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Änderungen beim MLB Draft 2020, ‚Draft Pool‘ und ‚Slot Value‘

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Bereits im März dieses Jahres hatten sich allem Anschein nach die MLB und die Major League Baseball Players Association (kurz MLBPA), also die Gewerkschaft der MLB Spieler, auf einen Vertag bezüglich einer Anpassung der Länge des MLB Drafts geeinigt. 

Dieser Vetrag versicherte, dass es auch in diesem Jahr definitiv einen First-Year Player Draft (auch als MLB Draft oder Rule IV Draft bekannt) geben würde, jedoch wurde für diesen noch keine Anzahl an Runden festgelegt. Lediglich ein Rahmen von mindestens fünf bis maximal 40 Runden, was der aktuellen Norm entspricht, wurde vereinbart. Man ging jedoch schon im März davon aus, dass es, unter den aktuellen Umständen, nicht mehr als 10 Runden geben würde.

Am Ende des Monats April kam dann die Meldung, dass die MLBPA einen Vorschlag des Commissioner, Rob Manfred, abgelehnt hat, mit welchem der MLB Draft 2020 über 10 Runden laufen würde, jedoch war dies mit großen Abstrichen verbunden. Während der Slot Value, ein Thema welches ich gleich kurz erklären werde, für die erste bis fünfte Runde dem des MLB Draft 2019 entsprechen würde, würde es für die sechste bis 10. Runde nur die Hälfte des Slot Values des Vorjahres betragen. Zudem könnten man von den Spielern, welche innerhalb dieser zehn Runden nicht von einem Team gepickt wurde, nur fünf Spieler für eine Summe von maximal 20.000 USD, dem standardmäßigen Maximalwert für “Undrafted Free Agents” (kurz UDFAs), unter Vetrag nehmen. Darüber hinaus hätte man eine unbeschränkte Anzahl an UDFAs für 5.000 USD oder weniger unter Vertrag nehmen können.

Bevor ich zu dem (noch nicht offiziell bestätigten) Format des diesjährigen MLB Drafts und dessen Folgen kommen kann, sollte ich das Slot Value System kurz erklären.

„Slot Value“ und „Draft Pool“

In einem “normalen” MLB Draft, welcher über 40 Runden geht, ist jedem Pick vom ersten bis zum letzten der 10. Runde ein Slot Value zugewiesen. Dies ist ein von der MLB vorgegebener Wert, für wie viel US-Dollar man einen Spieler bzw. Draft-Pick unter Vetrag nehmen sollte. Logischerweise sinkt dieser mit jedem Pick. Jedes Team besitzt dann einen “Bonus Pool”, welcher sich aus der Summe der Slot Values eines Teams, über die ersten zehn Runden, ergibt. Teams mit vielen Picks und/oder hohen Picks, haben in Folge dessen einen größeren “Bonus Pool” als Teams, die wenig Picks haben. 

Um das an einem Beispiel näher zu bringen, schauen wir auf den letztjährigen MLB Draft. Die Arizona Diamondbacks hatten im letzten Jahr, mit 16.093.700 USD den größten Bonus Pool, was vor allem damit zusammenhing, dass sie sieben der ersten 75 Draft-Picks hatten. Die Boston Red Sox, der damalige World Series Champion, hatte mit 4.788.100 USD den geringsten Bonus Pool.

Vielleicht fragt ihr euch nun, ob man diesen “Draft Pool” überschreiten darf und ob man mehr bzw. weniger für Spieler bezahlen darf, als der zugewiesene Slot Value. Die Antwort ist für alle drei Sachen: Ja! Man kann seinen “Draft Pool” überschreiten, jedoch nicht ohne Folgen. Liegt man am Ende 0-5% über dem Draft Pool, muss man 75% des überschrittenen Wert als Strafsteuer bezahlen und bei 5-10% muss man zusätzlich seinen Erstrundenpick im nächsten Jahr abgeben. Wenn man sogar 10-15% darüber liegt, muss man den kompletten überzogenen Betrag als Strafsteuer einreichen und verliert den nächstjährigen Erst- und Zweitrundenpick. Sollte ein Team den “Draft Pool” sogar um mehr als 15% überschreiten, verliert man statt dem nächstjährigen Erst- und Zweitrundenpick, die Erstrundenpicks der nächsten beiden Jahren.

Man kann auch mehr bzw. weniger als das zugewiesene Slot Value bezahlen. Gleiches gilt übrigens auch für Spieler, welche nach der 10. Runde gedraftet werden. Diese können (normalerweise) für maximal 100.000 USD unter Vetrag genommen werden, bezahlt man jedoch mehr für einen dieser Spieler, wird der Betrag, welcher über den Maximalbetrag hinausgehen noch vom “Bonus Pool” abgezogen bzw. dazugerechnet (je nachdem wie man es sieht). Zahlt man jedoch weniger als 100.000 USD für diese, z.B. für 50.000 USD werden die anderen 50.000 USD nicht zum “Bonus Pool” hinzugefügt bzw. wird dieser nicht vergrößert.

Dies ist der Grund, warum wir beim MLB Draft häufig von “Signability” und “Leverage” bei der Vertragsverhandlung reden. Zu diesen Themen kommt vielleicht mehr, wenn ich einen Beitrag zu den diesjährigen Prospects des MLB Drafts mache.

Der diesjährige MLB Draft

Kommen wir nun zurück zum diesjährigen MLB Draft, welcher am 10. und 11. Juni stattfinden und über fünf Runden gehen wird. Wie im Vorschlag des Commisioner wird der Slot Value für die Picks der ersten fünf Runden gleich sein, wie sie es im letzten Jahr waren. Darüber hinaus dürfen Teams nun eine unbegrenzte Menge an UDFAs unter Vertrag nehmen, jedoch nur für maximal 20.000 USD je Spieler.

Natürlich ist dies für High School Seniors und auch für College Juniors und ‚Draft-eligible‘ Sophomores scheinbar kein großes Problem, immerhin könnten sie ja ans College gehen, zu diesem wieder zurückkehren oder (im Fall von HS Seniors) auch für ein Jahr ans Junior College gehen und es im nächsten Jahr erneut im Draft versuchen. 

Das Problem dabei ist jedoch, dass jedes College Baseball Team nur 11.7 Stipendien hat, welche sie vergeben können und diese häufig auch unter den Spielern aufteilen. Sollten nun Spieler wieder zurückkommen und gleichzeitig eine Großzahl an High School Spielern ebenfalls zu den College Teams stoßen, könnte dies zu Problemen für einige College Baseball Teams führen. 

Positiv könnte dies wiederum für die bereits zuvor erwähnten Junior College Teams sein. Sie werden nun vermutlich mehrere High School Seniors zu sich holen können. Vor allem die Spieler, welche normalerweise knapp außerhalb der Top-5 Runden (oder vom Talentlevel her sogar, in diesen ersten fünf Runden) gehandelt werden, bei denen jedoch Fragezeichen bezüglich der “Signability” bestehen, aber nicht für mindestens zwei bis drei Jahre an eine Universität wollen.

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Silvio
21-jähriger Student, welcher zu den scheinbar wenigen Leuten in den deutschsprachigen Ländern gehört, welche Baseball tatsächlich als nicht langweilig empfinden und daran sogar eine große Freude finden. Darüber hinaus auch noch am American Football, spezifisch College Football, interessiert.

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