauf wetten, dass die D’Backs in die Playoffs kommen? Vermutlich nicht! Bin ich trotzdem zuversichtlich? Ja!